Seuchenbericht zeigt, für welche Menschen das Coronavirus besonders gefährlich ist

Wenige Tage nach dem Tod des Corona-Whistleblowers Li Wenliang ist ein weiterer Mediziner an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus (medizinischer Name „Sars-CoV-2“) erlegen: Liu Zhiming arbeitete als Direktor des Wuchang Hospitals in der stark betroffenen Metropole Wuhan und sei am Montag gestorben, berichtet die Nachrichtenagentur China News. Der Erreger löst die Lungenkrankheit Covid-19 aus.

 Nach Angaben der britischen BBC war Zhiming zum Todeszeitpunkt 51 Jahre alt. Die Klinik, für die er arbeitete, gilt als eines der führenden Krankenhäuser im Virus-Epizentrum in der chinesischen Region Hubei. Mit Zhimings Tod erhöht sich die Zahl der gestorbenen Helfer auf mindestens sieben. Hinzu kommt eine große Anzahl infizierter Helfer: Mehr als 1700 Ärzte und Pflegekräfte haben sich bislang mit dem Erreger angesteckt.

Meldungen über einzelne Todesfälle verbreiten sich oft schnell in den Medien. Doch sie geben keinen Aufschluss darüber, wie gefährlich der Erreger tatsächlich ist. Dafür sind epidemiologische Daten notwendig, wie sie am Montag vom Chinese Centre for Disease and Prevention (CCDC) veröffentlicht wurden. Die Studie ist die bislang größte Untersuchung in Hinblick auf das Seuchengeschehen in China und umfasst mehr als 44.600 bestätigte Infektionen, die bis zum 11. Februar aufgetreten sind. Insgesamt wurden für die Untersuchung mehr als 72.300 Patientenakten ausgewertet, darunter auch nicht bestätigte Verdachtsfälle. Die Ergebnisse wurden im Fachblatt „Chinese Journal of Epidemiology“ veröffentlicht. 

Die Daten lassen Rückschlüsse zu der Sterblichkeitsrate und Risikogruppen zu: 80,9 Prozent der bestätigten Infektionen verlaufen demnach mild, 13,8 Prozent schwer und nur 4,7 Prozent werden als kritisch eingestuft. Unter den bestätigten Infektionen gab es bis zum 11. Februar 1023 Todesfälle, was einer Sterblichkeitsrate von 2,3 Prozent entsprechen würde. Nicht bestätigte Fälle sind hier allerdings nicht einberechnet. Experten rechnen mit einer hohen Dunkelziffer an nicht nachgewiesenen Infektionen.

Sterblichkeitsrate steigt ab 80 Jahren stark an

Ältere Menschen ab 80 Jahren haben demnach ein höheres Risiko für schwere Verläufe –  die Sterblichkeitsrate steigt mit zunehmendem Alter an. Dieses Phänomen gibt es auch bei anderen Infektionskrankheiten, beispielsweise der Influenza-Grippe.

Die einzelnen Altersgruppen im Überblick (Daten bezogen auf Anzahl der bestätigten Covid-19-Fälle bis zum 11.Februar 2020 in Festland China, n=44.672):

Männer haben demnach eine höhere Sterblichkeitsrate (2,8 Prozent) als Frauen (1,7 Prozent). Auch Vorerkrankungen beeinflussen die Sterblichkeitsrate: Bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten (10,5 Prozent), Diabetes (7,3 Prozent), Atemwegserkrankungen (6,3 Prozent), Bluthochdruck (6,0 Prozent) und Krebs (5,6 Prozent) ist sie erhöht. Bei gesunden Menschen liegt sie bei 0,9 Prozent.

Unklar ist, ob diese Zahlen auch auf andere Regionen außerhalb Chinas übertragbar sind. Experten gehen davon aus, dass die Sterblichkeitsrate vor allem in der stark betroffenen Region Hubei erhöht ist und anderswo niedriger ausfallen dürfte. „Man muss davon ausgehen, dass in China die Krankenhäuser derart überfüllt sind, sodass man gar nicht mehr die Zeit hat, sich mit den leicht symptomatischen Patienten zu beschäftigen“, erklärte Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie am Münchner Klinikum Schwabing, vor einigen Tagen. „Das heißt, die Patienten, die wir in den Krankenhäusern sehen, das sind schwere Fälle und dass dabei auch eine entsprechend hohe Letalität vorherrscht, ist gut nachvollziehbar.“

Trendwende bei Ausbruch?

Die Autoren der Studie berichten zudem, dass die Kurve des Epidemie-Ausbruchs um den 23. bis 26. Januar ihren bisherigen Höhepunkt erreichte und danach begann, bis zum 11. Februar abzunehmen. Die Experten werten das als Anzeichen dafür, dass die Quarantäne ganzer Städte und die Anwendung von Hygienemaßnahmen erste Erfolge erziele. In China sind nach wie vor ganze Millionenstädte von der Außenwelt abgeriegelt. In der 11-Millionen-Metropole werden die Bewohner mittlerweile durch Hausbesuche auf Symptome des Virus hin untersucht. 

Clemens Wendtner nennt die sinkende Anzahl von bestätigten Infektionen „ermutigend“, hegt aber Zweifel, dass es sich dabei tatsächlich um die erhoffte Trendwende handelt. Die Falldefinition der WHO fordert unter anderem den Virus-Nachweis mittels Nukleinsäuretest (PCR). Doch diese Methode sei Berichten zufolge in Hubei nicht immer verfügbar gewesen. „Dort wurden sicher nicht alle Erkrankten diagnostiziert“, so Wendtner. Im Festland von China würden vor allem jene Fälle gezählt werden, bei denen Patienten bereits Symptome der Lungenkrankheit zeigen. „Ganz anders als die Empfehlung der WHO, wonach PCR-positive Fälle auch dann als bestätigt gezählt werden, selbst wenn der Patient (noch) keine Symptome zeigt“, berichtet Wendtner. Hinzu komme, dass die Dunkelziffer der Covid-19-Patienten in der Region Hubei vermutlich sehr hoch ist. „Wer geht denn jetzt noch ins Krankenhaus zum Arzt, wenn er Angst hat, unter Quarantäne steht und die Wohnung ohnehin nur schwer verlassen kann?“

In China sind mittlerweile mehr als 1700 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Mehr als 70.000 Menschen haben sich seit Dezember infiziert.

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