Das Berchtesgadener Land gehörte bereits letzten Winter zu den Corona-Hotspots der Republik. Ein monatelanger Lockdown war die Folge. Nun muss die Wintersportregion erneut wegen der hohen Inzidenz alles zumachen. Ein Grund dafür ist die niedrige Impfquote.
Ab Donnerstag muss der Landkreis Berchtesgaden in einen Lockdown. Denn dann greift dort die neue Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (Nr. 15), die seit Mittwoch im Freistaat gilt. Demnach müssen alle Landkreise, die eine Inzidenz von 1000 innerhalb von sieben Tagen überschreiten, in einen sogenannten regionalen Hotspot-Lockdown.
Gravierende Einschnitte also für den Landkreis im Südosten Bayerns, der stark vom Tourismus lebt: Denn Hotels, Gastronomiebetriebe, Freizeit- und Kultureinrichtungen wie Theater, Kinos, Schwimmbäder und Bergbahnen müssen schließen. Schulen, Friseure und der Handel bleiben aber offen.
Nur 56 Prozent der Bevölkerung geimpft
Die Lage im Berchtesgadener Land ist also ernst: Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 1080. Laut zuständigem Landratsamt in Bad Reichenhall gibt es derzeit über 1500 aktive Fälle im Landkreis – über 1149 davon wurden allein innerhalb der letzten sieben Tage registriert.
Und auch die Krankenhausampel leuchtet rot: Insgesamt werden 61 Covid-19 Patienten stationär behandelt – die Intensivstationen sind voll. Acht Fälle mit Wohnsitz im Berchtesgadener Land werden bereits in Kliniken im Landkreis Traunstein behandelt, der ebenfalls stark betroffen ist.
Wie viele bayerischen Landkreise mit hohen Inzidenzen weist auch das Berchtesgadener Land eine niedrige Impfquote auf. Laut Gesundheitsamt sind circa 56 Prozent der Bevölkerung geimpft – erstgeimpft sind mittlerweile circa 58 Prozent. Circa 16 Prozent der vollständig Geimpften wurden bereits geboostert.
Impfmüdigkeit und Impfskepsis als mögliche Ursache
Insgesamt also eine viel zu niedrige Quote, um dem Infektionsgeschehen Einhalt zu gebieten. Und das obwohl der Landkreis seine Impfzentren nie geschlossen hat, es mobile Impfteams gibt und auch genügend Impfstoff zur Verfügung steht. „Wir tun alles“, zitiert „Welt“ Landrat Bernhard Kern. Das Impfangebot könne man hochfahren, doch leider fehle die Nachfrage. Kern selbst vermutet eine Impfmüdigkeit. Laut „Welt“ sei auch die Impfskepsis im Landkreis groß.
Ähnliches trifft auf den gesamten Süden Bayerns zu, wo die Inzidenzen in vielen Landkreisen die 1000er-Marke überschritten haben und die Impfquoten niedriger sind als im Norden Bayerns. Dass dies an einer höheren Impfskepsis in diesen Regionen liege, mutmaßte auch schon Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Im Interview mit Bild-Live sprach er kürzlich von höheren Querdenker- und Reichsbürger-Zahlen im Süden des Freistaats.
Auch eine gewisse Skepsis gegenüber der Schulmedizin ließe sich anscheinend im Süden Bayerns verorten sowie eine Nähe zur alternativen Medizin. „Das skeptische Milieu ist nicht selten gut situiert, gut gebildet und offen gegenüber alternativmedizinischen Behandlungsmethoden“, zitiert „Merkur“ eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.
Angst vor einem Totalausfall der Wintersaison
Ob dies auch auf den Berchtesgadener Landkreis zutrifft, weiß niemand so genau. Sicher ist erst Mal nur der Lockdown, der laut Verordnung erst beendet werden kann, wenn die Inzidenz von 1000 an fünf aufeinanderfolgenden Tagen nicht mehr überschritten wird.
„Jetzt beginnt das gleiche Spiel wie im letzten Jahr“, sagt Thomas Hettegger, Vorstandschef der Jennerbahn am Königssee, der auch die dazugehörigen Skilifte und zwei Gastronomiebetriebe betreibt, bei "Welt".„Wir haben null Planungssicherheit für nichts“, beklagt er.
Eine Katastrophe jedenfalls nicht nur für ihn, sondern für alle Unternehmen, die wegen Corona schließen müssen. Die Angst in der Region, dass es erneut zu einem Totalausfall der Winter-Saison kommt, sitzt tief.
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