Kommunen bitten: Apotheken sollen Desinfektionsmittel für Kliniken aufsparen

Die Desinfektionsmittel in den Kliniken werden überall knapp. In Baden-Württemberg bitten nun die Kommunen Apotheken um Unterstützung. So schrieb etwa das Landratsamt Esslingen am vergangenen Freitag die Apotheken in seinem Landkreis an, bis zum heutigen Montagabend mitzuteilen, wie viel Desinfektionsmittel sie vorrätig haben. Zugleich werden sie gebeten, diese nicht mehr zu verkaufen, sondern für Kliniken vorzuhalten.

Wer derzeit in einer Apotheke arbeitet, weiß es nur zu gut: Die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln ist hoch – doch kaum zu bedienen. Nachdem es den Apotheken nun auch per Allgemeinverfügung erlaubt ist, Desinfektionsmittel herzustellen, können sie theoretisch für Abhilfe sorgen. Doch es ist nicht einfach an die Ausgangsstoffe und die Primärpackmittel zu kommen. Wenn sie das nötige Material haben, sind sie in der Regel gehalten, zunächst die Gesundheitspartner zu versorgen: Kliniken, Arztpraxen, Pflegeheime. Denn dort werden die Mittel am dringendsten benötigt. Für den „normalen“ Schutz wird der Bevölkerung weiterhin geraten, gründlich und häufig die Hände mit Seife zu waschen. Auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hatte kürzlich in einem Videostatement erklärt, bei der Eigenherstellung vor allem an die Gesundheitspartner zu denken und privaten Verbrauchern nur handelsübliche Mengen zu verkaufen. In einem Interview mit der Bild-Zeitung hatte Schmidt außerdem versprochen, dass Desinfektionsmittel in den meisten Apotheken in Kürze wieder verfügbar seien. 

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Im Landkreis Esslingen ist die Situation nicht anders. Und hier sieht es der Landrat als eine wichtige Aufgabe der nächsten Tage, die Kliniken mit ausreichend Desinfektionsmitteln zu versorgen. „Die Vorräte drohen sonst zur Neige zu gehen“, schreibt der Gesundheitsdezernent in einem Brief an die Apotheken im Landkreis, der DAZ.online vorliegt. Er bittet dringend um die Unterstützung der Apotheken: „Wir können die Lage nur meistern, wenn alle Akteure ihr Bestes geben.“

Daher bittet der Dezernent die Apotheken „mit Nachdruck“, bis zum heutigen Montagabend mitzuteilen, wie viel Desinfektionsmittel die einzelnen Apotheken noch vorrätig haben. „Gleichzeitig bitte ich Sie, diese nicht mehr zu verkaufen, sondern für den dringend benötigten Einsatz in den Kliniken vorzuhalten“. Zudem sollen die Apotheken mitteilen, „ob und wenn ja, wieviel Desinfektionsmittel Sie einmalig oder regelmäßig herstellen können“. Auch die Gründe für eine nur begrenzt mögliche Herstellung werden erfragt. „Dabei sind mögliche behördliche oder juristische Vorgaben zunächst nicht erheblich“, stellt der Dezernent klar.

Dem Landesapothekerverband Baden-Württemberg ist ein entsprechendes Schreiben auch aus dem Kreis Pforzheim/Enz bekannt. Auch sonst suchten die Gesundheitsämter der Kommunen direkt vor Ort den Kontakt mit den Apotheken, erklärte ein Sprecher. Derweil sind die Landesapothekerverbände auch über den Deutschen Apothekerverband und zusammen mit dem Großhandelsverband Phagro bemüht, für Nachschub bei den Ausgangsstoffen zu sorgen. 

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