Neuentdecktes Protein mit großer Wirkung
Meningokokken sind gefährliche Bakterien, die lebensbedrohliche Hirnhautentzündungen (Meningitis) und Blutvergiftungen (Sepsis) auslösen können. Bislang war unklar, was das Bakterium so erfolgreich dabei macht, solch schwerwiegende Erkrankungen zu verursachen. Ein deutsches Forschungsteam klärte dies nun auf und ebnet so den Weg für bessere Therapien.
Forschende der Julius-Maximilians-Universität Würzburg entschlüsselten die Rolle des Proteins ProQ, welches in Meningokokken Bakterien vorkommt und dafür sorgt, dass die Bakterien besonders widerstandsfähig sind, was sie zu kritischen Krankheitserregern macht. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Communications“ präsentiert.
ProQ: Protein macht Meningokokken stark
In Meningokokken (Neisseria meningitidis) spielt der aktuellen Studie zufolge das Protein ProQ eine tragende Rolle, wenn es um die krankmachenden Eigenschaften der Bakterien geht. Das Protein ist an der Regierung und Aktivierung von über 250 bakteriellen Genen beteiligt. Es sorgt maßgeblich dafür, dass Meningokokken Schäden an ihren Genen besser reparieren können, was sie widerstandsfähig gegen oxidativen Stress macht.
Klein aber stark
„Wir waren überrascht davon, dass ein vergleichsweise kleines Protein solch einen großen Einfluss auf die bakterielle Genregulation haben kann“, berichtet Professor Christoph Schoen, einer der Forschungsleiter der Studie. ProQ bestehe nur rund 120 Aminosäuren. Bereits mittelgroße Proteine bestünden in der Regel aus mehreren hundert Aminosäuren.
„In Meningokokken geht es mit fast 200 verschiedenen RNA-Molekülen Wechselwirkungen ein“, ergänzt Jörg Vogel, der zweite Forschungsleiter der Untersuchung. Es binde dabei an stark strukturierte Regionen der RNA und stabilisiere so seine Bindepartner, erklärt der Wissenschaftler.
Ein neuer Angriffspunkt bei Meningokokken
Das Protein stellt einen vielversprechenden Angriffspunkt für neue Therapien gegen Meningokokken dar. „Wir hoffen, die Bindeproteine mit relativ einfach gebauten Wirkstoffen in ihrer Funktion stören zu können und damit die Krankheitserreger zu schwächen“, betont Vogel. Insgesamt seien aber bei zwei Drittel aller RNA-Klassen in Meningokokken die zugehörigen Bindeproteine noch nicht identifiziert. „Unser Ziel ist es, den gesamten Bestand an RNA-Bindeproteinen in Meningokokken mit etablierten Hochdurchsatzverfahren systematisch zu identifizieren“, resümiert Schoen.
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