Nach Kritik wegen fehlender Daten haben russische Forscher Details zu ihrem Corona-Impfstoff Sputnik V veröffentlicht. Demnach hat das Vakzin eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent. Es basiert auf einem ähnlichen Prinzip wie die in der Europäischen Union bereits zugelassenen mRNA-Impfstoffe.
Die Kritik am russischen Corona-Impfstoffkandidaten Sputnik V war groß; zu wenig Daten hätten die Entwickler bisher vorgelegt, zu wenig Transparenz bei der Durchführung der Impfstudien walten lassen – so der Vorwurf. Jetzt haben die beteiligten russischen Forscher allerdings weitere Details zu Sputnik V im Fachblatt "The Lancet" publiziert. Das Vakzin hat demnach eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent.
Das bedeutet: In der geimpften Gruppe traten 91,6 Prozent weniger Covid-19-Erkrankungen pro 100 Probanden auf als in der Kontrollgruppe, die ein wirkungsloses Placebo gespritzt bekommen hat. Damit hätte Sputnik V nahezu die gleiche Wirksamkeit wie die bereits in der EU zugelassenen Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer (beide ebenfalls über 90 Prozent), sowie sogar eine höhere Wirksamkeit als das Mittel von Astrazeneca (etwa 70 Prozent).
Russischer Impfstoff mit milden Nebenwirkungen bei den meisten Probanden
Den Wissenschaftlern nach handele es sich dabei um Ergebnisse von „Zwischenanalysen“ der entscheidenden dritten Testphase unter rund 20.000 Freiwilligen. Die relevanten Testphasen sind damit weiterhin nicht vollständig abgeschlossen, die Ergebnisse klingen jedoch vielversprechend und decken sich mit früheren Angaben zu Sputnik V.
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Schwerwiegende Nebenwirkungen habe es nur in wenigen Fälle gegeben, die die Forscher nicht auf das Vakzin zurückgeführt hätten, heißt es. Die meisten Freiwilligen hätten von "milden" Nebenwirkungen wie grippeähnlichen Symptomen und Schmerzen am Arm berichtet. Während der Studie habe es zudem vier Todesfälle gegeben, die den Wissenschaftlern zufolge aber ebenfalls nicht im Zusammenhang mit der Impfung gestanden hätten. Ein Freiwilliger habe einen Schlaganfall erlitten.
Getestet wurde der Impfstoff bisher auch bei mehr als 2000 Menschen über 60 Jahre, erklären die verantwortlichen Impfstoffentwickler. In dieser Gruppe sei das Vakzin den Zwischenergebnissen nach "ähnlich wirksam und gut verträglich gewesen" wie bei den übrigen Probanden.
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Wie wirkt der Sputnik-Impfstoff?
Die Wirkweise des Sputnik-Impfstoffs beruht grundsätzlich auf dem Vektorprinzip. Anders als bei den bisher zugelassenen sogenannten Corona-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna wird dabei keine im Labor hergestellte mRNA, sondern ein ungefährliches Schnupfenvirus als Fähre eingesetzt. Dieses schleust bestimmte Komponenten des Coronavirus in den Körper.
Die Viren können sich dort nicht vermehren, provozieren durch die eingeschleusten Bestandteile von Sars-CoV-2 aber genauso wie die mRNA-Impfstoffe die Bildung von Antikörpern. Gelangt das Virus zu einem späteren Zeitpunkt nach der Impfung dann in den Körper, ist der darauf bereits vorbereitet; Covid-19 bricht mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht aus. Der Impfstoff von Astrazeneca beruht auf dem gleichen Prinzip.
Der russische Impfstoff hat im Gegensatz zu den beiden zuerst in der EU zugelassenen Corona-Vakzinen damit einen deutlichen Vorteil: Er erfordert keine extremen Kühlketten mit Temperaturen bis zu minus 70 Grad und ist damit sehr viel einfacher zu transportieren und perspektivisch zum Beispiel auch flächendeckend in Arztpraxen zu verimpfen.
Spahn zeigt sich offen für russischen Impfstoff
Vermutlich auch deshalb hatte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Falle einer erfolgreichen EU-Zulassung bereits offen gegenüber einer möglichen Anwendung von Sputnik V auch in Deutschland gezeigt. "Wenn ein Impfstoff sicher und wirksam ist, egal in welchem Land er hergestellt wurde, dann kann er bei der Bewältigung der Pandemie natürlich helfen", sagte Spahn der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Entscheidend sei eine reguläre Zulassung nach europäischem Recht.
Russland hatte erst am Freitag angekündigt, die EU im zweiten Quartal mit 100 Millionen Dosen des Impfstoffes Sputnik V versorgen zu können. Damit könnten 50 Millionen Menschen geimpft werden. Die Grundlage dafür ist bereits gelegt: Ein Antrag zur Zulassung des russichen Vakzins ist bei der Europäische Arzneimittelagentur EMA bereits eingereicht worden.
In mehreren Ländern wird der Sputnik-Impfstoff trotz noch nicht abgeschlossener Testphase bereits verimpft, darunter Bolivien, Argentinien und Algerien.
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