Probiotika genießen sowohl in der Apotheke als auchbei (kleinen) Patienten einen guten Ruf. In der jüngeren Vergangenheit wurden allerdings Zweifel laut, ob sie überhaupt wirksam sind oder sogar möglichen Schaden anrichten könnten. Kann man Probiotika also überhaupt nochempfehlen, solange keine neuen und besseren Daten verfügbar werden? Ja, meint das Autoren-Team eines Cochrane-Reviews in der Dezember-Ausgabe des JournalsJAMA. Außerdem bietet eine europäische Leitline eine Übersicht.
Das JournalJAMA stellt unter dem Titel „Clinical Evidence Synopsis“ systematische Übersichtsarbeitenkurz und knapp vor, mit dem Ziel, für die Praxis die wichtigsten Erkenntnissezusammenzufassen. So auch im Dezember 2018 zum Thema Kinder mit wiederkehrendenBauchschmerzen und der Frage, ob Probiotika helfen könnten. Ein englisches Autoren-Team,das sich schon länger mit dem Thema Probiotika bei chronischen Bauchschmerzenauseinandersetzt, hat dazu sein 2017 aktualisiertesCochrane-Review für die Praxis zusammengefasst.
Kinder mit chronischen Bauchschmerzen:Sind Probiotika einen Versuch wert?
DieCochrane-Autoren stellen sich ganz praktisch die Frage: Verbessern diätetischeMaßnahmen wie Probiotika Schmerzen, an denen Kinder mit wiederkehrendenBauchschmerzen leiden? Das Fazit vorweg: Ärzte könnten Probiotika beiwiederkehrenden Bauchschmerzen in Betracht ziehen – allerdings als Teil einer„ganzheitlichen“ Strategie. So würden Kinder, die mit Probiotika behandeltwerden, wahrscheinlicher eine kurzfristige Besserung ihrer Schmerzen erfahren,als Kinder, die nur ein Placebo erhielten.
Nun sindchronische Bauchschmerzen (recurrent abdominal pain, RAP) in derKinderheilkunde zwar ein weit verbreitetes Problem, bei weitem aber nicht soleicht einzugrenzen wie akute Bauchschmerzen. Bis zu 25 Prozent der Schulkindersollen schätzungsweise einmal davon betroffen sein. Die englische Forschergruppeverwendet „RAP“ deshalb als Oberbegriff, der beispielsweise funktionelleDyspepsien, ein Reizdarmsyndrom, eine Bauchmigräne und allgemein funktionelleBauchschmerzen zusammenfassen kann.
Einem von acht Kindern helfen Probiotika beiBauchschmerzen
Die Forscher haben 19 randomisierte klinische Studien aus den Jahren 1985 bis 2014 gegenübergestellt. Dabei zählten sie 1453 Probanden, wobei die meisten Mädchen waren. Das Alter der Kinder lag im Mittel zwischen 6,3 und 13,1 Jahren (Spanne: 4 bis 18 Jahre), sie stammten aus Italien, dem Iran, den USA, Kanada, Polen, Deutschland, Israel und Indien. Untersucht wurden nicht nur die Probiotika-Gabe sondern auch Interventionen auf Basis einer faserreichen Ernährung (vier Studien) und gewissen Diäten (zwei Studien). Verglichen wurde meist gegen Placebo, eine Studie verglich gegen eine Standarddiät. 15 dieser Studien waren kein Bestandteil des früheren Cochrane-Review, aus dem der aktualisierte von 2017 entstand. In 13 Studien kamen Probiotika zum Einsatz, am häufigsten (in fünf Studien) der Stamm Lactobacillus rhamnosus GG.
Mehr zum Thema
Beratungs-Quickie
Bei Verstopfung gleich zum Facharzt?
Auf der Basis von sieben Studien mit 772 Kindern kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Kinder, die mit Probioika behandelt wurden, null bis drei Monate nach der Intervention wahrscheinlicher eine Verbesserung ihrer Bauchschmerzen erfahren, als die Kinder, die ein Placebo erhielten. Die Qualität der Evidenz beschreiben sie als moderat. Die „Number Needed to treat“ wird mit acht angegeben, (sie gibt die Anzahl an Patienten wieder, die mit Probiotika behandelt werden müssen, um ein negatives Ereignis zu verhindern).
Nur zwei Studien untersuchten auch die Effekte einer Probiotikagabe drei bis sechs Monate nach der Intervention (224 Kinder), auch hier zeichnete sich ab, dass Probiotika die Schmerzen (langfristig) lindern könnten. Keine der Interventionen auf Basis einer faserreichen Ernährung erwies sich dagegen als besser als Placebo (niedrige Qualität der Evidenz).
Im schwedischen Journal Acta Paediatrica wurde von einer Expertengruppe sogar eine Leitiline für den Einsatz von Probiotika bei Kindern erstellt. Sie wurde im Februar 2018 veröffentlicht und kommt bezüglich Bauchschmerzen zu einem anderen Ergebnis.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen