Am vergangenen Montag schockierte die Apotheker die Nachricht, dass die DocMorris-Schwester eHealth-Tec am E-Rezept-Fachdienst in der Telematikinfrastruktur basteln wird. Auch Bundestagsabgeordnete wie Sylvia Gabelmann (Linke) und Kordula Schulz-Asche (Grüne) kritisierten die Entscheidung der gematik. Deren Geschäftsführer Dr. Markus Leyck Dieken stand DAZ/DAZ.online jetzt Rede und Antwort.
DAZ: Herr Dr. Leyck Dieken, warum konkret hat IBM Deutschland den Zuschlag für die Entwicklung und den Betrieb des E-Rezept-Fachdiensts erhalten? Welche Kriterien waren dabei ausschlaggebend?
Leyck Dieken: Wie bei jeder Ausschreibung sind die Kriterien der Auswahl öffentlich und in wirtschaftlichen und qualitativen Aspekten gewichtet. In der Gesamtbewertung hatte IBM Deutschland dabei klar die Nase vorn.
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Wie sehr haben dabei die wirtschaftlichen Aspekte im Vordergrund gestanden?
Wirtschaftliche Kriterien machen natürlich einen großen Anteil an der Entscheidungsfindung aus. Es ist ein wesentlicher Zweck von Ausschreibungen, einen möglichst günstigen Anbieter zu finden. Danach kommt es auf die Leistungsfähigkeit des Systems an. Die Herausforderung an dieser Ausschreibung ist ja, dass der Begünstigte bis Ende Juni 2021 fertig sein muss, damit wir im Juli mit dem E-Rezept starten können. Allein dadurch entsteht schon ein gewisser Anspruch, der dazu geführt hat, dass das Bewerberfeld klein war.
IBM ist im IT-Bereich ja eine Größe. Wieso braucht solch ein Unternehmen weiteren Input durch Firmen wie die DocMorris-Schwester eHealth-Tec?
Eine Voraussetzung für den Zuschlag war, dass der Bewerber bereits Erfahrungen im Apothekenmarkt gesammelt hat. Die IBM ist alleinig für den Betrieb der Fachdienste verantwortlich. Daher hat sich der Konzern für eHealth-Tec als Subunternehmer entschieden. Die Zur Rose-Tochter tritt übrigens explizit nicht als Partner von IBM auf, das wäre vergaberechtlich eine völlig andere Situation. Wir haben nur IBM Deutschland bezuschlagt und nicht etwa ein Konsortium. Für die Offenlegung der Subunternehmer ist IBM zuständig.
Welche Aufgaben wird eHealth-Tec übernehmen?
EHealth-Tec wird lediglich eine sehr kleine Rolle bei der Entwicklung des Fachdiensts spielen. Am Betrieb ist das Unternehmen später gar nicht mehr beteiligt. Mir ist bewusst, dass die Apotheker die Sorge haben, dass eHealth-Tec etwa aus dem Projekt mit der Techniker Krankenkasse vorgefertigte Bestandteile mitbringt. Das können sie nicht, weil unsere Spezifikation es gar nicht ermöglicht. Diese ist völlig anders gestrickt als die Infrastruktur im TK-Projekt. Konkret wird das Unternehmen lediglich einzelne Programmierer bereitstellen, die eingebunden in IBM-Teams arbeiten werden. Sobald die Programmierphase abgeschlossen ist, werden sie die Teams wieder verlassen. EHealth-Tec wird also zu keinem Zeitpunkt Betreiberverantwortung übernehmen und auch nicht in die Software-Wartung eingebunden.
Die Vorstellung, dass die Zur Rose-Gruppe am E-Rezept-Fachdienst mitwirkt, sorgt dennoch für Unruhe bei den Apothekern. Verstehen Sie die Aufregung?
Es war uns bewusst, dass allein der Name für Irritationen sorgen würde. Deshalb ist es uns wichtig, diesen Umstand sachlich ganz klar einzuordnen. Bei allen Emotionen, die jetzt hochkochen, sollten wir es nicht versäumen, die konkreten Fakten ausreichend zu beleuchten.
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