Die baldige Zukunft der Krebs-Diagnostik
Die Krebs-Diagnostik befindet sich im Umbruch. Bald soll anhand eines einfachen Bluttests erkannt werden, ob jemand eine Tumorerkrankung hat und wenn ja, welche. Möglich wird dies durch die Identifizierung der genetischen Modifizierungen, die jede Krebserkrankung mit sich bringt. Das Verfahren, an dem zur Zeit mit Priorität geforscht wird, nennt sich Liquid-Biopsy. Die ersten Patienten konnten bereits von der zukunftsträchtigen Diagnostik profitieren.
Das Universitätsklinikum Freiburg treibt derzeit mehrere Projekte voran, um die Krebsdiagnostik anhand von Blutproben zum breiten Einsatz zu bringen. Anhand der neuen Liquid-Biopsy-Diagnostik kann den Forschenden zufolge nicht nur erkannt werden, ob und welche Krebserkrankungen vorliegen, die Blutprobe gibt auch Auskunft darüber, ob der Krebs auf eine Therapie anspricht und ob er sich im Laufe der Zeit verändert. Die Methodik sei unter anderem für den Einsatz bei Lungenkrebs, Brustkrebs, Hautkrebs, Hirntumoren, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Sarkomen geeignet.
Neue Diagnose soll schnellstmöglich verfügbar werden
„Die Krebs-Bestimmung anhand einfacher Blutproben wird für die Präzisionstherapie essentiell“, berichtet Professor Dr. Dieter Marmé in einer Pressemitteilung zur neuen Krebs-Diagnostik. Die Forschenden wollen diese Schlüsseltechnologie in der Krebsmedizin möglichst schnell für alle Patienten zugänglich machen.
Zur Diagnose und zur Therapiekontrolle
„Wir möchten Liquid-Biopsy voranbringen und in der Diagnostik sowie zur Therapiekontrolle verschiedener Krebsarten etablieren“, ergänzt Professor Dr. Christoph Peters, der Wissenschaftliche Direktor des Tumorzentrums Freiburg.
Wie funktioniert die neue Methode?
Das Forschungsteam erklärt, dass bösartige Tumoren einzelne Tumorzellen sowie Teile ihrer Erbmoleküle (DNA, RNA) in das Blut abgeben. Diese Moleküle seien für jede Krebserkrankung und bei jedem Patienten individuell, wodurch sich eine genetische Signatur ergebe, die sich im Laufe einer Krebserkrankung verändern kann. Durch den Bluttest könne diese Signatur identifiziert und ausgewertet werden. „Mittels engmaschiger Liquid-Biopsy-Kontrollen kann die Therapie angepasst werden, sobald eine Veränderung im Tumor-Erbgut auftritt“, erläutert Professor Peters.
Erste Erfolge bei Patienten mit Lungenkrebs
Das Team berichtet von den ersten Erfolgen der neuen Methode. Nach Angaben der Ärzte kam der Patient Reinhard K. wegen eines hartnäckigen Hustens zum Arzt. Durch klassische Methoden wurde die Diagnose gestellt. Reinhard K. litt an Lungenkrebs und Metastasen hatten sich bereits im Gehirn und in den Knochen ausgebreitet. Sofort begannen die Ärzte mit einer Strahlentherapie – jedoch ohne Erfolg.
Verzweifelt wendete sich Reinhard K. an das Universitätsklinikum Freiburg, wo die neue Liquid-Biopsy-Untersuchung des Bluts bereits im Rahmen einer Studie angewendet wird. Die Forschenden untersuchten das Blut von Reinhard K. mit der neuen Diagnose-Methode und entdecken Tumorzellen mit einer genetischen Veränderung, die in der Gewebeprobe nicht aufgefallen war. Die Ärzte passten die Therapie auf diese genetische Besonderheit an. In weiteren Kontrollen zeigte sich, dass die Behandlung anschlug und die Tumorzellen weniger wurden.
Mehr Sicherheit und Erfolgskontrolle
„Diese im Therapieverlauf frühen Informationen geben den Patienten viel Sicherheit“, betonen die Freiburger Ärzte. Auch langfristig könne der Krebs so in Schach gehalten und die Therapie optimal angepasst werden.
Ausschließlich durch Spenden finanziert
Wie die Forschenden berichten, wird die Forschung an der neuen Diagnostik ausschließlich über Spenden finanziert. Die Fördergesellschaft Tumorbiologie unterstützte kürzlich das Projekt mit 1,5 Millionen Euro. Die Webseite der Fördergesellschaft Forschung Tumorbiologie enthält alle Informationen zu Spenden und Rebpatenschaften. (vb)
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