Coronavirus mutiert in HIV-positiver Frau 32-mal

Dank wirksamer Impfstoffe bekommt die Welt langsam, aber stetig die Corona-Pandemie in den Griff – jedenfalls solange keine neue Mutation auftaucht, welche resistent gegen bisherige Vakzine ist. Bislang ist dieses Schreckensszenario ausgeblieben. Doch der nun bekannt gewordene Fall einer 36-jährigen, HIV-positiven Frau aus Südafrika sorgt in der Wissenschaft für Aufsehen: Über mehrere Monate hinweg mutierte das Coronavirus in ihrem Körper mehrfach.

HIV und Corona – eine gefährliche Kombination

Die 36-jährige Frau mit unkontrolliertem HIV trug beinahe acht Monate das Coronavirus in sich, wie Genetiker und Spezialisten für Infektionskrankheiten nachgewiesen haben. 216 Tage lang wurde die Frau positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Die ursprüngliche Infektion fand im vergangenen September statt, als das Land von der zweiten Welle getroffen wurde. Neun Tage verbrachte sie daraufhin mit einem mittelschweren Verlauf im Krankenhaus.

Das Coronavirus blieb jedoch auch in der Zeit danach in ihrem Körper und mutierte mehrfach. In den Virusproben der Patientin wurden im Laufe von 27 Wochen mehr als 30 genetische Veränderungen registriert, darunter einige, von denen bekannt ist, dass sie die Fähigkeit des Virus stärken, den Impfstoffen und Medikamenten zu widerstehen. Allein 13 genetische Veränderungen wurden bei dem entscheidenden Spike-Protein festgestellt, mit dem die Erreger an die Zellen andocken. Hier setzen auch die Impfstoffe an. Zusätzlich wurden 19 weitere genetische Veränderungen an anderen Stellen registriert, welche das Verhalten des Virus verändern könnten.

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Dass es zu einer solchen Anhäufung von genetischen Veränderungen des Coronavirus kam ist wahrscheinlich auf die beeinträchtigte Immunantwort der Patientin aufgrund ihrer nicht erfolgreich behandelten HIV-Erkrankung zurückzuführen, so die Forscherinnen und Forscher. Bei der südafrikanische Patientin sei bereits 2006 HIV diagnostiziert wurden, schreibt die "Los Angeles Times". Die antiretrovirale Standardtherapie habe jedoch nicht ausgereicht, um die Viruslast zu kontrollieren. In der Folge blieb die Zahl der sogenannten CD4+ T-Zellen in ihrem Immunsystem – welche im Kampf gegen eine Coronavirus-Infektione eine gewichtige Rolle spielen könnten – sehr gering.

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Wird der Kampf gegen Corona komplizierter?

Der Fall sorgt in der Welt der Wissenschaft für Aufsehen: Bislang gab es keine Hinweise darauf, dass Menschen mit einer HIV-Infektion unter schlimmeren Folgen von Covid-19 litten. Sollte der Fall der 36-jährigen Frau jedoch typisch sein und keine Ausnahme, könnte dies den Kampf gegen die Pandemie verkomplizieren.

Denn in Ländern wie Südafrika, wo HIV-Infektionen weit verbreitet, meist jedoch unentdeckt sind, könnten Patientinnen und Patienten "zu einer Fabrik von Varianten für die ganze Welt werden", erklärt Tulio de Oliveira, leitender Genetiker an der Universität von KwaZulu-Natal in Durban, der "Los Angeles Times".

Schätzungsweise acht Millionen Menschen weltweit gelten als HIV-infiziert, wissen jedoch nicht von ihrer Infektion. In der südafrikanischen Region KwaZulu Natal hat etwa mehr als einer von vier Erwachsenen HIV.

In den vergangenen Monaten wurden bereits weitere Fälle von immungeschwächten Menschen dokumentiert, die ihre Coronavirus-Infektion teils monatelang nicht auskurieren konnten und zu Inkubatoren für weitere virale Varianten wurden.

Der Fall verdeutlicht einmal mehr, dass selbst wohlhabende Nationen mit hoher Impfquote nicht sicher sind, solange sich das Coronavirus in ärmeren Ländern unkontrolliert ausbreitet.

Quelle: "Los Angeles Times"

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