Der Ärztemangel in ländlichen Regionen ist weiter ein ernstes Problem. NRW geht nun einen ungewöhnlichen und innovativen Weg: Um eine medizinische Unterversorgung auf dem Land zu verhindern, wird Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland den Numerus Clausus (NC) für angehende Landärzte abschaffen.
Durch die Einführung einer gesetzlichen "Landarztquote" zähle bei der Studienplatzvergabe künftig nicht mehr allein die Abiturnote, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstag nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluss in Düsseldorf.
Abiturienten sollen sich in NRW künftig für ein Studium der Allgemeinmedizin in einem gesonderten Verfahren ohne NC bewerben können. Voraussetzung ist die Verpflichtung, nach dem Studienabschluss mindestens zehn Jahre als Hausarzt in unterversorgten Regionen in NRW tätig zu werden. Bei Pflichtverletzung droht eine Vertragsstrafe in Höhe von 250.000 Euro.
Start zum Wintersemester 2019
Zum Wintersemester 2019/2020 stehen laut Laumann 170 Studienplätze im Rahmen der Landarztquote an den NRW-Hochschulen zur Verfügung. Dies entspricht 7,6 Prozent aller Studienplätze in der Humanmedizin. Das Bewerbungsverfahren ist zweistufig. In der ersten Stufe wird die Abiturdurchschnittsnote mit 30 Prozent, der Test für Medizinische Studiengänge (TMS) mit 30 Prozent und eine berufliche oder praktische Tätigkeit nach dem Schulbesuch mit 40 Prozent gewichtet. In der zweiten Stufe finden Auswahlgespräche durch das Landeszentrum für Gesundheit (LZG) in Bochum statt.
In den Auswahlgesprächen zähle vor allem das berufliche Können, erläuterte Laumann. Denn "Patientenorientierung, Empathie und Sozialkompetenz" seien wichtige Schlüsselfaktoren des Arztberufs. Diese Kompetenzen würden bei den Auswahlgesprächen durch Simulationen und Interviews bewertet. Mit diesem Verfahren sei NRW bundesweit Vorreiter bei der Bekämpfung des Landarztmangels, erklärte Laumann. Mehr als die Hälfte der 11.500 Hausärzte werde in den nächsten 10 bis 15 Jahren aus Altersgründen ihren Beruf aufgeben.
Laumann warnte davor, bei der Bekämpfung des Ärztemangels in Deutschland weiterhin allein auf die Anwerbung ausländischer Mediziner zu setzen. Dies sei gegenüber deren Heimatländern "unverantwortlich". Ein Caritasdirektor aus Rumänien habe ihm kürzlich berichtet, dass in den vergangenen Jahren 26.000 Mediziner sein Land verlassen hätten.
Wie läuft das Bewerbungsverfahren ab?
Das Verfahren ist zweistufig. Zuerst werden die Abiturnote und der Test für Medizinstudiengänge mit je 30 Prozent und eine Ausbildung oder berufliche Tätigkeit mit 40 Prozent gewichtet. Dann folgen Auswahlgespräche. Aus den Ergebnissen beider Bewerbungsstufen wird eine Gesamtrangliste gebildet.
An welchen Unis wird der Studiengang angeboten?
An der RWTH Aachen, der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Bonn, dazu kommt eine Kooperation der Universitäten Bonn und Siegen, sowie Plätze an den Universitäten Düsseldorf, Duisburg-Essen, Köln und Münster. Die Bewerber können Präferenzen für die möglichen Studienorte angeben.
Gibt es die Landarztquote auch in anderen Bundesländern?
Auch Bayern und Rheinland-Pfalz sind dabei, die gesetzlichen Grundlagen für die Landarztquote zu schaffen.
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