Fast täglich gibt es neue Informationen über das neuartige SARS-CoV-2 Virus – und mit jeder Information die Verunsicherung bei vielen Menschen größer, auch wegen der tiefgreifenden Maßnahmen, die den Alltag massiv einschränken.
Mit Grenzschließungen, Quarantänemaßnahmen und Ausgangssperren versuchen viele Staaten die Verbreitung von Covid-19 einzudämmen – bislang konnte die Zahl der Neuinfektionen jedoch nicht merklich heruntergefahren werden.
Das liegt auch daran, dass es nach wie vor keinen Durchbruch bei der Suche nach Medikamenten gegen das Virus gibt.
Einen Lichtblick bieten aktuell bereits bestehende Wirkstoffe gegen Malaria oder Ebola – auch US-Präsident Donald Trump wirbt mit Nachdruck für den Einsatz eines Malaria-Medikaments bei der Behandlung von Covid-19-Erkrankten.
Der Virologe Prof. Dr. Christian Drosten von der Berliner Charité kann die Hoffnung auf eine schnelle Lösung durch ein passendes Medikament momentan allerdings nur bedingt teilen, wie er im NDR-Podcast sagt.
Medikamente befinden sich in der Testphase
Derzeit gibt es mehrere Medikamente, die in verschiedenen Kliniken getestet werden, dazu zählt zum Beispiel das Medikament Remdesivir, das lange Zeit als Hoffnungsträger im Kampf gegen Covid-19 galt.
Ursprünglich wurde dieses Medikament gegen Ebola entwickelt und wird nun in zwei Studien an Corona-Patienten in Deutschland getestet.
Christian Drosten weiß: „Beim Remdisivir haben wir eine Substanz mit einem plausiblen und bekannten Mechanismus, nämlich einem Hemmer der viralen RNA-Polymerase – das Replikationsenzym des Virus. Es ist klar, dass die Substanz gegen Coronaviren in der Zellkultur und auch in Tiermodellen wirkt.“
Doch das Medikament und dessen Verwendung bringt aktuell eine nicht zu vernachlässigende Problematik mit sich, denn es wird nur in bestimmten Konstellationen für einzelne Patienten freigegeben, die sich in einer Phase befinden, in der sie zwar Sauerstoff, aber noch keine kreislaufstützenden Medikamente brauchen.
Drosten erklärt: „Remdisivir ist eine direkt wirkende antivirale Substanz, die man gerne früher geben will, da das Virus bereits in der ersten Krankheitswoche über die Atemwege herfällt. Dies lässt vermuten, dass man in einer späteren Phase nicht so viel bewirken kann.“
Trotzdem sieht der Experte das ursprüngliche Ebola-Medikament als Möglichkeit im Kampf gegen das SARS-CoV-2 Virus an und betont: „Remdisivir ist insofern eine wirkliche Chance, als dass wir hier wissen, wie es läuft. Wir haben einen Mechanismus und eine Vorstellung davon, wie es funktioniert.“
Malaria-Medikament weckt weitere Hoffnung
Vergangene Woche warb US-Präsident Donald Trump für den Einsatz eines bereits bestehenden Medikaments, das ursprünglich im Kampf gegen Malaria eingesetzt wurde, aber auch gegen das alte SARS-Virus Erfolge zeigte.
Trump betonte: „Der Wirkstoff Chloroquin könnte in Kombination mit dem Antibiotikum Azithromycin einer der größten Durchbrüche der Geschichte der Medizin sein.“
Chloroquin hemmt eine ATPase – es verändert das Ionen-Milieu in bestimmten Abteilungen der Zelle, die durch Membranen abgegrenzt sind.
Darin gibt es ein inneres Milieu, zum Beispiel einen ganz eigenen pH-Wert, aber auch eigene Konzentrationen anderer Ionen. Dieses innere Milieu von zellulären Kompartimenten wird durch Chloroquin gestört.
Frei von Nebenwirkungen ist dieses Medikament aber nicht, daher ist Virologe Drosten zurückhaltend was den möglichen Einsatz des Malaria-Medikaments angeht.
„Viele Leute, die sich auskennen, sind sehr skeptisch, was Chloroquin angeht und fragen sich, ob das am Ende wirklich hilfreich ist“, so der Experte im Podcast.
Drosten forscht an weiterem Corona-Medikament
Auch der Experte selbst forscht bereits mit einem Team mit Hochdruck an einem Wirkstoff für Covid-19-Erkrankte – diese Untersuchungen werden zusammen mit einer Gruppe des Spezialisten Stefan Pöhlmann in Göttingen durchgeführt.
Drosten erläutert: „Stefan konnte entdecken, dass man mit einer Substanz, die Camostat heißt, den Viruseintritt verringern kann. Wir haben die Experimente mit dem vollen Virus gemacht und herausgefunden, dass das neue SARS-2-Virus, in stärkerer Art als das altbekannte SARS-Virus, eine bestimmte Transmembran-Protease benutzt – also ein proteinspaltendes Enzym.“
Mit diesem Protein hilft die Zelle dem Virus unfreiwillig beim Eintritt und unterstützt so eine Infektion. Tatsächlich gibt es ein Medikament, dass dieses zelluläre Protein hemmt – Camostat.
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Diese Substanz ist als Medikament gegen chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung in Japan zugelassen – man kann es dort bereits in der Apotheke kaufen.
Drosten ergänzt: „Auf dieser Basis kann man jetzt etwas machen, das man mit anderen Substanzen nicht machen kann. Man kann sagen, dass für große Tierversuche keine Zeit ist und man eine zugelassene Substanz hat.“
So könnten Forscher in bestimmten Fällen in klinischen kontrollierten Studien überprüfen, ob Patienten einen Nutzen von der Substanz erzielen.
„So etwas ist eine typische Studie für den Off-Label-Use und so etwas werden wir jetzt beginnen“, so der Virologe.
Viele Medikamente können momentan nicht eingesetzt werden
Viele Medikamente müssten laut dem Experten bereits in der Frühphase der Erkrankung gegeben werden – so etwa Remdesivir oder das Influenzamittel Favipiravir.
Aktuell ist dies im Kampf gegen Corona aber nicht für jeden Patienten möglich, weiß der Virologe und betont: „Einerseits, befinden sich die Patienten zu diesem Zeitpunkt häufig gar nicht mal im Krankenhaus. Wenn man aber solche Medikamente gibt, dann muss man diese überwachen können – sie haben Nebenwirkungen.“
Zusätzlich besteht laut dem Virologen bei der Substanz Remdesivir noch ein weiteres Problem: die Verfügbarkeit der Substanz.
„Ursprünglich gegen Ebola entwickelt, ist die Firma natürlich nicht darauf vorbereitet, dass jetzt eine Pandemie kommt und plötzlich jeder die Substanz haben will.“
Ein richtiger Durchbruch ist also auch weiterhin nicht zu verzeichnen, die richtigen medizinschen Ansätze sind aber da und die Entwicklung eines geeigneten Medikaments somit hoffentlich nur eine Frage der Zeit.
Bis dahin ist die Bevölkerung angehalten, die Maßnahmen wie Social Distancing und die richtige Handhygiene weiter einzuhalten, um die Ausbreitung des Coronavirus weiter einzudämmen.
Antonia Hagedorn
*Der Beitrag „Covid-19-Medikament: Virologe Drosten schmälert die Hoffnung auf schnelle Lösung“ wird veröffentlicht von FitForFun. Kontakt zum Verantwortlichen hier.
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