Beim Impfen gibt es „Glücksgefühle gratis“, meint #DerApotheker. In seiner Kolumne plädiert er dafür, schnellstmöglich eine Impfpflicht in den Gesundheitsberufen einzuführen. Noch besser wäre eine allgemeine Impfpflicht, doch darauf könnten wir noch lange warten – „bis sich unsere Politiker mal dafür entscheiden, das Richtige zu tun“. Besonders kritisch steht #DerApotheker Kolleg:innen gegenüber, die sich nicht impfen lassen oder die Masken nicht (richtig) tragen.
„Wir wollen möglichst alle Kinder vor einer Masernansteckung bewahren. Denn Masern sind in höchstem Maße ansteckend und können einen sehr bösen, teils tödlichen Verlauf nehmen. Deshalb führen wir einen verpflichtenden Impfschutz gegen Masern in der Kita, Schule und bei der Kindertagespflege ein. Auch wer dort arbeitet, muss sich impfen lassen. Und wir ermöglichen es dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, wieder mehr freiwillige Reihenimpfungen in Schulen anzubieten. So wollen wir auch weitere Infektionskrankheiten bekämpfen — wie Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten.“ Wenn ich dieses Zitat von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn aus dem Juli 2019 lese, frage ich mich unweigerlich: Was ist mit dem verpflichtenden Impfschutz gegen das Corona-Virus? Dieses Virus ist ebenfalls „in höchstem Maße ansteckend“ und könnte „einen sehr bösen, teils tödlichen Verlauf nehmen“.
Mehr zum Thema
Kolumne
#DerApotheker
Masernschutzgesetz
Minister winken Masern-Impfpflicht durch
Ja, bei Kindern ist der Verlauf häufig mild oder ganz ohne Symptome. Aber abgesehen davon, dass sie das Virus dann trotzdem mit nach Hause bringen und so möglicherweise ihre Eltern und Geschwister infizieren, die dann wiederum weitere anstecken könnten, wissen wir, dass auch für Kinder die Gefahr besteht, Long-COVID zu entwickeln. Da die Kinder jedoch noch nicht durch eine Impfung geschützt werden können, müssen die Erwachsenen sie so gut wie möglich schützen, d.h. sich an die notwendigen Regeln halten und vor allem: Sich impfen lassen! Doch leider sind weder alle Eltern noch die Erzieher:innen geimpft, wodurch das Risiko für eine Coronainfektion auch für die Kinder steigt.
Das Gleiche gilt auch für die Schulen. Allerdings können Kinder ab fünf Jahren bald geimpft werden. Zumindest dann, wenn die Vernunft der Eltern groß genug ist. Doch je länger diese Pandemie andauert, desto mehr wird klar, dass Vernunft nicht jedermanns Sache ist. Wenn ich zum Beispiel an den Karneval denke, wird mir ganz anders. Dieses Jahr mehr, als die Jahre zuvor.
COVID-19
EMA will bis Weihnachten über Kinder-Impfstoffe entscheiden
Der Zeitplan der STIKO
Corona-Impfung: Wie geht es weiter mit den (Klein)kindern?
Jetzt, wo die Zahlen „überraschenderweise“ ansteigen, scheint auch die Anzahl der Menschen zuzunehmen, die ihre Masken nicht korrekt tragen oder sich weigern, überhaupt eine aufzusetzen. Ich bin mir sicher, dass diesen Menschen auch nicht bewusst ist, dass es mittlerweile eins vor zwölf ist. Und sind wir ehrlich, die Menschen, die weder Masken tragen, noch sich an die Corona-Regeln halten, sind mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auch diejenigen, die die Wissenschaft leugnen und sich sowieso nicht impfen lassen wollen.
Um irgendwie heil aus dieser Sache zu kommen, müssen aber auch diese Impfgegner geimpft werden. Man kann sie ja schlecht wegsperren. Höchstens aussperren. Aber das funktioniert auch nicht effektiv genug. Was das ganze Problem jedoch noch schlimmer macht, sind Impfgegner, die in Gesundheitsberufen arbeiten. Man denke an die alten Menschen, die in Pflegeheimen sterben mussten, weil sich die Pflegekräfte nicht haben impfen lassen. Das ist eine Katastrophe, die wahrscheinlich recht einfach hätte vermieden werden können.
„Alternativ“ angehauchte Kolleginnen und Kollegen
Auch wir in den Apotheken haben ständig Kontakt mit vulnerablen Gruppen. Und wie ich vor einer Weile schon geschrieben habe, scheinen auch viele Apothekenmitarbeiter:innen ihre Masken nicht (mehr) korrekt zu tragen. Außerdem sollte uns mittlerweile klar sein, dass unsere Plexiglasscheiben nicht in der Lage sind, (virushaltiges) Aerosol zu stoppen.
Gerade deshalb sollten auch wir in den Apotheken verpflichtet werden, uns gegen Corona impfen zu lassen. Auch, wenn das einen Aufschrei unter den „alternativ“ angehauchten Kolleginnen und Kollegen geben wird. (Obwohl die ihre Impfung ja ganz einfach homöopathisch ausleiten könnten. Zwinkersmiley.)
Man stelle sich vor, ein:e Apothekenmitarbeiter:in würde eine Kundin oder einen Kunden anstecken. Oder die Mitarbeiter:innen würden sich untereinander anstecken und die Apotheke müsste daraufhin schließen und könnte ihrem Versorgungsauftrag nicht mehr nachkommen. Nicht gut.
Natürlich wäre es schön, wenn wir uns alle freiwillig impfen lassen würden. Neben einem verbesserten Schutz gibt es Glücksgefühle gratis.
Impfen – das sind wir unseren Kundinnen und Kunden schuldig
In letzter Zeit tauchen im Internet vermehrt Fotos von Apotheken auf, die Stimmung gegen die Coronaimpfung machen oder die Maskenpflicht mehr oder weniger ignorieren. Würden die Mitarbeiter:innen dieser Apotheken sich freiwillig impfen lassen? Ich habe da so meine Zweifel. Und wie ich schon einmal geschrieben habe: Wir haben eine Vorbildfunktion! Wir sollten nicht nur die Masken (korrekt) tragen, sondern uns auch impfen lassen! Und wenn freiwillig nicht funktioniert, dann eben verpflichtend. Das sind wir mindestens unseren Kundinnen und Kunden schuldig.
Deshalb sollte schnellstmöglich eine Impfpflicht in den Gesundheitsberufen eingeführt werden. Noch besser wäre natürlich eine allgemeine Impfpflicht, aber bis dahin müssen wohl erst noch viele weitere Menschen sterben, bis sich unsere Politiker mal dafür entscheiden, das Richtige zu tun.
In Liebe,
Quelle: Den ganzen Artikel lesen