Lunge, Herz, Hirn: So greift das Coronavirus Sars-CoV-2 den Körper an

Das Coronavirus Sars-CoV-2 greift längst nicht nur die Lunge an. Sehen Sie hier, wie das Virus in den Körper gelangt, sich dort ausbreitet und welche Auswirkungen bisher bekannt sind.

Hauptsächlich gelangt der Erreger Sars-CoV-2 über die Atemwege in den Körper, also zum Beispiel über die Nase. Bei der Obduktion von Corona-Opfern konnten Pathologen nicht nur massive Schädigungen an den Lungen feststellen, sondern auch am Herzen und anderen Organen. Auch die Blutgerinnung scheint das Virus zu beeinflussen.

Wo sich das Virus manifestiert, hängt laut Robert Koch-Institut (RKI) "von der Dichte der ACE-2 Rezeptoren in den Geweben" ab.  Denn diese nutzt der Erreger, um in den Körper zu gelangen, wie die nachfolgende Grafik zeigt.

Sars-CoV-2: Perfider Angriff auf den Körper

BurdaForward

Das Coronavirus nutzt als Eintrittspforten ACE2-Rezeptoren. Diese finden sich in Zellen der Lunge, aber auch in anderen Organen, wie zum Beispiel dem Herzen. Nachdem das Virus an einen ACE-2-Rezeptor andockt, spaltet es die Hülle der Zelle und dringt in sie ein.

Nun kapert er das Erbgut (Genom) der Zelle und zwingt es, unzählige Virus-Kopien zu produzieren.

Diese wiederum können weitere Körperzellen befallen.

Das wissen wir bisher über den Angriff von Sars-CoV-2 auf unseren Körper:

Sars-CoV-2 kann Atemwegsinfektionen verursachen und zu einer Lungenentzündung führen. Im Computertomographen wird sichtbar, dass Covid-19-Patienten zum Teil Lungenschäden aufweisen. Milchglasmuster nennen Ärzte die weißen Einsprengsel auf dem CT-Bild, es sind entzündliche Stellen.

Eine Lungenentzündung kann vollständig ausheilen, aber es können auch dauerhafte Narben entstehen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass Langzeitschäden in manchen Fällen nicht nur durch Beatmungsgeräte ausgelöst werden können, sondern auch durch das Virus selbst. Diese könnten sich etwa in Form von Luftnot äußern.

Herz

gettyimages / Nerthuz  

Das Coronavirus scheint auch Herz und Herz-Kreislauf anzugreifen. Vermutlich nutzt das Virus auch hier die ACE-2-Rezeptoren als Eintrittspforten. Mehrere Studien zeigen, dass sich bei schwer an Covid-19 erkrankten Patienten teilweise erhöhte Werte eines Biomarkers im Blut fanden, der bei einer Schädigung des Herzens freigesetzt wird.

Auch gibt es Hinweise, dass bei Covid-19-Patienten Komplikationen wie Herzmuskelentzündungen auftreten können. Zudem kann das Herz indirekt zu Schaden kommen, etwa infolge eines Lungenversagens und der darauffolgenden intensivmedizinischen Behandlung. Insbesondere bei schwer erkrankten Patienten können laut Robert Koch-Institut ein Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen auftreten.

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Sars-CoV-2 kann offenbar auch das Gehirn angreifen. Wie, ist bisher nicht abschließend geklärt. Als neurologische Symptome können bei Erkrankten laut RKI Schwindel, Kopfschmerzen und andere Beeinträchtigungen auftreten.

Laut britischen Neurologen kann Sars-CoV-2 zudem schwerwiegende Schäden am Gehirn und am Zentralem Nervensystem verursachen, die unter anderem Verwirrtheitszustände, Desorientierung und Schlaganfälle auslösen können. (Sie hatten in einer kleinen Studie 43 Covid-19-Patienten untersucht. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie in der Zeitschrift "Brain").

Dem RKI zufolge wurden vereinzelt auch Fälle von Hirnhautentzündung und des Guillain-Barré- sowie Miller-Fisher-Syndroms beschrieben. Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine entzündliche Nervenerkrankung, die sich durch Lähmungen äußert, vornehmlich in Beinen und Armen. Das Miller-Fisher-Syndrom ist eine seltene Variante des Guillain-Barré-Syndroms und äußert sich unter anderem durch Störungen der Bewegungskoordination, wie das Paul-Ehrlich-Institut schreibt.

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Covid-19 scheint die Blutgerinnung zu beeinflussen. Erste Daten zeigen, dass schwer erkrankte Corona-Patienten erhöhte Gerinnungsfaktoren entwickeln; ihr Körper ihr Blut also verdickt. Das ist bei einer Influenza-Infektion ebenfalls möglich.

Diese Blutgerinnsel können wichtige Blutgefäße im Organismus verstopfen. Dadurch kann das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko durch Covid-19 steigen.  

In seltenen Fällen zeigt sich der Erreger auch in Hautveränderungen, etwa durch juckende Ausschläge, die an eine Masernerkrankung erinnern, durch Papeln, Rötungen, Hautbläschen, Frostbeulen-ähnliche Hautläsionen oder Nesselsucht-ähnlichen Ausschlägen. In seltenen Fällen kann es, so berichtet das Robert Koch-Institut, auch zu schweren Durchblutungsstörungen kommen.

Auch Symptome die den Magen-Darm-Trakt betreffen, wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfälle, können mit einer Covid-19-Infektion einhergehen. Laut Robert Koch-Institut sind zudem Leberfunktionsstörungen möglich.

Nieren

Bei Patienten, die bei schweren Krankheitsverläufen beatmet werden müssen, kann es zu einem Nierenversagen kommen.

Als Quelle für diesen Artikel diente unter anderem der Steckbrief des RKI.

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