Die viertel Corona-Welle in Deutschland schwillt immer weiter an. Das Robert-Koch-Institut meldete am Donnerstag erstmals mehr als 50.000 Neuinfektionen mit Sars-Cov-2 binnen eines Tages, genau waren es 50.196. Auch die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist so hoch wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern und Woche am Donnerstagmorgen mit 249,1 an. Die Inzidenz stieg damit den vierten Tag in Folge auf einen Höchstwert.
Angesichts der sich zuspitzenden Lage werden Rufe nach einer Pflicht zur Impfung gegen das Coronavirus lauter. So rät der Deutsche Ethikrat, eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen zu prüfen. Konkret nannte das Gremium Menschen "wie ärztliches und pflegendes Personal, aber auch Mitarbeitende des Sozialdienstes, der Alltagsbegleitung oder der Hauswirtschaft". Diese trügen "eine besondere Verantwortung dafür, die ihnen Anvertrauten nicht zu schädigen". Gleiches gelte für "Institutionen und Einrichtungen, die dafür verantwortlich sind, die dort versorgten Menschen keinen vermeidbaren gesundheitlichen Gefahren auszusetzen."
Soll Deutschland die Menschen zur Coronaimpfung verpflichten?
Ja, wir brauchen eine Impfpflicht für alle!
Nur bestimmte Berufsgruppen sollten zur Impfung verpflichtet werden!
Nein, ich bin gegen eine Impfpflicht!
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordert eine begrenzte Impfpflicht: "Wir brauchen eine partielle Impfpflicht, insbesondere für bestimmte Berufsgruppen. Das ist dringend notwendig, mindestens in sensiblen Bereichen, beispielsweise in Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäusern."
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Ähnlich sieht das die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. "Impfpflichten für Multiplikatorengruppen" seien eine Möglichkeit, "unsere Instrumente für die Eindämmung der Pandemie zu verbessern", erklärte ihr Präsident Gerald Haug. Zu diesen Gruppen könne man Pflegepersonal, Lehrer und andere Berufsgruppen mit viel Kontakt zu anderen Menschen zählen.
Sogar allgemeine Impfpflicht im Gespräch
Noch weiter geht die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Bei stagnierender Impfquote hält sie sogar eine allgemeine Impfpflicht für nötig. Im "Kölner Stadt-Anzeiger" bezeichnete sie die 2G-Regelung als "letzten Schritt vor einer Impfpflicht". Eine allgemeine Pflicht werde wohl kommen müssen, wenn sich nicht mehr Menschen für eine Impfung entschieden. "Ich fürchte, dass wenn wir bis Weihnachten keinen richtigen Schub bei der Impfquote haben, werden wir über eine Impfpflicht für alle diskutieren müssen", sagte Reker der Zeitung. Mit den "Einschränkungen in unserem Leben" könne es auf Dauer nicht so weitergehen.
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Einige Maßnahmen, die in Deutschland diskutiert werden oder schon gelten, aber nicht konsequent umgesetzt werden, sind zum Beispiel in Frankreich längst Standard. Bereits seit Mitte September gilt dort eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen, vor allem Pflegeberufe. Präsident Emmanuel Macron hatte angekündigt, Impfverweigerer aus diesen Gruppen ohne Gehalt freizustellen. Das betraf mehrere tausend Menschen, machte aber keine großen Schlagzeilen.
Der Ethikrat hofft, "dass bereits die Diskussion um die Einführung einer gesetzlichen Impfpflicht als ein Signal in den Institutionen wahrgenommen wird, zügig effektive, aufsuchende Impfkampagnen mit zielgruppenspezifischer Information und Aufklärung für die verschiedenen Berufsgruppen zu organisieren".
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