Isolation wegen Corona: Astronauten geben Tipps gegen den Lagerkoller

Die Not zur sprichwörtlichen Tugend machen und positiv bleiben: Das raten dieEinsamkeit gewöhnte Astronauten ihren Mitmenschen angesichts der Corona-Krise.

Der Franzose Jean-François Clervoy verriet bei einer Videoschalte der Initiative Asteroid Day und der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), dass er und seine Frau ihre Zeit während der Ausgangsbeschränkung dazu nutzen wollten, das Haus aufzuräumen.

Für den deutschen Astronaut Alexander Gerst hängt dabei viel von der Grundeinstellung ab: „Es ist sehr wichtig in solchen Zeiten, dass man positiv nach vorne schaut.“

Ausnahmesituation gemeinsam überstehen

Schließlich arbeite man international zusammen, helfe sich gegenseitig aus, sagte Gerst. Man könne es als Chance sehen, eine ungekannte Situation wie die aktuelle zusammen zu überstehen – daraus könne man gewinnen.

Die Menschen könnten sich jetzt auch fragen, wie sie wohl in zehn Jahren zurückschauen werden. Man werde vielleicht sagen: „Wir haben das Beste daraus gemacht, wir haben uns gegenseitig geholfen.“

Gerst betonte in seinem Homeoffice, es gebe durchaus ein sehr wirkungsvolles Mittel, die Krankheit einzudämmen: zu Hause zu bleiben. Damit habe man ein Stück Kontrolle über die Situation.

Dies ist auch für Gersts britischen Kollegen Tim Peake sehr wichtig: Auf der ISS war sein Alltag zuerst komplett fremdbestimmt. Schlaf, Essen, Arbeit und Sport seien rigide durchgeplant gewesen.

Doch mit der Zeit habe die Belegschaft im Außenposten der Menschheit die strikten Regeln aufgelockert und sich damit ein Stück Freiheit zurückgeholt.

„Es ist sehr wichtig, dass Menschen fühlen, dass sie in der Lage sind, etwas kontrollieren zu können“, sagte der Brite, der 2013 auf der ISS war.

Dies sei nun auch in derCoronavirus-Krise wichtig, meinte Peake: „Ich denke, die Leute können das wirklich beherzigen und eine positive Einstellung in dieser neuen Umgebung bekommen.“

Auf veränderbare Dinge konzentrieren

Der ebenfalls zugeschaltete ehemalige Esa-Astronaut Thomas Reiter sagte, es sei auch wichtig, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die man verändern könne – und sich mit dem Unveränderlichen abzufinden.

Für eine Zeit in Quarantäne gab er den Tipp, Routinen zu folgen, nicht in den Tag hinein zu leben.

Die italienische Astronautin Samantha Cristoforetti rief dazu auf, auch an diejenigen zu denken, die weniger Platz und Komfort hätten.

„Es macht einen großen Unterschied, ob Sie ein großes Haus haben oder ob Sie eine Familie mit mehreren Kindern in einer zu kleinen Wohnung ohne Balkon haben“, sagte sie. Diese Menschen stünden jetzt wahrscheinlich am meisten unter Stress.

Esa-Chef Jan Wörner schilderte, dass die Pandemie sogar aus dem All sichtbar ist: Zum Beispiel habe man sich auf Aufnahmen die Schlangen vor den Coronavirus-Untersuchungsstellen und die Staus an den Grenzen angeschaut.

Deutsche Presse-Agentur (dpa)

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