Das Virus ist beinahe schon Routine, sagt eine Ärztin in der Notaufnahme des New York Presbyterian-Krankenhauses in Brooklyn. Zu der Routine gehört, dass alle paar Minuten der Lautsprecher dröhnt und Personal nach draußen ins Zelt neben dem Kühltransporter für die Leichen gerufen wird. Ins Zelt für die Corona-Verdachtsfälle. Zur Routine gehört, dass die Anwohner dem Krankenhauspersonal mittags Pizza schicken. Und dass sie alle hier eigentlich keine Zeit zum Essen haben.
Denn das Corona-Sterben geht unaufhörlich weiter in den USA. Mehr als 45.000 Menschen sind hier am Covid-19 gestorben. So viele wie in keinem anderen Land der Welt. Allein 2053 Menschen waren es am Mittwoch.
Trump prahlt mit der Sterblichkeitsrate
Donald Trump dichtet sich aus diesen schrecklichen Zahlen einen Erfolg zurecht. „Unsere Sterblichkeitsrate liegt ungefähr bei der Hälfte von anderen Ländern“, brüstete er sich auf seiner täglichen Pressekonferenz, prahlte sogar, sie sei „eine der niedrigsten auf der Welt“. Das stimmt nicht. Die Sterblichkeitsrate liegt zurzeit bei 5,5 Prozent in den USA. Sie ist damit zwar niedriger als in Spanien (10,4 Prozent) und Italien mit 13,2 Prozent. Doch weitaus höher als in Japan und Südkorea mit jeweils 2,2 Prozent oder auch Deutschland mit 3,2 Prozent.
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Donald Trump aber will schnelle Erfolge in der Corona-Bekämpfung verkünden, denn er und die meisten Republikaner wollen die Wirtschaft so schnell wie möglich wieder öffnen. Manche sogar schneller als möglich. „Wir zerstören das Land, wir zerstören die Märkte“, erklärte der Vize-Gouverneur von Texas in einem Interview mit Fox News. „Es gibt wichtigere Dinge als das Leben“, so Dan Patrick. „Und dazu gehört es, das Land für meine Kinder und Enkelkinder und für uns alle zu retten.“ Natürlich wolle er nicht sterben, ergänzter er, aber man müsse nun einmal „einige Risiken eingehen und dieses Land wieder zum Laufen bringen.“
Wer soll sterben, damit die Wirtschaft leben kann?
Es sieht so aus, als seien viele Republikaner und der Präsident dazu bereit, dem amerikanischen Kapitalismus Menschenopfer zu bringen. Die Alten und Schwachen, sie sollen sterben, damit die Wirtschaft leben kann.
Obwohl die Infektionszahlen noch immer hoch sind, lockern die republikanischen Gouverneure von Florida, Texas und Georgia Corona-Maßnahmen. Und Donald Trump stachelt zu Protesten gegen die Einschränkungen in von der Opposition regierten Bundesstaaten an. Gegen Maßnahmen, die er mit seinem Expertenteam selbst empfohlen hatte. Eine Empfehlung lautet, dass ein Bundesstaat erst wieder langsam zur Normalität zurückkehren solle, wenn die Zahlen der Neuinfektionen zwei Wochen lang zurückgehen würden. So lange wollen viele republikanische Gouverneure nicht mehr warten.
Sie spielen ein zynisches Spiel mit dem Leben ihrer Bürger.
Denn es hat viele Gründe, warum ausgerechnet in den USA bislang die meisten Menschen an Corona gestorben sind. Dazu gehören:
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Die Mehrheit der Amerikaner ist deshalb dagegen, die Corona-Maßnahmen zu lockern, davor warnen auch Experten. Der Direktor der Bundesgesundheitsbehörde warnte vor einer zweiten Corona-Welle im Winter, die noch viel schlimmer werden könnte. „Wir haben es dann mit der Grippe-Epidemie und der Coronavirus-Epidemie zur gleichen Zeit zu tun“, sagte Robert Redfield.
Er ist mit seiner Prognose nicht allein.
Im Brooklyner Krankenhaus erklärt eine Ärztin, dass seit ein paar Tagen etwas weniger Corona-Patienten eingeliefert würden. Doch sie traue dieser relativen Ruhe nicht. „Ich glaube, dass der Corona-Wahnsinn hier noch lange Routine sein wird“, sagt sie.
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