Nichtmedikamentöse Maßnahmen bilden die Basis der Behandlung des Typ-2-Diabetes. Sie umfassen die Schulung der Betroffenen, eine Ernährungstherapie, die Steigerung der körperlichen Aktivität sowie gegebenenfalls eine Rauch-Entwöhnung. Doch die Motivation zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung ist besonders schwierig bei übergewichtigen Diabetikern, die bisher einen ungesunden Ernährungsstil pflegten.
Dabei hatte eine 2018 in der renommierten Fachzeitschrift The Lancetpublizierte Studie gezeigt, dass gerade übergewichtige Typ-2-Diabetiker voneiner Gewichtsreduktion besonders profitieren können. In diese Untersuchung waren298 übergewichtige Patienten eingeschlossen worden, deren Diabetes-Diagnosemaximal sechs Jahre zurücklag. Sie unterzogen sich einer Abnehmkur, bei der sieüber drei bis fünf Monate maximal rund 850 Kilokalorien pro Tag zu sich nehmendurften, überwiegend als Formuladiät. Ziel war es, mindestens 15 kg abzunehmen.Der Erfolg war beeindruckend: Bei 85 Prozent der Patienten, die dieses Zielerreicht hatten, kam es zu einer Diabetes-Remission. Doch selbst bei denen, diedank der Diät nur zwischen 5 bis 10 kg verloren, gelang bei rund jedem Dritten(34 Prozent) eine Normalisierung des Blutzuckers. Insgesamt benötigten nach 12 Monatenfast die Hälfte der Teilnehmer (46 Prozent, N=68) keine Antidiabetika mehr.
Beratungzu Antidiabetika in der Apotheke
Wenn die Möglichkeiten der Basismaßnahmen ausgeschöpft sind, empfiehlt die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) „Therapie des Typ-2-Diabetes“ als nächsten Schritt eine Arzneimittel-Monotherapie. Dennoch sollten – und diese Empfehlung gilt auch für alle weiteren Therapiestufen – die Basismaßnahmen beibehalten werden. Wirkstoff der ersten Wahl ist Metformin. Ein großer Vorteil dieses Antidiabetikums: Es ist keine Gewichtszunahme zu befürchten. In klinischen Studien war unter Metformin entweder ein stabiles Körpergewicht oder eine Gewichtsabnahme zu beobachten – was die Praxis bestätigt. Zu den unerwünschten Wirkungen von Metformin zählen Magen-Darm-Beschwerden. Ein hilfreicher Tipp im Beratungsgespräch: Nehmen Sie das Medikament zu einer Mahlzeit oder direkt vor dem Schlafengehen ein, das mildert die Nebenwirkungen.
FürHypoglykämie-Symptome immer wieder sensibilisieren
Bei Unverträglichkeiten oderKontraindikationen von Metformin kommen Sulfonylharnstoffe (Glibenclamid, Gliclazid, Glimepirid, Gliquidon) alsAlternative infrage. Magen Darm-Beschwerden sind bei diesen Wirkstoffen kaumvon Bedeutung, dafür drohen Unterzuckerungen. Jeder Diabetiker sollte die wichtigstenHypoglykämie-Symptome (Zittern, Schwitzen, beschleunigter Herzschlag, Müdigkeit)kennen. Doch es schadet nicht, im Beratungsgespräch darauf hinzuweisen, dass fürdiesen Notfall Traubenzucker in Griffweite sein sollte.
Auf den richtigen Zeitpunkt kommtes an
Auch bei einer Behandlung mitAlpha-Glukosidasehemmern (Acarbose, Miglitol) muss nicht mit einerGewichtszunahme gerechnet werden. Ein wichtiger Beratungstipp bei diesenWirkstoffen: Sie sollten mit dem ersten Bissen einer Hauptmahlzeit, jedoch spätestens15 Minuten nach Beginn, eingenommen werden, denn dann wird die maximaleWirksamkeit erreicht. Hintergrund dafür ist das Wirkprinzip der Alpha-Glukosidasehemmer.Sie hemmen im Dünndarm Alpha-Glukosidasen, die am Abbau vonDi-, Oligo- und Polysacchariden beteiligt sind. Dadurch erfolgt die Freisetzungund Resorption der Glukose langsamer. Die postprandialen Blutzuckerspiegel sindgeringer, die Betazellen werden entlastet. Damit die Substanzen diese Wirkungentfalten können, ist die gleichzeitige Aufnahme mit der Nahrung obligat.
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