In einer brasilianischen Studie mit Chloroquin haben hospitalisierte COVID-19-Patienten, die hohe Dosen Hydoxychloroquin erhielten, gefährliche Herzrhythmusstörungen bekommen. Die Forscher haben den Arm der Studie deshalb zugunsten einer niedrigeren Dosis abgebrochen.
Eine brasilianische Studie, die das Malariamedikament Chloroquin an COVID-19 testet, musste bei einer Gruppe von Hochdosis-Patienten frühzeitig abgebrochen werden, nachdem einige in dieser Gruppe gefährliche Herzrhythmusstörungen entwickelt hatten. In der doppelblinden randomisierten, adaptiven, zweiarmige Phase IIb-Studie (CloroCOVID19, NCT04323527) bekommen die Patienten in einem Arm zweimal täglich 600 mg Hydroxychloroquin über zehn Tage (hohe Dosis) und in dem anderen Arm einmal täglich 450 mg über fünf Tage mit einer Doppeldosis an Tag 1 und danach Placebo. Die Studie wurde am 23. März 2020 in einem Krankenhaus in Manaus gestartet. Sie soll am 31. August 2020 abgeschlossen werden. Primärer Zielparameter ist die Gesamtsterblichkeit am Tag 28 nach der ersten Dosis.
Insgesamt sollten 440 Personen in die Studie eingeschrieben werden. Nach der Registrierung von nur 81 Patienten sahen die brasilianischen Forscher jedoch bereits auffällig Befunde. Innerhalb von drei Behandlungstagen gab es in der Hochdosisgruppe mehr Patienten mit Herzrhythmusstörungen als in der anderen Gruppe. Zwei Personen in der Hochdosis-Gruppe entwickelten eine Kammertachykardie, bevor sie starben.
Daraufhin wurde der Hochdosis-Arm der Studie sofort gestoppt, und alle Patienten aus diesem Arm wurden der niedrigeren Dosis zugeteilt, für die auch weitere Studienteilnehmer rekrutiert werden sollen. Alle Patienten in der Studie hatten neben Hydroxychloroquin zusätzlich Azithromycin erhalten, das ebenfalls Herzrhythmusstörungen begünstigen soll.
In ihrem Papier, das am 11. April in der Vor-Druck-Datenbank medRxiv veröffentlicht wurde und noch nicht in einer Fachzeitschrift erschienen ist, warnen die brasilianischen Forscher nun davor, hohe Dosen (zweimal täglich 600 mg) für COVID-19-Patienten zu verwenden. Damit sollen weitere unnötige Todesfälle vermieden werden.
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Problem auch in französischer Studie
Nach einem Bericht in Newsweek soll eine experimentelle Behandlung mit Hydroxychloroquin im Universitätsklinikum in Nizza (CHU) zu ähnlichen Komplikationen geführt haben. Das Klinikum ist in die DISCOVERY-Studie einbezogen, in der vier verschiedene Behandlungsansätze für COVID-19, darunter auch Hydroxychloroquin, geprüft werden.
In einem Interview mit der französischen Tageszeitung Nice-Matin gab Emile Ferrari, Leiter der Kardiologie an dem zur CHU gehörigen Pasteur-Krankenhaus, an, dass einige Patienten die Behandlung wegen des Risikos von Herzrhythmusstörungen hätten abbrechen müssen. Nach Ferraris Einschätzung stellt Hydroxychloroquin allein nur ein geringes Herzrisiko dar. Das Risiko erhöht sich seiner Meinung zufolge aber, wenn daneben noch das Antibiotikum Azithromycin gegeben wird. Für einige Patienten, die mit diesen Medikamenten behandelt werden, sei das Arzneimittel schädlicher als die Krankheit selbst, stellt Ferrari fest. Die neuen Beobachtungen sind durchaus bedeutsam, denn die Kombination wird aktuell in zahlreichen weiteren COVID-19-Studien erprobt.
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