Unterschiede in der Gedächtnisleistung im Alter
Manche Menschen zeigen bis ins hohe Alter eine bemerkenswerte Gedächtnisleistung, während andere einen erheblichen Gedächtnisschwund erleiden. Jetzt wurde untersucht, warum diese Unterschiede in der Gedächtnisleistung im fortschreitenden Alter auftreten und wie sie zu verhindern sind.
Bei einer Untersuchung der Stanford University wurde festgestellt, welche Faktoren Einfluss darauf haben, wie gut wir uns im Alter erinnern können. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „eLife“ publiziert.
Lässt das Gedächtnis im Alter automatisch nach?
Selbst bei eigentlich völlig gesunden Menschen ist eine nachlassende Erinnerung oft ein zu erwartender Teil des Alterns. Aber ein solches nachlassendes Gedächtnis ist keineswegs unvermeidlich. Manche Personen weisen auch im gehobenen Alter noch eine sehr gute Gedächtnisleistung auf.
Unterschiede in der Gedächtnisleistung wurden untersucht
„Die Untersuchung dieser Unterschiede zwischen den Individuen ist entscheidend für das Verständnis der Komplexität der Gehirnalterung, einschließlich der Frage, wie Belastbarkeit und Langlebigkeit gefördert werden können“, berichtet Studienautorin Alexandra Trelle von der Stanford University in einer Pressemitteilung.
Wie sahen die Gedächtnisabrufprozesse von älteren Menschen aus?
Aufbauend auf Studien, die sich auf jüngere Menschen konzentriert hatten, untersuchte die Forschungsgruppe im Rahmen der Stanford Aging and Memory Study das Gedächtnis bei gesunden, älteren Erwachsenen. Das Team stellte fest, dass die Gedächtnisabrufprozesse in den Gehirnen älterer Erwachsener sehr ähnlich aussehen können, wie die zuvor in den Gehirnen junger Erwachsener beobachteten Prozesse. Bei Menschen mit stärkeren Schwierigkeiten sich zu erinnern, waren die Hinweise auf diese Prozesse jedoch merklich geringer.
Aktivität des gesamten Gehirns wurde gemessen
Durch ein besseres Verständnis der Gedächtnisfunktion bei älteren Erwachsenen werden eines Tages hoffentlich frühere und präzisere Vorhersagen darüber ermöglicht, wann Gedächtnisausfälle auftreten und wann ein erhöhtes Risiko für Demenz vorliegt, berichten die Forschenden.
Was wurde untersucht?
Für die Untersuchung ließen einhundert Teilnehmende im Alter zwischen 60 und 82 Jahren ihre Gehirne mit Hilfe der Magnetresonanztomografie scannen, während sie Wörter gepaart mit Bildern von berühmten Personen und Orten betrachteten. Diese Teilnehmenden wurden dann gebeten sich während eines Gedächtnistests mit Wörtern an das zugehörige Bild zu erinnern. Die Analysen der MRT-Aufnahmen des Gehrins konzentrierten sich nicht nur auf das Ausmaß der Aktivität, sondern auch auf die Gedächtnisinformationen, die in den Mustern der Gehirnaktivität enthalten sind.
Wofür wurde der Gedächtnistest durchgeführt?
Mit dem Gedächtnistest sollte die Fähigkeit beurteilt werden, sich an bestimmte Assoziationen zwischen Elementen eines Ereignisses zu erinnern. Dies ist eine Form des Gedächtnisses, die oft unverhältnismäßig stark vom Alterungsprozess beeinflusst wird, berichten die Forschenden.
Erinnerung ist eine neuronale Zeitreise
Die Forschungsgruppe stellte fest, dass die Gehirnprozesse, welche die Erinnerung bei älteren Erwachsenen unterstützen, denen in jüngeren Bevölkerungsgruppen ähneln. Wenn Menschen sich erinnern, kommt es zu einer Zunahme der Hippocampus-Aktivität, zusammen mit der Wiederherstellung von Aktivitätsmustern im Kortex, die vorhanden waren, als das Ereignis erstmals erlebt wurde. Dies bedeutet, dass das Erinnern quasi eine neuronale Zeitreise beinhaltet, welche das Wiederholen von Mustern umfasst, die zuvor im Gehirn etabliert waren.
Welche Rolle spielte die Hippocampusaktivität?
Das Team konnte tatsächlich anhand der Informationen, die in Mustern der Hirnaktivität enthalten sind, vorhersagen, ob sich eine Person zu einem bestimmten Zeitpunkt erinnern würde oder nicht. Die Forschenden fanden heraus, dass das Erinnerungsvermögen im Alter durchschnittlich abnahm. Auffällig war jedoch, unabhängig vom Alter, dass eine stärkere Hippocampusaktivität und Wiederholung im Kortex mit einer besseren Gedächtnisleistung verbunden war. Dies galt nicht nur für den während des MRT-Scans durchgeführten Gedächtnistest, sondern auch für Gedächtnistests, die an einem anderen Tag der Studie durchgeführt wurden.
Was ist das Ziel zukünftiger Forschung?
Es werde deutlich, dass die funktionelle Magnetresonanztomografie der Hirnaktivität während des Gedächtnisabrufs stabile Unterschiede zwischen den Individuen feststellen und auf die Gesundheit des Gehirns hindeuten kann, berichten die Forschenden. Die aktuelle Untersuchung lege die Grundlage für viele zukünftige Untersuchungen des Gedächtnisses älterer Erwachsener in der Kohorte der Stanford Aging and Memory Study. Das letztendliche Ziel bestehe darin, neue und empfindliche Instrumente zu entwickeln, um Personen zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für die Alzheimer-Krankheit haben, bevor ein signifikanter Gedächtnisverlust eintritt. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
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