Coronavirus: Pocken-Impfstoff könnte gegen SARS-CoV-2 helfen – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

SARS-CoV-2: Forschende testen vielversprechenden Impfstoff auf Basis eines Pockenvirus

Nach offiziellen Zahlen haben sich weltweit bereits mehr als 4,5 Millionen Menschen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Um die Ausbreitung des neuartigen Erregers einzudämmen, wird vor allem auf „social distancing“ gesetzt. Laut einer Modellstudie müsste die soziale Isolation etwa bis zum Jahr 2022 aufrecht erhalten werden, wenn nicht vorher eine Impfung gegen das Virus zur Verfügung steht. Auf der Suche nach einem geeigneten Mittel könnte ein Pocken-Impfstoff helfen.

Immer mehr Menschen fragen sich, wann die erste Impfung gegen das neue Coronavirus verfügbar ist. Weltweit arbeiten Forschende an Impfstoffen. In Deutschland wurde vor kurzem die erste Genehmigung erteilt, einen solchen an Menschen zu testen. Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hannover berichten nun über einen Impfstoff, der gegen SARS-CoV-2 helfen könnte.

Bei der Impfstoffsuche wird auch auf alte Bekannte gesetzt

Wie die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) in einer aktuellen Mitteilung erklärt, setzt die Wissenschaft auf der Suche nach einem geeigneten Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 mitunter auf alte Bekannte.

In Kooperation mit der Ludwig-Maximilans-Universität (LMU) München testet das Institut für Immunologie der MHH unter der Leitung von Professor Dr. Reinhold Förster einen vielversprechenden Impfstoff auf Basis eines Pockenvirus.

Den Angaben zufolge wird das Modifizierte Vakzinia Virus Ankara (MVA) bereits seit Anfang der 1990er Jahre als Fähre genutzt, um Genmaterial in Körperzellen einzuschleusen und eine Immunreaktion auszulösen.

Impfung wirkt auch beim Menschen

Im aktuellen Fall wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Pockenimpfstoff zusätzlich die Bauanleitung für das sogenannte Spike- oder S-Protein einfügen, das sich auf der Oberfläche von SARS-CoV-2 befindet und die Infektion von Zellen ermöglicht.

Wie in der Mitteilung erläutert wird, soll das Virusstückchen nach erfolgter Impfung die körpereigene Immunabwehr anregen, schützende Antikörper gegen das Coronavirus zu bilden.

„Ein gentechnisch modifiziertes MVA wurde von meinem Münchner Kollegen Professor Dr. Gerd Suttner bereits gegen das verwandte MERS-Virus entwickelt und erfolgreich an Dromedaren getestet“, erklärt Professor Förster. „Die Tiere waren nach erfolgter Impfung gegen das MERS-Virus immun.“

In einer weiteren Untersuchung ist gerade erst bestätigt worden, dass die Impfung auch beim Menschen wirkt. Nun soll der Pockenimpfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 eingesetzt und zunächst an Mäusen getestet werden.

Impfstoff wird über Atemwege verabreicht

Die LMU will den neuen Impfvektor ebenfalls testen und Mäuse mit dem genetisch modifizierten MVA impfen. Doch anders als in München probieren die Forschenden in Hannover einen neuen Ansatz aus. Sie verabreichen den Impfstoff über die Atemwege.

„Das Impfen durch Inhalation hat aus unserer Sicht den Vorteil, dass dadurch eine besonders starke Immunantwort genau dort ausgelöst wird, wo das Virus besonders heftig zuschlägt – nämlich in der Lunge“, erläutert der Immunologe.

Wenn die Impfung im Tierversuch erfolgreich ist, soll MVA-SARS-CoV-2-S auch an Menschen getestet werden. Dafür will das Institut für Immunologie der MHH zusammen mit klinischen Partnern eine Studie mit 30 Teilnehmenden durchführen.

Entwicklung eines neuen Tests zum Nachweis von SARS-CoV-2

Das wissenschaftliche Team will aber nicht nur untersuchen, ob die Impfung tatsächlich Antikörper gegen das Virus hervorbringt. Professor Förster möchte auch einen neuen Test zum Nachweis von SARS-CoV-2 entwickeln.

Den Angaben zufolge sollen mit diesem neuen Test nicht nur Antikörper gegen das Virus nachgewiesen werden, sondern auch die Frage beantworten werden, wie gut diese vor erneuter Infektion schützen.

„Das ist wichtig, um all die Menschen zu identifizieren, die eine Infektion ohne Krankheitssymptome durchgemacht haben und nun immun sind, ohne es zu wissen.“ (ad)

Quelle: Den ganzen Artikel lesen