Mein liebes Tagebuch

Krieg in der Ukraine – in dieser Woche bekommt mein liebes Tagebuch einen Prolog: Ein Apotheker-Tagebuch ist natürlich nicht der richtige Ort, um solche politischen Vorkommnisse darzustellen oder gar aufzuarbeiten. Aber angesichts der Ungeheuerlichkeit dieses Krieges und wie er zustande gekommen ist und vor allem welche schrecklichen Auswirkungen er auf die Menschen in der Ukraine hat, ist ein Innehalten, ein Nachdenken angebracht unter dem Vorzeichen der Solidarität: Was müssen die Menschen in der Ukraine derzeit durchmachen! Krieg bedeutet Wut und Entsetzen, Angst und Sorgen, Flucht und Trennungen, Kampf, Tod und Trauer. Wie klein sind dagegen unsere Probleme des Apothekenalltags. 

21. Februar 2022

Der Personal- und Nachwuchsmangel im Gesundheitswesen: „Das wird noch richtig heftig“, prognostiziert der Arbeitsmarktforscher Prof. Dr. Stefan Sell. In seinem Vortrag auf dem 14. Zukunftskongress des Apothekerverbands Nordrhein zeigte er auf, was da vom Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen auf uns zukommt – die Apotheken sind da mitbetroffen. Die Pandemie habe die Entwicklungen deutlich gemacht: ein Wertewandel mit einer größeren Bedeutung der Work-Life-Balance, eine Feminisierung des Gesundheitswesens mit viel Teilzeitarbeit und vor allem der demografische Wandel. Schon seit 2015 scheiden im Gesundheitswesen jedes Jahr über 300.000 Arbeitskräfte  mehr aus dem Berufsleben aus als nachrücken. Besonders im Bereich der Pflege zeigt sich dieses Problem sehr deutlich, da hier der Bedarf an Arbeitskräften deutlich steige. Mein liebes Tagebuch, die Analyse des Arbeitsmarktforschers stimmt nicht heiter, denn wir sehen es bereits heute, dass auch unser Apothekenbereich vom Personalmangel betroffen ist. Es fehlen Approbierte und PTA. Wo soll das enden? Was lässt sich dagegen tun? Arbeitsmarktforscher Sell geht davon aus, dass möglicherweise auch die mittleren Berufe aufgewertet werden müssten, vor allem der PTA-Beruf, durch Qualifizierung, Weiterbildung, Aufstiegsmöglichkeiten. Ob das der richtige Weg ist und ob das reicht? Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, sieht da schon eher Defizite beim Apothekenhonorar: Es müsste endlich erhöht werden, damit die Apotheke im Wettbewerb um Arbeitskräfte bessere Gehälter bieten könne. Mein liebes Tagebuch, guter Ansatz, aber da macht die Politik nicht mit. Und nun? Geht die Kaskade weiter? Noch mehr Personalmangel, noch mehr Schließungen, noch mehr Versand?

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