Mega-Razzia in Hamburg: Am Dienstag hat die Polizei in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft zeitgleich mehrere Apotheken, Kliniken und Pharmaunternehmen gestürmt. Nach MOPO-Informationen soll es dabei um Korruption und Betrug in Millionenhöhe gehen. Es ist die größte Razzia, die von der Wirtschaftsstaatsanwaltschaft jemals angeordnet wurde.
Um kurz nach 9 Uhr schlugen die Beamten, darunter Spezialkräfte der Beweisnahme und Festnahmeeinheit (BFE), am Albert-Schweitzer-Ring, an der Kuehnstraße (Tonndorf), der Oskar-Schlemmer-Straße (Billstedt), der Hohen Weide, dem Heußweg, der Osterstraße (Eimsbüttel) und an der Mörkenstraße (Altona-Altstadt) auf. Auch im Umland Hamburgs soll es Durchsuchungen gegeben haben, insgesamt gibt es 47 amtliche Beschlüsse.
Razzia in Hamburg: 420 Polizisten stürmen Kliniken und Apotheken
Drei Beschuldigte wurden in ihren Büroräumen an der Warburgstraße (Rotherbaum) aufgesucht. Sie sollen Betreiber der Unternehmen sein, die im Visier der Ermittler sind. Ein Vierter soll an seiner Wohnanschrift am Rabenhorst in Wellingsbüttel überrascht worden sein.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Korruption im Gesundheitswesen und Abrechnungsbetrug. Im Visier sind insgesamt 14 Personen; drei Beschuldigte sind Apotheker, zwei in leitenden Positionen und neun sind Ärzte. Festnahmen gab es bisher allerdings keine – es bestehe laut Staatsanwaltschaft keine Flucht- oder Verdunkelungsgefahr. Foto: Rüga Polizisten schleppen mehrere Umzugkartons in die Räume an der Warburgstraße – für Beweismaterial.
Razzia in Hamburg: Staatsanwaltschaft spricht von Millionenschaden
„In Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind 47 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt worden“, teilte Liddy Oechtering, Erste Staatsanwältin der MOPO mit. 420 Polizisten und sechs Staatsanwälte seien im Einsatz. Es geht um einen „absoluten Mindestschaden“ von 8,6 Millionen Euro. Die Zahl dürfte im Laufe der Ermittlungen noch nach oben gehen, so Oechtering.
Razzia in Hamburg: So soll der Betrug mit den Krebsmedikamenten gelaufen sein
Die beschuldigte Firma soll nach MOPO-Informationen Ärzte bestochen und durch ein offenbar illegales Geschäftsmodell an lukrative Rezepte von Onkologen für Krebsmedikamente gelangt sein. Die drei Gründer sollen „gewerbsmäßig und als Mitglied einer Bande“ gehandelt haben.
Laut Oechtering laufen die Ermittlungen bereits seit Januar 2017. Die beschuldigten Ärzte sollen rückzahlungsfreie Darlehen oder anderweitige geldwerte Zuwendungen wie Praxiseinrichtungen erhalten haben. Auch luxuriöse Fahrzeuge sollen zur Verfügung gestellt worden sein. Im Gegenzug erhielt die Firma über konzernnahe Apotheken von den Ärzten offenbar die lukrativen Rezepte für die Infusionen und rechnete sie wohl zu Unrecht bei den Kassen ab. „Hier fiel der Betrug anfangs auch auf“, so Oechtering. Bild: Rüga Große Razzia in Hamburg: Ein Streifenwagen an der Warburgstraße (Rotherbaum).
Rezepte für Krebsmedikamente sorgen für Rekord-Razzia in Hamburg
Bei Krebserkrankungen entscheiden die Ärzte, an welche Spezialapotheken die Rezepte ihrer Patienten für die Infusionen mit Krebsarzneien gehen. Eine Krebstherapie kostet bis zu 100.000 Euro. Die Rezepte sind deshalb für Apotheken und Herstellbetriebe höchst lukrativ und heißen in der Branche "Pharmagold".
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