Klinikapotheker Hug: „Ich weiß nicht, wo das alles enden wird“

Die Zahl der Lieferengpässe bei Arzneimitteln steigt – und das bereitet Professor Martin Hug, Leiter der Krankenhausapotheke des Klinikums Freiburg, große Sorge. Gemeinsam mit BfArM-Präsident Professor Karl Broich und Stada-Vertreter Eelco Ockers diskutierte er bei der virtuellen Jahrestagung des House of Pharma, wie es gelingen kann, die Verfügbarkeit von Medikamenten wieder zu sichern.

Arzneimittel haben ein Problem: Einerseits sind sie besondere Güter, die Menschen heilen oder deren Leid lindern können. Andererseits unterliegen sie den Regeln des Marktes – und das ist vor allem dann kritisch, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. Werden sie knapp, kann das im Extremfall für jene Patienten, die auf eine bestimmte Behandlung angewiesen sind, ein lebensbedrohlicher Zustand sein.

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In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Lieferengpässe in etwa vervierfacht, berichtete Professor Martin Hug am heutigen Mittwoch bei der Jahrestagung des House of Pharma. „Als ich 2013 angefangen habe, mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, hatten wir etwa 100 Ausfälle im Jahr. Heute sind es 400“, so der Klinikapotheker. „Ich weiß nicht, wo das alles enden wird.“

Gemeinsam gegen Lieferengpässe

Inzwischen ist das Thema auf höchster politischer Ebene angekommen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für die deutsche Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 fest vorgenommen, Liefer- und Versorgungsengpässe bei Medikamenten wirksam zu bekämpfen. Ein Pfeiler seines Vorhabens ist es, die Produktion zurück nach Europa zu holen. Doch löst man damit wirklich das Problem?

Aus der Sicht von Professor Karl Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), gilt es dabei zu differenzieren. „Das Problem ist nicht der Ort an sich, sondern die Monopolisierung der Produktion“, betonte er. Als kürzlich das Narkosemittel Propofol knapp zu werden drohte, lag das an Schwierigkeiten eines Herstellers mit Sitz in Italien. Und auch die Versorgungslücke mit dem Krebsmedikament Melphalan vor einigen Jahren hatte ihren Ursprung in Italien.

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