Ermittler starten mehrere Razzien bei Arzneimittel-Händlern

Die Brandenburger Behörden sind erneut einem Handel mitgefälschten Krebsmedikamenten auf der Spur: Ermittler des Landeskriminalamtshaben Wohnungen und Firmensitze in Baden-Württemberg, Ungarn und der Schweizdurchsucht, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Konkret geht es um dieFälschung von Verpackungen, Beipackzetteln und Blistern. Die Ermittler erklärensich die mutmaßlichen Verstöße auch durch die Importförderklausel sowie dieImportquote.

Bekommt Brandenburg einen erneuten Arzneimittel-Skandal? DieStaatsanwaltschaft Cottbus und das Polizeipräsidium teilten am heutigen Freitagmit, dass man in dieser Woche unter der Beteiligung weiterer in- und ausländischerBehörden (beispielsweise die Schweizer Arzneimittelaufsicht) insgesamt sieben Objektedurchsucht habe, darunter Wohnungen, Pharmaunternehmen- und –händler sowie Apothekenund Versandlager.

Im Fokus der Ermittlungen stehe ein 43-jähriger deutscherGeschäftsführer eines Pharma-Großhändlers in Baden-Württemberg. Seit dem Frühjahr2018 soll dieser gefälschte onkologische Arzneimittel in den Verkehr gebrachthaben. Gefälscht wurden laut Polizei und Staatsanwaltschaft die Verpackung derArzneimittel sowie die Beipackzettel und Blister. Anscheinend haben dieErmittler schon den Wirkstoffgehalt der Medikamente testen lassen. Denn in derMitteilung heißt es: „In Bezug auf die Wirkstoffeigenschaften der Arzneimittelbestehen nach Auskunft des pharmazeutischen Unternehmens des Originalpräparatskeine signifikanten Unterschiede zum Original, so dass unklar ist, ob dieseauch gefälscht sind.“

Hintergrund: Importquote

Als eine Erklärung füt die mutmaßlich illegalenMachenschaften der Arzneimittelhändler sehen die Ermittler offenbar auch diegesetzlich festgeschriebene Importförderklausel sowie die zwischen Kassen undApothekern vereinbarte Importquote. Denn in der Mitteilung heißt es: „Hintergrunddieses europaweiten Medikamentenhandels sind die Forderungen der Krankenkassenan die Großhändler zur Kostensenkung auch Medikamente anzukaufen, die fürMärkte in anderen europäischen Staaten bestimmt waren. Die Preispannen betragenin verschiedenen Ländern der Europäischen Gemeinschaft bis zu 100 Prozent.“

Nach der Lunapharm-Affäre war die Brandenburger Arzneimittelaufsichtzuletzt stark in die Kritik geraten. Ein Vorwurf: Die Behörde habe trotzausreichender Hinweise auf multiple Vergehen viel zu spät gehandelt. DieErmittler dieses neuen Verfahrens weisen nun aber ausdrücklich darauf hin, dassdie Behörde in diesem Fall schnell und aufmerksam reagiert habe. Denn:  Der „Sachverhalt der Manipulation“ sei einemBrandenburger Großhändler „im Zuge der Wareneingangskontrolle“  erstmals aufgefallen. Dieser habe dann dieBrandenburger Arzneimittelaufsichtsbehörde informiert, welche wiederum „umgehendgefahrenabwehrrechtliche Überprüfungen veranlasst und im   Ergebnis den Vertrieb des Arzneimittelsdieser Charge in Deutschland und in Europa insgesamt gestoppt“ habe.

Bisher keine Gesundheitsgefährdung festgestellt

Der Staatsanwaltschaft zufolge wurden auch justizielleRechtshilfeersuchen im Ausland gestellt. Unter Begleitung von BrandenburgerLKA-Ermittlern seien so Personen in der Schweiz und in Ungarn vernommen worden.Die Ermittlungen dauern weiter an, über den derzeitigen Stand wollten dieErmittler nichts sagen. Bislang sei aber keine konkrete Gesundheitsgefährdungfür Brandenburger Patienten festgestellt worden.

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