Länger, härter, besser? Das ist dran am Mythos Penisring

"Männer sind allzeit bereit", singt Herbert Grönemeyer in seiner Hommage an das vermeintlich starke Geschlecht. Hinter der Floskel verbirgt sich die vielen Männern innewohnende Auffassung, immer und überall Sex haben zu können oder zu müssen und das solange und ausdauernd wie sie wollen. Leider (oder zum Glück) spricht die Realität eine andere Sprache. Nicht immer will der Penis wie sein Träger. Das kann verschiedene Ursachen haben. So erklärte Udo Jürgens: "Der Teufel hat den Schnaps gemacht" – und umschrieb damit Erektionsprobleme nach einer durchzechten Nacht. 

Penisring gegen Erektionsstörungen?

Das Tabuthema verschweigen Männer lieber. Sie suchen – ganz männlich – nach einer praktikablen Lösung. Der Penisring verspricht genau das zu sein. Länger, härter und ausdauernder soll er die männliche Erektion machen. Und das mit einfacher Physik, denn der Ring wird im schlaffen Zustand über das Glied gezogen und verhindert im steifen den Rückfluss des Blutes. Selbst wenn der Penis während des Beischlafs früher Feierabend machen will, bleibt er hart. 

Und genau das kann auch zum Problem werden. "Ein Penisring ist in sich falsch", erklärt Dr. med. Wolfgang Bühmann, Facharzt für Urologie und Andrologie, weil der Ring das eigentliche Problem nicht löse. Von einer erektilen Dysfunktion sprechen Mediziner, wenn ein Mann bei mehr als zwei Dritteln seiner Versuche des Geschlechtsverkehrs keine Erektion bekommt oder diese nicht aufrecht erhalten kann. 

"Jeder Mann hat mindestens einmal im Leben seine Erfahrung damit gemacht", sagt Bühmann. Aber erst ab dem 50. Lebensjahr habe das körperliche Gründe. Davor spiele die Psyche eine weitaus wichtigere Rolle. Der Mann und sein Ego – hier beginnt das Problem. "Wenn es mit dem Geschlechtsverkehr einmal nicht klappt, bekommen Männer Angst davor, dass sich das wiederholt", sagt er.

Den Teufelskreis durchbrechen

Ein Teufelskreis. Die Angst zu versagen steht dem Selbstbild des omnipotenten Mannes entgegen. "Das Problem beginnt schon mit einer gewaltigen Desinformation, die junge Männer aus Pornos vermittelt bekommen", erklärt der Mediziner. Hier werde ein völlig falsches Bild von Sexualität und der Rolle des Penis dabei gezeichnet. Wenn ein Mann dann diesem Bild in der Wirklichkeit nicht entspräche, sei die Frustration programmiert.

Es gilt also, den Knoten der Angst und Abhängigkeit vom Erektionserfolg zu lösen. Und dabei helfe der Penisring nicht. "Zuerst einmal sollten Männer wissen, dass ihr Penis nicht ausschlaggebend für den Orgasmus der Frau ist", sagt Bühmann. Wenn es mal nicht so klappe, wie sich die Männer das wünschten, gäbe es viele Alternativen, seine Partnerin zum Höhepunkt zu bringen. (Welche das sind, lesen Sie hier.)

Den Knoten der eigenen Angst löst der Mann so, wie er entsteht: Aus einem Misserfolg muss ein Erfolg gemacht werden. "Eine Viagra-Tablette kann Männern dabei helfen, eine ausreichend starke und ausdauernde Erektion zu bekommen und zu halten", erklärt der Urologe. Der Erfolg steigere das sexuelle Selbstbewusstsein der Betroffenen, der Kreis der Angst wird durchbrochen. Und deshalb seien Penisringe nicht zielführend, sagt Bühmann.

In Deutschland gibt es die Pillen nur auf Rezept. Der Gang zum Arzt ist also unausweichlich. Und darin sind Männer nicht besonders gut. "Männer gehen erst zum Arzt, wenn sie den Herzinfarkt schon hatten", sagt Bühmann. Was in der Allgemeinmedizin der Infarkt ist, ist beim Penis ein Ring, der sich nicht mehr entfernen lässt. 

So gefährlich können Penisringe sein

Gerade die Exemplare aus Metall führen zu Situationen, auf die Mann lieber verzichten will. Sind sie zu eng, kann das Blut aus dem Penis nicht mehr abfließen. Er bleibt geschwollen, der Ring lässt sich nicht mehr abnehmen. Der gewünschte Effekt, allzeit bereit zu sein, hat einen schmerzhaften und gefährlichen Preis, der unbehandelt sogar zum nachhaltigen Verlust der Erektionsfähigkeit führen kann. Im Notfall ist schnelle Hilfe gefragt. 

Wer nun glaubt, in der Notaufnahme des Krankenhauses immer richtig aufgehoben zu sein, liegt nicht selten falsch. "Die meisten Praxen und Krankenhäuser verfügen nicht über die passenden Sägen, um den Metallring vom Penis zu lösen", sagt Bühmann. Da helfe nur noch die örtliche Feuerwehr, die über das Spezialgerät verfüge. Und die, so Bühmann, könne nicht selten mit ihrem Humor hinterm Berg halten. Dennoch bleibe die Klinik erster Ansprechpartner, die dann die notwendigen Maßnahmen veranlasst.

Auch von Penisringen aus Kunststoff rät der Urologe ab. Die dehnen sich zwar etwas mit, aber Männer in dieser Notsituation mit einer Schere in die Nähe ihres Gliedes zu lassen, sei keine gute Idee. Wer trotzdem einen Penisring ausprobieren will, sollte zu Modellen greifen, die einen Verschluss haben. 

Sie stauen das Blut ebenfalls und sorgen für eine ausdauernde Erektion. Eines sollten Männer aber beachten: "Der Ring schnürt den Penis ein und drückt dabei die Harnröhre zu, durch die das Sperma beim Höhepunkt will", sagt Bühmann. Entsprechend schmerzhaft gestalte der Penisring den Höhepunkt des Mannes. "Es gibt Männer, die gerade diesen Schmerz wollen", aber die seien eher die Ausnahme, sagt er.

Und auch mit einem weiteren Mythos räumt der Urologe auf: "Gegen Wanderhoden oder Hodenhochstand hilft kein Penisring, sondern nur der Gang zum Urologen".

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