Könnte der Chatuchak-Markt in Bangkok der nächste Pandemie-Hotspot werden?

Er ist nicht nur ein Markt, sondern eine Touristenattraktion in der thailändischen Hauptstadt Bangkok: Der „Chatuchak Weekend Market“. Nach eigenen Angaben ist der Markt mit mehr als 200.000 Besuchern jedes Wochenende der größte der Welt. Hier gebe es mehr als 15.000 Stände auf circa 142.000 Quadratmetern. Neben Kleidung, Kunst und Antiquitäten werden hier auch Lebensmittel und lebende Tiere verkauft.

Seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie sind solche Märkte, auf denen lebende (Wild-)Tiere gehandelt werden, in Verruf geraten. Immerhin gilt der sogenannte wet market in Wuhan, auf dem neben Fischen und Meeresfrüchten auch Wildtiere verkauft wurden, als ein möglicher Ursprungsort des Virus. Wie die WHO im Januar 2020 – also noch vor der globalen Pandemie – mitteilte, seien einige Patienten mit Lungenentzündung Händler auf dem Huanan Seafood-Markt gewesen. 

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Touristen könnten Krankheiten in die Welt verbreiten

Aufgrund dessen sieht ein Experte im Chatuchak-Markt das nächste mögliche Epizentrum einer neuen Pandemie. „Es ist in jeder Hinsicht eine infektiöse Bombe“, sagte Allan Randrup Thomsen, Professor für experimentelle Virologie der Universität Kopenhagen, der dänischen Zeitung „Politiken“. Die gleiche Einschätzung hätten auch mehrere andere Ärzte, mit denen „Politiken“ gesprochen habe. Welche dies sind, nennt die Zeitung allerdings nicht.

Thomsen betrachte es nicht als eine Frage, ob, sondern wann es zu einem Ausbruch auf dem Chatuchak-Markt kommen wird. Nach seiner Einschätzung könnte dies viel schlimmer werden als in Wuhan, da der Chatuchak-Markt normalerweise eine der beliebtesten Touristenattraktionen Bangkoks ist, so „Politiken“. „Dies bedeutet, dass ein lokaler Ausbruch sehr schnell zu einem globalen Ausbruch wird, da viele Menschen einen neuen Virus in ihre Heimatländer zurückzubringen könnten.“ Jährlich wird Bangkok von Millionen von Touristen besucht. 

Chatuchak-Markt in Bangkok ein „Wuhan in the making“

Schon Mitte März nannte „Bangkok Post“ den Chatuchak-Markt ein „Wuhan in the making“ – ein nächstes Wuhan. Denn der Markt sei nicht nur eine Brutstätte für die potenzielle Übertragung von Viren, sondern auch eine Drehscheibe für illegale Geschäfte, die Wildtiere aus der ganzen Welt verkaufen, viele davon sind geschützt. Selbst wenn diese Wildtiere nicht vor Ort geschlachtet würden, stelle die Käfighaltung auf dem Markt eine potenzielle Quelle für die Übertragung von Viren dar, so die „Bangkok Post“ weiter.

Wie die „Politiken“ berichtet, spiele der „Chatuchak Weekend Market“ laut der Organisation Wildlife Justice Commission eine herausragende Rolle im globalen illegalen Handel mit Wildtieren. In einem Bereich des Marktes würden Wildtiere aus der ganzen Welt verkauft, die in Kisten und Käfigen übereinander und nebeneinander gestapelt seien. Durch diese Nähe sei eine Übertragung von Krankheitserregern leichter, so die Zeitung. 

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Trotz Schließung: Markt verkauft weiter Tiere

Der Markt wurde am 22. März auf Anordnung der Stadt geschlossen – zusammen mit anderen Märkten in Bangkok. Anfang Mai öffnete der Chatuchak-Markt nach 48 Tagen wieder, allerdings unter Auflagen. So wurden etwa Öffnungszeiten geändert, manche Stände blieben geschlossen, wie die „Bangkok Post“ berichtete. Menschen müssten Gesichtsmasken tragen und es gebe Fieberkontrollpunkte sowie Desinfektionsmittel und Waschbecken. Es gebe auch Obergrenzen für Kunden in Geschäften.

Ein Reporter des britischen Fernsehsenders Channel 4 hatte den Markt im April dieses Jahres mit versteckten Kameras besucht – obwohl dieser offiziell eigentlich geschlossen worden war. Die Bilder zeigen unter anderem Geflügel und Erdmännchen in Käfigen eingesperrt, Schildkröten und andere Wildtiere aus verschiedenen Teilen der Erde.

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Ein Beamter der Stadt Bangkok sagte Channel 4, dass strengere Gesetze kurz vor der Coronavirus-Pandemie verabschiedet worden seien. Wenn der Handel mit Wildtieren verboten würde, sei es einfacher zu kontrollieren, sagte Maj Gen Wiwat Chaisangkha dem Sender. Aber: „Nachfrage und Angebot sind das Problem.“ Es sei schwierig, das Gesetz durchzusetzen.

Tiermärkte sind „schlafende Zeitbomben“

Die Kombination aus lebenden, wilden Tieren, schlecht regulierter Tierhaltung und unhygienischer Schlachtung sei „ein perfekter Sturm für Viren, um zu entstehen“, sagte Kevin Olival, ein Evolutionsbiologe der NGO EcoHealth Alliance, dem Magazin „Time“ im März dieses Jahres. Der Chatuchak-Markt sei laut dem Magazin allerdings nicht der einzige Ort, auf dem solche Umstände herrschten. In ganz Asien könnten laxe Vorschriften und ihre schlechte Durchsetzung leicht ausgenutzt werden.

Laut Steven Galster, Gründer der in Bangkok ansässigen NGO Freeland, würden die gleichen Lieferketten, die Wuhan versorgt hätten, auch andere Märkte in der Region versorgen, was sie zu „schlafenden Zeitbomben“ mache. „Sie sind warm, überfüllt und einfach perfekt für eine weitere Katastrophe“, zitiert „Time“ Galster. „Und wir wissen, dass es irgendwann passieren wird.“

Quellen: „Politiken“, „Bangkok Post“, Channel 4, WHO, „Chatuchak Weekend Market“, „Time“

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