Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus hat in Spanien den höchsten Wert seit Ende des Lockdowns im Juni erreicht. Der Sieben-Tages-Trend ist besonders besorgniserregend.
Spanien bereitet Europa in der Coronakrise erneut Sorgen. Seit Mitte Juli steigen die Zahlen der Neuinfektionen dort wieder, seit Anfang August sogar stark. Bei Tests innerhalb der letzten 24 Stunden habe es 4503 neue positive Ergebnisse gegeben, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen sei allerdings wegen verspätet gemeldeter Fälle im Vergleich zum Vortag sogar um mehr als 10.000 auf fast 500.000 gestiegen.
Die Corona-Zahlen für Spanien im Überblick
- Einwohner: 46.758.029
- Bestätigte Sars-CoV-2-Infektionen: 498.989
- Bestätigte Covid-19-Todesfälle: 29.418
In den vergangenen sieben Tagen steckten sich im Schnitt täglich 8529 Menschen nachweislich mit Sars-CoV-2 an (182 / 1 Mio. Einwohner) – das ist sogar mehr als zur Hochphase der Epidemie in Spanien: am 31. März wurde zuvor der höchste 7-Tages-Schnitt ermittelt, damals lag er bei 7902 Neuinfektionen pro Tag (alle Zahlen Stand: 4. September).
Damit erreichen die täglichen Neuinfektionen aber nicht nur einen neuen Höchstwert: Sie reihen sich auch ein in die Spitze der weltweiten Sorgenkinder – vor den USA und nur knapp hinter Brasilien.
Verbesserung der Lage im spanischen "Epizentrum" Katalonien
Sorgen bereitet vor allem die Situation in der Region Madrid. Auf die Hauptstadt entfiel erneut der Löwenanteil der Neuinfektionen: 1462, etwa ein Drittel der Gesamtzahl. Dahinter folgen mit großem Abstand das Baskenland mit 678 und die Kanarischen Inseln mit 363 neuen Fällen.
In Katalonien, noch vor wenigen Wochen das spanische "Epizentrum" der Neuausbrüche, hat sich die Lage inzwischen deutlich verbessert. Für die Autonome Gemeinschaft im Nordosten des Landes wurden am Freitag nur noch 160 Neuinfektionen gemeldet.
Regionalregierung gibt neue Einschränkungen bekannt
Die Regionalregierung in Madrid gab derweil neue Einschränkungen bekannt, die am Montag in Kraft treten sollen. Die wichtigste Maßnahme: Sowohl im öffentlichen wie im privaten Bereich werden ab nächster Woche nur noch Treffen von höchstens zehn Personen erlaubt sein, soweit diese nicht demselben Haushalt angehören. Das seien die Situationen, die für die meisten Neuausbrüche verantwortlich seien, sagte Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso.
Zudem wird unter anderem die zugelassene Höchstzahl der Teilnehmer an Hochzeiten, Beerdigungen und anderen Veranstaltungen wieder deutlich reduziert.
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Ministerpräsident Sánchez spricht von Trend, der „besorgniserregend“ ist
Inzwischen hat auch Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez den Anstieg der Corona-Neuinfektionen im Land als „besorgniserregend“ bezeichnet. Im Interview des Radiosenders Cadena Ser betonte der Politiker am Dienstag allerdings: „Die aktuelle Lage ist mit derjenigen von März überhaupt nicht zu vergleichen.“
Es gebe keinen Grund für die erneute Ausrufung eines landesweiten Notstandes samt strenger Ausgangssperre, wie es ihn in Spanien zwischen März und Juni zur Eindämmung der Pandemie gegeben hatte. Das führte er unter anderem auf ein inzwischen verbessertes Früherkennungssystem zurück. dpa Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien
Ein Blick auf die Todesfälle zeigt, dass diese seit dem ersten Höhepunkt in Spanien deutlich abgeflacht sind und sich seit Ende Juni auf einem niedrigen Niveau bewegen. Allerdings sind sie in den vergangenen vier Wochen wieder leicht angestiegen.
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„Die Menschen sind nachlässiger geworden“
„Die Gründe (für den Anstieg) sind klar. Die Mobilität, das Nachtleben. Die Menschen sind nachlässiger geworden“, sagte Sánchez. Die Behörden seien unterdessen dabei, die Nachverfolgung der Infektionsketten in bestimmten Regionen mit Nachholbedarf zu verbessern. Der Region Madrid stelle die Zentralregierung derzeit Personal und finanzielle Mittel zur Verfügung.
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