April 2020: 15 Prozent weniger Rezepte in Apotheken

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat erst kürzlich dazu aufgerufen, dass die Menschen trotz Kontaktbeschränkungen in der Coronakrise weiterhin zum Arzt gehen sollen. Ein Indiz dafür, dass die Zahl der Arztbesuche drastisch gesunken ist, gibt nun auch eine Zahl aus dem Apothekenmarkt: Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der in Apotheken eingelösten Rezepte im April dieses Jahres um 15 Prozent eingebrochen. Weil im März aber das genaue Gegenteil der Fall war, sind die Ausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel im ersten Quartal insgesamt gestiegen.

Aus den Frühinformationen zur Ausgabensituation des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) geht hervor, dass die Zahl der eingelösten Rezepte im April um 15,2 Prozent zurückging. Ebenfalls im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die GKV-Ausgaben für Arzneimittel allerdings nur um 1,8 Prozent gesunken. Zur Erinnerung: Im März, also zu Beginn der Coronakrise, erlebten die Apotheken einen wahren Ansturm und Hamsterkäufe. Laut DAV war die Anzahl der eingelösten Rezepte im März um 13,7 Prozent gestiegen, die GKV-Arzneimittelausgaben wuchsen sogar um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Diese Zahlen zeigen deutlich, wie es den Apotheken in den vergangenen Wochen ergangen ist: Kurz vor und nach Bekanntgabe der Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus steigerten sich die OTC-Verkäufe explosionsartig, gleichzeitig wurden auch deutlich mehr Rezepte vom Arzt abgeholt. Während der Kontaktbeschränkungen gab es dann aber eine gegenteilige Entwicklung: Die Menschen gingen nicht mehr zum Arzt und versuchten auch Apothekenbesuche zu vermeiden. So erklärt sich auch der DAV die Zahlen: Die Entwicklung im April stehe „in engem Zusammenhang mit den hohen Zuwachsraten des Vormonats“, heißt es in den Frühinformationen. Und weiter: „Aufgrund der Corona-Pandemie wurden Arztbesuche und damit einhergehende Arzneimittelverordnungen mutmaßlich in den März 2020 vorgezogen.“

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Durch das direkte Aufeinanderprallen zweier so unterschiedlich verlaufender Monate ist die Gesamtentwicklung im ersten Quartal laut DAV allerdings weniger extrem: Insgesamt sind die GKV-Arzneimittelausgaben im Vergleich zum Vorjahresquartal um rund 8 Prozent gestiegen, bei einem ganz leichten Rückgang (Minus 0,8 Prozent) bei den eingelösten Rezepten. Insgesamt haben die Kassen im Zeitraum Januar bis April 2020 rund 13,5 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben.

Bei den Impfstoffen gab es im April auch einen Ausgaben-Rückgang, nämlich um 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im gesamten ersten Quartal haben die Kassen allerdings 18 Prozent mehr für die Impfstoff-Versorgung ausgegeben als noch zu Beginn des Jahres 2019. Für Impfstoffe haben die Kassen in den ersten vier Monaten des Jahres rund 480 Millionen Euro ausgegeben.

Die Frühinformationen des DAV basieren auf Daten aus einigen Apotheken-Rechenzentren. Die Angaben umfassen die effektiven GKV-Zahlungen an die Apotheken, also inklusive Mehrwertsteuer aber nach Abzug der Abschläge der Hersteller und Apotheken sowie der Zuzahlungen. Nicht eingerechnet sind hingegen die Einsparungen der Kassen durch die Rabattverträge. Die Einsparvolumina für das erste Quartal 2020 wurden bislang noch nicht veröffentlicht. Im gesamten Jahr 2019 haben die Kassen 4,9 Milliarden Euro durch die Rabattverträge eingespart.

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