Lauterbach: „Durchbruch für die Digitalisierung“

Der Beschluss der Gematik-Gesellschafterversammlung, das E-Rezept zum 1. September ernsthaft zu starten – zumindest nach und nach in zwei Regionen –, ist für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach der Beginn einer „digitalen Revolution“. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung freut sich indessen, dass ihre Bedenken gehört wurden. Und der Deutsche Apothekerverband erklärt, er stelle sich der „digitalen Transformation“.

Am gestrigen Dienstag haben sich die Gematik-Gesellschafter in einer Sonderversammlung auf den ersten Schritt des stufenweisen E-Rezept-Rollouts verständigt. Während die Apotheken ab dem 1. September bundesweit technisch bereit sein müssen, haben die Ärztinnen und Ärzte eine gewisse Anlaufzeit. Los geht es in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein. Wie die Kassenärztlichen Vereinigungen der beiden Regionen mitteilen, soll bereits im Sommer eine erste strukturierte Startphase mit ausgesuchten Arztpraxen sowie Apotheken in Westfalen-Lippe beginnen. In Schleswig-Holstein ist man schon weiter: Hier würden bereits täglich 300 bis 500 E-Rezepte ausgestellt und eingelöst, heißt es. „Ab dem 1. September erfolgt dann der Start in Abhängigkeit von der tatsächlichen technischen und organisatorischen Verfügbarkeit im Rahmen eines sukzessiven schnellen Hochlaufs in den Praxen und Apotheken“. Ziel sei die Überführung in eine Routine, um eine schnellstmögliche Flächenabdeckung zu erreichen.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), dessen Haus bekanntlich Mehrheitsgesellschafter der Gematik ist, erklärte dazu: „Das ist ein Durchbruch für die Digitalisierung“. Das E-Rezept sei „ein Gewinn für Patienten, Ärzte und Apotheker“. Lauterbach ist überzeugt: „Es steigert die Arzneimittelsicherheit und spart Zeit und Wege. Das E-Rezept wird sich in der Praxis bewähren und dann schnell bundesweit Anwendung finden. Es ist der Beginn der überfälligen digitalen Revolution in unserem Gesundheitssystem.“ 

KBV: Nächste Phase erst, wenn die Qualitätskriterien erreicht sind

Indessen freut sich der KBV-Vorstand, dass es nicht ganz so schnell und scharf zugehen soll, wie zunächst noch vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) angedacht. „Unsere Bedenken wurden gehört: Eine automatische und verpflichtende Einführung des E-Rezepts zum 1. September in zwei Bundesländern ist vom Tisch. Vielmehr wird es ab Anfang September eine freiwillige Teilnahme von Pilotpraxen geben – und das unter klaren Rahmenbedingungen, die entscheidend dafür sind, wann und wie der weitere Rollout erfolgen wird“, erklärte Andreas Gassen. Der Vorstand dankte den KVen Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein, dass sie sich bereit erklärt haben, als Testregionen die Einführung des E-Rezepts zu unterstützen. Zudem dankte er dem Bundesgesundheitsminister, Verständnis für die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und ihrer Probleme zu haben.

Thomas Kriedel, Mitglied des KBV-Vorstands, betonte zudem: „Grundsätzlich werden die jeweiligen Rollout-Phasen erst dann umgesetzt, wenn alle abgestimmten Qualitätskriterien erreicht und dies von den Gesellschaftern auch so festgestellt wird“. So erfolge frühestens drei Monate nach Start der ersten Phase – und auch nur dann, wenn ein gemeinsamer Beschluss über den erfolgreichen Abschluss getroffen werde –, der Einstieg in die nächste Phase mit sechs weiteren Bundesländern beziehungsweise KV-Regionen. Und auch das auf freiwilliger Basis. Genauso gehe es dann flächendeckend weiter. Die Gematik solle nun Vorschläge erarbeiten, welche Anreizsysteme zur Testteilnahme kurzfristig etabliert werden können. 

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