Erstmals sind in Deutschland mehr als 20.000 neue Infektionen mit dem Coronavirus innerhalb eines einzigen Tages registriert worden. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 21.506 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Dies geht aus Angaben des RKI vom Freitagmorgen hervor. Am Freitag vor einer Woche hatte die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen bei 18.681 gelegen.
Experten rechnen mit Anstieg an Todesfällen
Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Freitag um 166 auf insgesamt 11.096. Das war der höchste Anstieg seit Anfang Mai. Schon in den vergangenen drei Tagen hatte die Zahl deutlich über 100 gelegen (5.11. bei 116, 4.11. bei 151, 3.11. bei 131). Der insgesamt höchste Stand war Mitte April mit 315 gemeldeten Todesfällen binnen eines Tages erreicht worden.
Selbst wenn die Zahl der Neuinfektionen demnächst stagnieren sollte, ist zunächst weiter mit hohen Werten bei den Todesfällen zu rechnen. Etwa zehn Tage dauert es nach Expertenangaben im Schnitt, bis Patienten mit Symptomen auf die Intensivstation verlegt werden müssen. Beatmete Patienten bleiben dort meist mehrere Wochen, Todesfälle treten erst im Verlauf auf. Die Zahl der Neuinfektionen wirkt sich darum erst verzögert auf die Zahl der Todesfälle aus.
Noch ist eine deutliche Trendumkehr ohnehin nicht in Sicht. Bisher sei eine weitere Zunahme der Übertragungen in der Bevölkerung zu beobachten, hieß es im Lagebericht des RKI vom Donnerstagabend. In zahlreichen Landkreisen komme es zu einer zunehmend diffusen Ausbreitung von Sars-CoV-2-Infektionen in der Bevölkerung, ohne dass die Infektionsketten eindeutig nachvollziehbar seien.
Reproduktionszahl unter 1 gibt Hoffnung
Die Zahl erfasster Neuinfektionen je 100.000 Einwohner über sieben Tage lag am Donnerstag (Stand 00.00 Uhr) bei 128,7 (Vortag: 126,8). Eine hohe 7-Tage-Inzidenz zeigt an, dass sich viele Menschen mit dem Virus infiziert haben. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat als Ziel ausgegeben, wieder in eine Region von 50 Infektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner zu kommen.
Anlass zu leiser Hoffnung gibt derzeit die Reproduktionszahl, kurz R-Wert. Das sogenannte Sieben-Tage-R lag laut RKI-Lagebericht vom Donnerstagabend bei 0,93 (Vortag: 0,92). Das heißt, dass zehn Infizierte im Mittel etwa neun weitere Menschen ansteckten. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.
Auch an den beiden Vortagen hatte das Sieben-Tage-R unter 1 gelegen, in den Tagen zuvor jeweils leicht darüber. Ob das leichte Sinken ein stabiler Trend oder eine Schwankung ist, lässt sich nach RKI-Angaben noch nicht sagen. Um in eine wieder kontrollierbare Lage zu kommen, müsse die Reproduktionszahl längere Zeit deutlich unter 1 liegen, bei 0,7 oder noch niedriger. Auch dann werde es Wochen dauern, bis man wieder im Bereich von täglich 2.000 Neuinfektionen sei, hieß es.
Daten des Corona-Monitors des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hatten gezeigt, dass sich die dafür Befragten schon in der vergangenen Woche vorsichtiger als noch zwei Wochen zuvor verhielten. Bis sich die Wirkung des seit Montag greifenden Teil-Lockdowns mit Schließungen etlicher Einrichtungen im November bei den Infektionszahlen zeigt, dauert es wegen der Spannen von der Ansteckung zu Symptomen, Test und Erfassung nach RKI-Angaben zwei bis drei Wochen.
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Risikopatienten auf Intensivstationen nehmen zu
Seit Anfang September nimmt der Anteil älterer Personen unter den Covid-19-Fällen nach RKI-Angaben wieder zu. Sie haben ein höheres Risiko, schwer zu erkranken. Die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Fälle ist in den vergangenen zwei Wochen von 1030 Patienten (22.10.) auf 2653 Patienten (5.11.) gestiegen. Der bisherige Höchststand hatte nach Daten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin DIVI) bei 2.933 am 18. April gelegen.
Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 619.089 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert (Stand: 06.11., 00.00 Uhr). Das RKI schätzt, dass rund 402.500 Menschen inzwischen genesen sind.
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