Erst das Patientenwohl, dann die Bürokratie?

Apotheken sind dem Gemeinwohl verpflichtet. Dieser Auftrag steht über allem, deswegen drücken die Krankenkassen in Sachen Dokumentation und Co. notfalls auch mal ein Auge zu – Patientenwohl first, Bürokratie second. Denn auch sie haben ein Interesse daran, dass ihre Versicherten bestmöglich versorgt werden. Stimmt das? Dieser Frage widmet sich das Trio Kaapke/Kleber-Herbel/Hüsgen in seinem Buch „Mythos Apotheke – Zwischen Vorurteilen und Wahrheit“.

Es ist Samstagabend und der Patient steht mit einem Rezept in der Apotheke, das sofort beliefert werden muss – auch wenn es nicht korrekt ausgefüllt und der Arzt selbstverständlich nicht mehr erreichbar ist. Kein Problem, denn in solchen Notsituationen lassen die Krankenkassen auch mal Fünfe gerade sein. Schließlich geht es ja um das Wohl und die Gesundheit des Versicherten. In solch einer Situation ist es wichtiger, dass das pharmazeutische Personal sich Zeit für die Beratung nimmt, statt kleinkarierte Regeln zu erfüllen. So viel Pragmatismus und Kulanz kann man den Kassen schon zumuten, oder?

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Die Realität sieht leider oft anders aus. In ihrem Buch „Mythos Apotheke – Zwischen Vorurteil und Wahrheit“ schauen Andreas Kaapke, Nina Kleber-Herbel und Uwe Hüsgen genauer hin. „Bürokratie ist ein echter Zeitfresser in den Vor-Ort-Apotheken“, bemängeln sie. Der Ärger darüber sei gemäß Apothekenklima-Index in den vergangenen Jahren ständig gestiegen. Bereits im Jahr 2018 nannten demnach stattliche 87,5 Prozent der Pharmazeut:innen den bürokratischen Aufwand in ihrem Arbeitsalltag als eines der größten Ärgernisse. Abgeschlagen auf Platz zwei folgen mit knapp 61 Prozent Retaxationen.

„Jede Minute, die in der Apotheke in bürokratische Vorschriften zusätzlich investiert werden muss, fehlt bei der ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Patienten; das frustriert Apotheker und Mitarbeiter gleichermaßen“, schreiben Kaapke/ Kleber-Herbel/Hüsgen. „Ziel müsste es sein, Bürokratie kontinuierlich abzubauen.“ Manche neuen Gesetze und Verordnungen, die Apotheken betreffen, ließen aber das Gegenteil vermuten.

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