4 Szenarien nach dem Omikron-Peak: Forscher sagen, wie das Jahr mit Corona laufen könnte

Was kommt nach der Omikron-Welle? Dieser Frage gingen nun Forscher aus Großbritannien nach. Sie ermittelten vier Szenarien, die eine Zukunft mit dem Virus in den kommenden Monaten zeigen. Und die sind auch für Deutschland interessant.

Der Frühling kommt. Die Inzidenz sinkt. Bund und Länder planen erste Lockerungen. Deutschland könnte den Höhepunkt der Omikron-Welle erreicht haben. Aber wie geht es danach eigentlich weiter? Ist Corona dann vorbei?

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Nein – darin sind sich Wissenschaftler einig. In den kommenden Monaten und Jahren erwarten sie weitere Corona-Wellen, wenn auch in niedrigerem Ausmaß als bisher. Wie diese ablaufen können, haben nun Forscher aus Großbritannien untersucht.

Ein renommiertes Expertengremium, die Scientific Advisory Group for Emergencies (SAGE), stellte dafür vier mögliche Szenarien für Großbritannien auf. Diese stellen jeweils eine Situation anhand verschiedener Parameter dar und zeigen, wie sich daraufhin das Infektiongeschehen in den kommenden zwölf bis 18 Monaten entwickeln könnte.

Die Parameter lauten:

  • Übertragbarkeit
  • Immune-Escape
  • intrinsicher Schweregrad (theoretischer Schweregrade der Variante)
  • realisierter Schweregrad (tatsächlicher Schwergrade der Variante in der Bevölkerung)

Die Parameter ordnen die Forscher in drei Farbkategorieren ein:

Die Szenarien sind insofern auch für Deutschland spannend, als dass Großbritannien uns hierzulande in der Entwicklung des Pandemiegeschehens in der Regel einige Wochen voraus ist.

Vier Szenarien zeigen, wie Pandemie weiter verlaufen könnte

Narrativ: In diesem Best-Case-Szenario werden sich zwar weitere Corona-Varianten entwickeln. Allerdings wird sich deren Übertragbarkeit nicht erhöhen. Ansteckungen führen zudem nicht mehr so häufig zu schweren Verläufen wie noch bei Delta. Und auch für die Immunität gibt es gute Nachrichten: Sowohl nach der Impfung als auch nach einer Infektion bleibt sie größtenteils erhalten. Auffrischungsimpfungen sind in diesem Szenario nur für vulnerable Gruppen notwendig, zudem gibt es hochwirksame Medikamente.

Prognose: In den nächsten zwölf bis 18 Monaten drohen in diesem Szenario im Herbst und Winter nur kleine Wellen, die auch nur selten zu schweren Erkrankungen führen.

Narrativ: In diesem Szenario tritt zwar nicht der Best Case ein, es ist aber noch immer optimistisch. „Eine zunehmende globale Immunität führt zu einem allgemein geringeren realisierten Schweregrad“, schreiben die Forscher. Infektionswellen würden durch Zyklen erheblich abnehmender Immunität und/oder das Auftreten neuer Varianten angetrieben. „Das allgemeine Muster ist eine jährliche saisonale Infektion mit guten und schlechten Jahren.“ In schlechten Jahren sei die Übertragbarkeit und der intrinsische Schweregrad ähnlich hoch wie bei Delta.

Betroffen von schweren Verläufen sind diesem Szenario nach weiterhin vor allem vorerkrankte, ältere Menschen und Personen ohne Immunschutz. Aktualisierte Impfstoffe würden Risikogruppen in allen Jahren und anderen Gruppen in schlechten Jahren verabreicht.

Prognose: Im kommenden Herbst und Winter drohen saisonale Infektionswellen, deren Ausmaß und Schweregrad der gegenwärtigen Omikron-Welle ähnelt.

Narrativ: Eher pessimistisch ist Szenario Nummer drei. Hier führen eine hohe globale Inzidenz zusammen mit einer zunehmenden Immunität der Bevölkerung zu einem unvorhersehbaren Auftreten von Varianten. Diese haben eine noch größere Übertragbarkeit als Omikron, der intrinsische Schweregrade ist in schlechten Jahren ähnlich wie bei Delta. Zwar bieten die Impfstoffe und die bestehende Immunität weiterhin einen guten Schutz gegen schwere Verläufe.

Allerdings sorgen die wiederholten Infektionswellen zu Belastungen von bestimmten Gruppen, etwa Schulkindern. Die jährlich aktualisierten Impfstoffe werden demnach fast allen Gruppen verabreicht. Auch die Grippe verläuft neben Sars-CoV-2 und führt zu Belastungen des Gesundheitssystems.

Prognose: Das Auftreten einer neuen besorgniserregenden Variante führt zu einer großen Infektionswelle, möglicherweise kurzfristig und außerhalb von Herbst und Winter. Schwere Erkrankungen und Sterblichkeit bleiben jedoch auf bestimmte Gruppen konzentriert und sind geringer als vor der Impfung.

Narrativ: Der schlimmste Fall: Eine hohe globale Inzidenz, unvollständige globale Impfungen und die Zirkulation in Tierreservoirs führen zum wiederholten Auftreten von Varianten. „Nicht alle Varianten sind gleichermaßen herausfordernd, aber einige zeigen eine signifikante Immunflucht in Bezug auf die Immunität gegen Impfstoffe und frühere Infektionen“, schreiben die Forscher.

Unvorhersehbare Veränderungen in der Art und Weise, wie das Virus Krankheiten verursacht, veränderten die Rate und das Altersprofil schwerer Krankheiten und Mortalität, mit erhöhten langfristigen Auswirkungen nach einer Infektion. Das macht eine weit verbreitete jährliche Impfung mit aktualisierten Impfstoffen erforderlich.

Prognose: Die Entwicklung führt zu einer sehr großen Infektionswelle mit einem Anstieg schwerer Erkrankungen. Diese sind in einem breiten Bevölkerungskreis zu beobachten. Die schwerwiegendsten gesundheitlichen Folgen sind aber weiterhin hauptsächlich bei Personen ohne vorherige Immunität zu spüren.

Welche Szenario ist am wahrscheinlichsten?

Welches dieser vier Szenarien am wahrscheinlichsten ist, erklären die Wissenschaftler nicht. Zudem ließe sich aus den Szenarien, welche nur die Zeitspanne von zwölf bis 18 Monaten behandeln, nicht herauslesen, wie sich die Lage langfristig entwickele.

Zwar werde im Laufe der Zeit ein „relativ stabiles, sich wiederholendes Muster“ erreicht. Die Übergangsphase bis dahin könne allerdings zwei, aber auch zehn Jahre andauern. Generell spiele auch das Schutzverhalten der Bevölkerung eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Infektionszahlen. Darüber hinaus stellen die Wissenschaftler klar, dass die vier Szenarien nicht die „einzigen plausiblen Verläufe sind, die die Pandemie nehmen könnte“. Auch eine zeitliche Verschiebungen von einem Szenario zu einem anderen sei möglich.

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