Am Tag nach dem schweren Busunfall auf der A9 bei Leipzig äußerte sich eine Sprecherin der Autobahnpolizei erstmals zu einer möglichen Unfallursache. Demnach könnte ein sogenannter Sekundenschlaf des Fahrers dazu geführt haben, dass der Reisebus verunglückte. Mindestens eine Reisende überlebte den Unfall nicht, neun Menschen wurden schwer verletzt. Die Polizei in Halle wollte die Vermutung der Autobahnpolizei in der Nacht zwar nicht bestätigen – fest steht aber: Es ist keinesfalls die Ausnahme von der Regel, dass Pkw-, Lkw- oder Busfahrern während der Fahrt kurz die Augen zufallen. Mit teils fatalen Folgen. Die Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) geht sogar davon aus, dass der Sekundenschlaf im Straßenverkehr häufiger tödliche Folgen hat als Alkohol am Steuer.
Unfall bei Leipzig
Tödliches Busunglück auf A9 – Autobahnpolizei äußert Vermutung über Unfallursache
Was ist Sekundenschlaf überhaupt?
Die klassischen Anzeichen für Müdigkeit am Steuer kommen vermutlich vielen Autofahrern bekannt vor: Brennende und schwere Augenlider, permanentes Gähnen, vermehrtes Blinzeln und unwillkürliches Frösteln. Willentlich verhindern kann man das Einschlafen nicht – sagen Wissenschaftler. Als Hauptursachen für das spontane Wegnicken hinterm Lenkrad haben Forscher neben Schlafstörungen wie Schlafapnoe vor allem Schlafmangel über einen längeren Zeitraum ausgemacht. Gefährdet sind demnach vor allem Pendler und Lkw-Fahrer, die meist lange Strecken fahren oder solche, die sie vermeintlich in- und auswendig kennen. Auch Schichtarbeiter mit unnatürlichem Schlafrhythmus sind gefährdet.
Jeder vierte ist schon einmal eingepennt
Ebenso interessante wie beängstigende Ergebnisse brachte eine 2016 durchgeführte Kantar-Emnid-Umfrage. Von den 1000 interviewten Kraftfahrern gab damals jeder vierte zu, schon einmal am Steuer eingenickt zu sein. Offenbar auch, weil die aufkommende Müdigkeit unterschätzt und die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers überschätzt wird. So verzichten 17 Prozent nach eigenen Angaben auf eine Pause, obwohl ihnen bewusst ist, dass sie müde sind. Fast jeder zweite steuert den ersten Parkplatz erst nach drei bis vier Stunden an. Dabei empfiehlt die DGSM, bereits nach zwei Stunden zum ersten Mal für ein paar Minuten anzuhalten.
Drei Tipps gegen das Einschlafen am Steuer
Mit der Aktion „Vorsicht Sekundenschlaf!“ startete der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) nach Bekanntwerden der Umfrageergebnisse eine Kampagne, die gezielt auf das Thema aufmerksam machen soll. Auf einem Faltblatt geben die Wissenschaftler unter anderem drei wichtige Tipps, die das spontane Einschlafen am Steuer verhindern:
So fahren Sie erholt weiter
Sich bei der Rast in ein Restaurant zu setzen, ein fettes Mittagessen zu genießen und danach mit vollem Bauch und Gasfuß auf die Autobahn zurückzukehren, ist eine schlechte Idee. Stattdessen empfehlen die Experten für die Pause ein kurzes Nickerchen und Bewegung.
Busfahrer schwer verletzt und nicht vernehmungsfähig
Ob der Fahrer des Unglücksbusses von Leipzig tatsächlich kurz weggenickt ist und so die Kontrolle über das Fahrzeug verlor, müssen die weiteren Ermittlungen der Polizei zeigen. Der Mann wurde bei dem Unfall schwer verletzt und konnte nach Angaben einer Polizeisprecherin bisher nicht befragt werden.
Quellen: Deutscher Verkehrssicherheitsrat; Verkehrsrundschau
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