Schulterknacken: Ursachen und Behandlung
Knackgeräusche in der Schulter sind für Betroffene häufig besorgniserregend, in vielen Fällen jedoch harmlos. Das Schulterknacken tritt meist bei bestimmten Bewegungen auf und die Ursachen können vielfältig sein beziehungsweise sind zum Teil noch nicht abschließend geklärt. Je nachdem, wo genau das Geräusch auftritt, kommen auch Verschleißerscheinungen und andere Erkrankungen als Auslöser in Frage. Das Knacken in der Schulter kann von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen begleitet sein.
Inhaltsverzeichnis
Symptomatik
Als Schulterknacken werden knackende, schnappende, reibende, springende oder krachende Geräusche bezeichnet, die im Bereich der Schulter bei bestimmten Bewegungen wie Schulter- oder Armkreisen, Schulterheben oder bei Kopfüberbewegungen auftreten. Diese Geräusche kommen bei vielen Menschen vor und sind in der Regel nicht bedenklich, es sei denn, sie gehen mit Schmerzen oder Kraftschwächen im Arm einher.
Schmerzhaftes Schulterknacken kann vorübergehend oder dauerhaft auftreten und dabei von Reibegeräuschen sowie von Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen begleitet werden. Betroffene haben häufig bei alltäglichen Tätigkeiten wie dem Anziehen oder dem Waschen des Rückens Probleme, so dass die Beschwerden eine deutliche Einschränkung und Minderung der Lebensqualität zur Folge haben und als äußerst unangenehm empfunden werden.
Anatomie des Schultergelenks
Die Schulter besteht aus verschiedenen Strukturen: Die Schlüsselbeine und die Schulterblätter stellen zusammen den Schultergürtel dar, das Schultergelenk selbst wird vom Schulterblatt und dem Oberarmknochen gebildet. Das sogenannte Schulterdach (Akromion) sowie der Rabenschnabelfortsatz (Coracoid) gehören als Knochenvorsprünge zum Schulterblatt.
Anders als bei vielen anderen Gelenken sorgen beim Schultergelenk nicht eine Vielzahl von Bändern sondern vielmehr bestimmte Muskeln mit ihren Sehnen für die Stabilität, die zusammen als Rotattorenmanschette bezeichnet werden. Dazu gehören der Musculus supraspinatus (Obergrätenmuskel), der Musculus infraspinatus (Untergrätenmuskel), der Musculus teres minor (kleiner runder Armmuskel) und der Musculus subscapularis (Unterschulterblattmuskel). Die Rotatorenmanschette bedeckt das Schultergelenk dachartig.
Die Muskeln verlaufen vom Schulterblatt zum Oberarmknochen, wo ihre Sehnen ansetzen. In Relation zu den starken Kräfte und der Beanspruchung, die bei Bewegung auf das Schultergelenk und seine umgebenden Strukturen wirken, ist der Bandapparat relativ schwach ausgebildet. Für die Stabilität sind deshalb in erster Linie die Muskeln der Rotatorenmanschette verantwortlich. Das Schultergelenk ist das beweglichste Kugelgelenk im menschlichen Körper.
Ort und Art der Geräusche geben erste Hinweise
Treten Knackgeräusche im Bereich der Schulter auf, kann die Ursache die Sehnen, die Muskeln, den Gelenkknorpel oder die knöchernen Strukturen betreffen. Schulterknacken kann auf Höhe des Schulterblatts, tief im Gelenk, an der Seite, vorn oder rückseitig auftreten. Häufig handelt es sich bei dem Geräusch um Sehnenschnappen, wenn es seitlich oder an der Rückseite der Schulter auftritt. Dann sind entweder die Außenrotatoren oder die Supraspinatussehne, die seitlich am Oberarm verläuft, Auslöser der Geräusche. Ebenso kann die Bizepssehne betroffen sein, wenn das Schulterknacken seitlich oder vorn auftritt. Geräusche, die sich beim Schulterkreise im Bereich des Schulterblattes bemerkbar machen, können auf Verhärtungen der Muskulatur unter dem Schulterblatt zurückzuführen sein, wenn sich das Schulterblatt über die Muskeln bewegt.
Wann sollte ein Knacken in der Schulter behandelt werden?
Knack- oder Schnappgeräusche im Bereich der Schulter treten relativ häufig auf und sind zunächst kein Grund zur Besorgnis. Kommen jedoch weitere Beschwerden wie Schmerzen und Bewegungseinschränkungen hinzu, könnte eine Erkrankung oder eine verschleißbedingte Schädigung der Schulter vorliegen. So können Knackgeräusche im Bereich der Schulter auch ein Hinweis auf das sogenannte Rotatorenmanschettensyndrom (PHS, Periarthropathia humeroscapularis) sein, das verschiedene Beschwerdebilder zusammengefasst. Dabei handelt es sich um verschleißbedingte Schäden, die beispielsweise mit kleinen Rissen (Rupturen) in den Sehnenfasern beginnen und bis zum vollständigen Sehnenabriss führen können. Vor allem die Rotatorenmanschette, die Sehnenplatte der Schulterdreher, sowie die Bizepssehne sind von dem Verschleiß betroffenen. Deshalb spricht man vom Rotatorenmanschettensyndrom beziehungsweise dem Bizepssehnensyndrom. Betroffenen leiden meist an Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Es treten Entzündungen der Sehnen und/oder der Schleimbeutel auf. Kalkablagerungen beziehungsweise Verklebungen im Gelenk können zur Versteifung der Schulter führen.
Schulterknacken beim Fitness-Training
Tritt das Knirschen und Knacken in der Schulter verstärkt bei Übungen im Fitnessstudio wie beispielsweise beim Bankdrücken auf, kann dies auf einen Reizzustand der Sehnen hindeuten, die den Oberarm abspreizen. Zunächst sollte unter geschulter Anleitung sichergestellt werden, dass die Übung ergonomisch ausgeführt wird. Auch eine vorübergehende Reduzierung der Trainingsgewichte kann die Sehnen schonen. Falls zusätzlich Schmerzen auftreten, sollte der Hausarzt befragt werden. In der Regel versucht dieser zunächst das Problem mithilfe von entzündungshemmenden Medikamenten, Krankengymnastik oder Massagen aus der Welt zu schaffen. Halten die Beschwerden weiterhin an, erfolgt meist eine Überweisung zum Orthopäden.
Diagnose
Bei Schulterknacken, das von Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen begleitet ist, sollte ein Arzt konsultiert werden. Die hier aufgeführten Ursachen sind lediglich eine Auswahl an möglichen Auslösern für Knack- und Schnappgeräusche im Bereich der Schulter. Darüber hinaus gibt es weitere zahlreiche Ursachen, die nur im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung festgestellt beziehungsweise ausgeschlossen werden können. Dabei stellt der Arzt zunächst Fragen nach der Krankengeschichte, um gegebenenfalls bei Vorerkrankungen wie Rheuma bereits einen Hinweis auf die Ursache der Beschwerden zu erhalten. Zudem findet eine eingehende Untersuchung des Bewegungsapparates und der Schulter statt. Die genaue Lokalisation der Beschwerden spielt dabei eine wichtige Rolle.
Weitergehende Diagnosemethoden
In der Regel werden zur weitergehenden Untersuchung zunächst Röntgenbilder der Schulter erstellt. So können Veränderungen am Schulterblatt sichtbar gemacht oder ausgeschlossen werden. Je nach Befund kann dann eine Computertomographie (CT) und/oder Kernspintomographie (MRT) erfolgen. Mit der CT lassen sich knöcherne Veränderungen wie Sporne, Verkrümmungen, schlecht verheilte Brüche oder Knochentumore aufdecken. Durch das MRT lassen sich Weichteile besser darstellen. So können beispielsweise Schleimbeutelveränderungen oder Weichteiltumore diagnostiziert werden. Darüber hinaus kommen auch Nervenschäden als Ursache für schmerzhaftes Schulterknacken in Betracht. Diese können durch die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und der Muskelaktivität erkannt werden (elektrophysiologische Diagnostik).
Behandlungsoptionen bei Schulterknacken
Treten keine Begleiterscheinungen wie Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen auf, ist häufig angemessene Bewegung wie beispielsweise Dehnübungen sinnvoll. Die Therapie von schmerzhaftem Schulterknacken richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Grundsätzlich wird nach Möglichkeit die nichtoperative Behandlung vorgezogen.
Behandlung bei Entzündungen
Bei Entzündungen der Sehnen oder Schleimbeutel wird meist eine vorübergehende Schonung der Schulter angeordnet. Hinzu kommt die Gabe von entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten sowie eine spezielle Physiotherapie („Schulterschule“) bei der die Betroffenen lernen, wie sie ungünstige, wiederkehrende Bewegungen und Haltungen vermeiden beziehungsweise bessere Alternativen einüben. Je nach Ursache der Beschwerden können unter anderem Stoßwellentherapie, Elektrotherapie und Akupunktur hilfreich sein. Ein Besuch beim Osteopathen kann ebenfalls sinnvoll sein, da dieser die Schulterbeschwerden in einem ganzheitlichen Kontext beurteilt und behandelt.
Behandlung von knöchernen und mechanischen Ursachen
Liegt eine knöcherne oder mechanische Ursache wie beispielsweise ein Knochensporn oder ein Tumor vor, ist in den meisten Fällen eine Operation notwendig. Als verhältnismäßig schonendes Verfahren gilt hier die Arthroskopie des Schulterblattes im Rahmen einer Schultergelenkspiegelung, mit der sich beispielsweise Sporne, Kalkdepots, Schleimbeutelentzündungen und störende Narbenstränge abtragen lassen. (ag, vb; aktualisiert am 28. Januar 2019)
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