„Unehrlichkeit ist ein integraler Bestandteil unserer sozialen Welt, die sowohl finanzielle, politische als auch persönliche Beziehungen beeinflusst.“ So beginnt eine Studie mit dem Titel „Das Gehirn passt sich an Unehrlichkeit an“, die Wissenschaftler aus London im Fachjournal „Nature Neuroscience“ veröffentlichten.
Den Forschern ging es in ihrer bereits im Herbst 2016 veröffentlichten Studie um eine zentrale Fragestellung: Beeinflusst häufiges Lügen das Gehirn? „In vielen Fällen beginnt es mit einer kleinen Lüge, aber schnell eskaliert es“, sagte Tali Sharot vom University College in London. Ihre These: Mit jeder Lüge stumpft das Gehirn etwas ab und gewöhnt sich daran, die Unwahrheit zu erzählen – so wie man sich auch an gewalttätige Bilder gewöhnt, wenn man sie nur oft genug sieht.
Je dreister die Lüge, desto größer der Gewinn
Ihre Thesen überprüften die Experten mit einem Experiment, in dem Freiwillige sich gegenseitig belügen sollten. Dabei wurde den Personen ein Glas voller Münzen gezeigt, jeweils mit unterschiedlichem Füllstand. Dann mussten die Protagonisten (Person A) ihrem Partner (Person B), der sich in einem anderen Raum befand, mitteilen, wie viel Geld sich in dem Gefäß befindet. Dabei wurde das Gehirn mit einer funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI) überprüft.
Der Partner (Person B) wiederum bekam nur ein niedrig aufgelöstes, unscharfes Bild des Behälters zu sehen, und musste sich deshalb auf die Aussage von Person A verlassen.
Es gab nun mehrere Varianten: Entweder bekamen beide bei einer korrekten Antwort die gleiche Belohnung, in anderen Fällen wurde man belohnt, wenn man den anderen Teilnehmer bewusst anlog. Dabei galt: Je dreister man seinen Partner belog, desto mehr wurde man belohnt.
Bei der ersten Lüge fühlt man sich am schlimmsten
Dabei zeigte sich eine interessante Erkenntnis: In Runden, in denen beide Teilnehmer profitierten, fiel die Lüge immer auf einem ähnlichen Level aus. Konnte man sich jedoch eigene Vorteile verschaffen, fielen die Lügen mit jeder fortschreitenden Runde stärker aus. Einige Personen erlogen sich in der ersten Runde ein zusätzliches Pfund, am Ende hörten sie bei acht Pfund auf.
Die Gehirn-Scans zeigten später, dass die erste Lüge die Amygdala befeuerte. Sie gilt auch als „Angstzentrum“ des Gehirns. Mit jeder weiteren Unwahrheit wurde die Reaktion schwächer. Der Effekt sei so deutlich erkennbar gewesen, dass das Team nur anhand der Aktivität der Amygdala erkennen konnte, wie groß die nächste Lüge werden würde, schreibt der „New Scientist“.
Das Fazit: „Wenn du aus eigenem Vorteil lügst oder betrügst, fühlst du dich danach schlecht“, sagt Sophie van der Zee von der Universität in Amsterdam. „Aber wenn du es immer wieder tust, verschwindet dieses Gefühl irgendwann, und es ist wahrscheinlicher, dass du es wieder tust.“
Häufige Lügner sind schwerer zu überführen
Das Experiment lieferte wertvolle Erkenntnisse. „Das zeigt die Gefahr häufiger, kleiner Unwahrheiten“, erklärt Sharot dem „New Scientist“. Notorische Lügner seien deshalb meist auch besser und schwerer zu überführen. Denn die Amygdala ist bei geübten Lügnern weniger erregt und viele Symptome, nach denen man sonst Ausschau hält, sind kaum zu entdecken – etwa Schwitzen oder ausweichende Blicke.
Studie aus Schottland
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