Weder Impfung noch eine durchgemachte Infektion bieten derzeit einen ausreichenden Schutz vor einer Omikron-Infektion. Dennoch sind beide Faktoren wichtig für eine nachhaltige Immunität. Laut Drosten gibt es eine ideale Immunisierung, nach der uns das Virus jahrelang nichts mehr anhaben kann.
Omikron sorgt für die höchsten Infektionszahlen in Deutschland seit Pandemie-Beginn. Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind derzeit über 3,5 Millionen Menschen positiv. Auch wenn die ersten Hoffnungen aufflammen, dass die Infektionswelle zurückgeht, liegt die Zahl der Neuinfektionen im 7-Tage-Mittel noch bei über 186.000. Denn trotz Impfung infizieren sich Menschen – auch wenn die meisten Verläufe dadurch mild sind.
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Dennoch nehmen viele diese Zahlen immer noch zum Anlass, von einer Impfung abzusehen. Noch immer sind knapp 16 Millionen Menschen in Deutschland ungeimpft (zusätzlich noch vier Millionen Kinder unter fünf Jahren, für die es noch gar keinen Impfstoff gibt). Viele hegen die Hoffnung, durch eine milde Omikron-Infektion auf natürliche Weise eine Immunität gegen das Virus zu erzeugen.
Weniger neutralisierende Antikörper nach Omikron-Infektion
Doch dies ist ein Trugschluss. Das belegen mittlerweile einige Studien. Erst vor kurzem wiesen Wissenschaftler aus Österreich nach, dass Ungeimpfte, die vorher noch nie mit Sars-CoV-2 in Kontakt kamen, nach einer Omikron-Infektion deutlich weniger neutralisierende Antikörper besaßen als andere Genesene. Vor allem waren diese Antikörper nicht gegen andere Varianten wirksam, sondern wenn überhaupt, nur gegen Omikron. Schlechte Voraussetzungen also, wenn eine neue Variante auf uns zukommt oder sich jemand mit Delta infiziert, die schwerwiegendere Verläufe auslöst.
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Eine Studie aus Kalifornien zeigte zudem, dass eine milde Infektion auch eine nicht so lang und gut anhaltende Immunität erzeugt wie einer stärkere Erkrankung. Das heißt: Wer eine milde Infektion durchgemacht hat, ist nicht vor einer zweiten Infektion geschützt.
Weder Erkrankung noch Impfung schützen vor Reinfektion
Ein Schutz vor Reinfektion ist also weder durch Erkrankung noch durch Impfung gegeben – auch wenn der Booster über einen gewissen Zeitraum den Immunschutz deutlich erhöht. Das gilt aber genauso für diejenigen, die bereits eine Infektion mit einer anderen Variante durchgemacht haben. Auch sie können sich leicht mit Omikron anstecken. Aus diesem Grund hat das RKI im Januar auch den Genesenenstatus für Ungeimpfte von sechs auf drei Monate verkürzt.
Wenn also sowohl Impfung als auch durchgemachte Infektion nicht vor einer Infektion schützten, was hilft uns denn überhaupt, um aus dem Teufelskreis von Infektion und Reinfektion herauszukommen? Können wir überhaupt eine längerfristige Immunität aufbauen oder bleibt der Kampf gegen die Pandemie eine Sysyphus-Arbeit?
Drosten erklärt ideale Immunisierung, die über Jahre hält
Laut Virologe Christian Drosten gibt es tatsächlich eine „ideale Immunisierung“, die uns längerfristig aus der Pandemie herausführt – auch wenn Corona nicht verschwinden wird. „Die ideale Immunisierung ist, dass man eine vollständige Immunisierung hat – mit drei Dosen – und auf dem Boden dieser Immunisierung sich dann erstmalig und auch zweit- und drittmalig infiziert mit dem wirklichen Virus“, sagte er im jüngsten NDR-Podcast.
Nur wer diesen Weg durchgemacht habe, sei dann irgendwann über Jahre belastbar immun und würde sich nicht wieder reinfizieren, erklärte er weiter. Denn dadurch entstünde eine Schleimhautimmunität, ohne dass der Betroffene dafür einen schweren Verlauf durchmachen müsste. Das heißt, das Virus kann gar nicht mehr über die Schleimhäute von Nase, Rache und Lungen in den Körper eintreten.
Zehn Prozent aller Infektion sind Reinfektionen
Allerdings sei dieser Zustand bisher noch nirgends erreicht, sagt Drosten. Auch wenn beispielsweise Großbritannien durch Impfung und Infektionen sowie eine Infektion auf dem „Boden einer Impfung“ viel weiter sei als wir in Deutschland, läge dort die Zahl der Reinfektionen noch bei einer Quote von zehn Prozent. „Also knapp zehn Prozent aller Infektionen sind Zweit- und sogar Drittinfektionen“, sagt Drosten.
Ideale Immunisierung nur nach Impfung und mehreren Infektionen möglich
Genau deshalb ginge die Rechnung mancher, sich durch eine natürliche Infektion zu immunisieren, nicht auf. Denn sie reicht genauso wenig wie eine einzelne Impfung aus für den optimalen Corona-Schutz. „Man braucht mehrere Infektionen. Und wenn die nicht auf dem Boden einer ordentlichen Impfimmunität stattfinden, dann hat man auch bei der zweiten Infektion ein relativ hohes Krankheitsrisiko“, führt Drosten im Podcast aus.
Eine Durchseuchung der Bevölkerung sieht Drosten wegen der hohen Zahl an Ungeimpften dennoch äußerst kritisch bei uns. Das unterscheide uns auch von anderen Ländern wie Dänemark, die eine viel höhere Impf- und Boosterquote hätten.
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