Diese Statistiken zeigen, warum Deutschland den Corona-Lockdown braucht

Die Infektionszahlen mit dem Coronavirus steigen trotz Teil-Lockdown, und auch immer mehr Menschen in Deutschland sterben an oder mit dem Virus: 952 Todesfälle meldete das Robert Koch-Institut (RKI) binnen 24 Stunden am gestrigen Mittwoch – ein neuer, trauriger Rekord in der Pandemie. Der harte Lockdown, der nun seit Mitte der Woche gilt, soll die Negativ-Entwicklung brechen. Kurz vor dem Weihnachtsfest werden nicht lebensnotwendige Geschäfte geschlossen, die Schulpflicht gilt als aufgehoben, und Arbeitnehmer sind angehalten, von zu Hause aus zu arbeiten, wann immer möglich.

Britta Hölzel


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Während Deutschland die erste Corona-Welle in März und April gut brechen konnte, ist die Lage dieses Mal schwieriger. Das Virus hat sich großflächig in Deutschland ausgebreitet. Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen führen zu einer höheren Sterblichkeit. Zwar konnte der Teil-Lockdown das schnelle Wachstum der Infektionszahlen ausbremsen, für einige Wochen stagnierten die Zahlen auf hohem Niveau. Doch seit einigen Tagen steigen die Zahlen erneut. Wie drastisch sich die Lage in den zurückliegenden Wochen ab September zugespitzt hat, belegen Daten des Statistik-Portals "Our World in Data". Die Statistiken speisen sich aus Angaben der US-amerikanischen Johns-Hopkins-University, die unter anderem die viel beachtete Corona-Weltkarte ("Global Tracking Map") betreibt. 

Anzahl der Verstorbenen

Über die Sommermonate starben in Deutschland deutlich weniger Menschen an oder mit Sars-CoV-2 als in anderen Ländern. Die Statistik zeigt den Vergleich der Verstorbenen pro Million Einwohner zwischen Deutschland, Europa und den USA im zeitlichen Verlauf. Der Zeitraum Mitte/Ende September 2020 markiert einen Wendepunkt: Ab diesem Punkt zeigt die Kurve für Deutschland nach oben und nähert sich der Kurve der USA an. Die Kurve für Gesamt-Europa übersteigt diejenige der USA bereits Ende Oktober.

Die USA sind von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen. Mehr als 16 Millionen US-Amerikaner haben sich bislang nachweislich mit dem Virus angesteckt – so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Die Sterbestatistiken hinken der Zahl der Neuinfektionen um einige Wochen hinterher. 

Vergleich der Verstorbenen pro Million Einwohner

Anmerkung: Die Darstellung zeigt den sogenannten gleitenden Sieben-Tages-Mittelwert. Bei gleitenden Mittelwerten werden Zeitreihen durch das Entfernen von Ausschlägen geglättet. Die Daten stammen von der Johns-Hopkins-University. Durch Klick auf "Linear" bzw. "Log" kann zwischen linearer und logarithmischer Darstellung gewechselt werden.

Positivenquote

Auch der Anteil der Corona-Tests, die positiv ausfallen, ist in Deutschland ab Ende September stark gestiegen. Laut aktuellstem Corona-Lagebericht liegt der Wert nun bei 11,49 Prozent. Etwas mehr als elf von 100 Tests fallen damit positiv aus. Die Werte der vergangenen Wochen sind nur bedingt mit den Zahlen aus dem Sommer zu vergleichen, da das Testverfahren umgestellt wurde. Um die Labore zu entlasten, wurden ab der 46. Kalenderwoche verstärkt Patienten mit schweren Symptomen getestet. Davon unabhängig setzte sich der Trend jedoch auch in den zurückliegenden Wochen fort. 

Frankreich, Spanien und auch Irland schafften es, die Positivenquote binnen kurzer Zeit deutlich zu drücken. Irland hatte bereits Ende Oktober als erstes Land in der EU einen zweiten Corona-Lockdown ausgerufen.

Anteil der Corona-Tests mit positivem Testergebnis

Anzahl der Neuinfektionen

Einige europäische Länder, darunter Spanien und Frankreich, konnten die Zahl der Neuinfektionen zuletzt massiv drücken. Die Zahlen für Irland stagnieren nach dem Lockdown auf einem niedrigen Niveau. Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland steigt dagegen und droht, den gesamt-europäischen Schnitt zu durchbrechen. Weit abgeschlagen liegen die USA.

Vergleich der Neuinfektionen pro Million Einwohner 

Anmerkung: Die Darstellung zeigt den sogenannten gleitenden Sieben-Tages-Mittelwert. Bei gleitenden Mittelwerten werden Zeitreihen durch das Entfernen von Ausschlägen geglättet. Die Daten stammen von der Johns-Hopkins-University. Durch Klick auf "Linear" bzw. "Log" kann zwischen linearer und logarithmischer Darstellung gewechselt werden.

Welchen Effekt wird der Lockdown haben?

Der nun in Kraft getretene Lockdown soll zunächst bis 10. Januar 2021 gelten. Wird er den erhofften Effekt haben und die Zahlen auch im Winter zum Sinken bringen? Auf Twitter äußerte sich die Physikerin Viola Priesemann jüngst verhalten optimistisch. Man könne die Fallzahlen auch im Winter zügig senken, schrieb die Max-Planck-Wissenschaftlerin. "Irland hat es vorgemacht." Auch sei es möglich, die Fallzahlen im Winter konstant zu halten – dies habe Deutschland in den letzten Wochen bewiesen. Eine wichtige Voraussetzung laut Experten ist jedoch, dass die sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz – also die Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen – unter dem Wert 50 liegt. "Unter 50 wird das 'konstant halten' deutlich einfacher", so Priesemann.

Die Inzidenz bezogen auf die Gesamtbevölkerung liegt derzeit bei 180 Fällen pro 100.000 Einwohner. In Deutschland haben sich seit Beginn der Pandemie 1.406.161 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 24.125 Menschen starben. Laut Divi-Intensivregister befinden sich derzeit zudem 4856 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung – so viele wie noch nie zuvor. 

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