Nur noch wenige Wochen, dann müssen alle Apotheken in Deutschland an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden sein. Für Furore sorgt Red Medical Systems, ein Münchener Unternehmen, das meint, es könne auch ganz ohne Konnektoren in den Apotheken gehen. Davon halten die etablierten Softwareanbieter im Apothekenmarkt nicht viel. Außendienstmitarbeiter von Awinta gingen jetzt offenbar aus der Sicht von Red Medical einige Schritte zu weit.
Ein Wettbewerber im Markt der TI-Anschlüsse wirbt damit, dass sich gar nicht jede Apotheke einen eigenen Konnektor in die Offizin stellen muss. Dahinter steht das Münchener Unternehmen Red Medical Systems, das web- und Rechenzentrum-basierte Lösungen für das Gesundheitswesen entwickelt und vertreibt, zum Beispiel eine webbasierte Arztsoftware, ein System für Videosprechstunden und eben auch eine eigene Lösung für den TI-Anschluss für Ärzte und Apotheker. Im Gegensatz zu den gängigen TI-Angeboten steht der Konnektor nicht in der Apotheke oder Praxis, sondern im Rechenzentrum von Red Medical. Die Firma selbst nennt das eine „Konnektorenfarm“.
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Rechenzentrumbasierte Lösung
TI-Anschluss ohne eigenen Konnektor in der Apotheke
Die etablierten Softwareanbieter im Apothekenmarkt halten von dem Konzept jedoch nicht viel. Im Interview mit der DAZ zeigte sich Lars Polap Ende Februar äußerst skeptisch gegenüber dem Angebot von Red Medical. Polap gehört zur Geschäftsführung des Softwarehauses Pharmatechnik. „Der Fremdanbieter hat […] nur eine äußerst eingeschränkte Möglichkeit, Einfluss auf die gesamte EDV-Landschaft in der Apotheke zu nehmen. Außerdem ist es fraglich, ob bei einem solchen Konzept überhaupt eine Anbindung an die Warenwirtschaft gelingt und zu welchen Kosten“, sagte Polap. Zum damaligen Zeitpunkt war für ihn auch unklar, ob solche Cloud-basierten Ansätze überhaupt eine Gematik-Zulassung erhalten und von den Krankenkassen finanziert werden. „Ich halte diese Angebote zum jetzigen Zeitpunkt für zumindest fragwürdig“ war sein Resümee damals.
Doch die anfänglichen Zweifel und Vorbehalte gegenüber dem Anbieter der „Konnektorenfarm“ haben sich Stand heute zum größten Teil nicht bestätigen können. Das TI-Paket von Red Medical beinhaltet Konnektoren mit Gematik-Zulassung, ist durch die Erstattungspauschale gedeckt und lässt sich laut Aussage der Firma an jedes Warenwirtschaftssystem anschließen. Eine Kooperation besteht zudem mit der Deos Software GmbH, die ein Apple-macOS-basiertes Warenwirtschaftssystem vertreibt.
Schelte gegen Red Medical
In einem offenen Brief wandte sich Jochen Brüggemann, Geschäftsführer von Red Medical Systems, Anfang der Woche an die Chefs von Awinta, der Softwaretochter des Gesundheitsdienstleisters Noventi. Darin moniert er, dass Außendienstmitarbeiter in Apotheken eine Präsentation verteilt hätten, die den Titel trägt: „Red Medical Systems GmbH aus Sicht der Noventi!” Brüggemann leitet sein vierseitiges Schreiben mit den Worten ein: „Ich verstehe, dass es Ihnen missfällt, sich nach Jahren der Monopolstellung nun endlich dem Wettbewerb stellen zu müssen, aber das bedeutet nicht, dass Sie deswegen den Pfad der Wahrheit verlassen müssen. In der o. g. Präsentation werden von Ihnen eine ganze Reihe von Behauptungen aufgestellt, die schlichtweg falsch sind.“
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