In der Corona-Krise sind in Deutschland Glühwein to go und Familientreffen zu Weihnachten ein heißes Thema geworden.
Der Außerhausverkauf alkoholischer Getränke im Advent und der angedachte Regelbruch an den Festtagen beschäftigen weite Teile der Bevölkerung.
Viele vermissen die Weihnachtsmärkte
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vermisst mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland (53 Prozent) in diesem Jahr den Besuch von Weihnachtsmärkten, einer anderen Umfrage zufolge sind außerdem viele Menschen bereit zum Corona-Regelbruch an den Feiertagen.
Und das obwohl mehr als drei Viertel der Befragten die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie befürworten, wie die Studie im Auftrag der Universität der Bundeswehr München ergab.
Verbote eine nur für andere wichtig, meinen viele
Die Bereitschaft zum Regelbruch sei besonders dann gegeben, wenn Menschen die Regeln für übertrieben hielten oder sicher seien, dass nichts passieren könne.
„Überdurchschnittlich viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass sie eine Situation wie diese im Gegensatz zu anderen Menschen überdurchschnittlich gut einschätzen können – weshalb sie Verbote für andere Menschen gutheißen, sich selbst aber darüber hinwegsetzen“, erläuterte Philipp Rauschnabel von der Professur für digitales Marketing und Medieninnovation an der Universität der Bundeswehr in München.
„Zum anderen ist es sehr wahrscheinlich, dass mehr Menschen die Regeln missachten, wenn sie bemerken, dass andere Menschen das auch machen.“ 42 Prozent sagten demnach, sie wollten sich unter Umständen über geltende Regeln hinwegsetzen.
„Weihnachtsmärkte über die Hintertür“
Menschenansammlungen sollen schon zurzeit wegen Corona vermieden werden – doch Glühweinstände jenseits der abgesagten Weihnachtsmärkte bewegen das Land.
In zahlreichen Städten nutzen Bars und Gastronomen ein Schlupfloch und bieten reihenweise Glühwein to go an. Der soll zwar nicht am Stand getrunken werden, dennoch entstehen Glühwein-Pulks und Schlangen. Gesundheitsexperten zeigen sich wenig begeistert. Immer mehr Städte gehen gegen den Verkauf vor.
Das sagen Politiker
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnte zu mehr Solidarität. „Es kann ja nicht sein, dass die einen für den Glühwein zuständig sind, und die anderen für die Intensivstation“, sagte er am Sonntag im RTL-Jahresrückblick ‚2020! Menschen, Bilder, Emotionen‘.
Während manche „mit 40, 50 Mann am Glühweinstand“ stünden, arbeiteten zur selben Zeit Pflegekräfte rund um die Uhr und gäben „alles, um Menschen eben das Überleben möglich zu machen“.
In Köln tat sich als prominenter Kritiker der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hervor. „Glühweinstände unterlaufen unsere Kontaktbeschränkungen“, schrieb er auf Twitter. „Das kostet zum Schluss Neuinfizierte und Tote. Dazu ist später noch Zeit, wenn wir geimpft sind.“
In Baden-Württemberg will Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) den Alkoholausschank im Freien verbieten. Dem SWR sagte er: „Wir haben jetzt gerade am Wochenende in den großen Innenstädten gesehen, dass im Prinzip die Weihnachtsmärkte über die Hintertür kommen, dass wir Riesenschlangen an Glühweinständen hatten.“
Der Berliner „Glühwein-Strich“
In Berlin nennen die Medien einige Straßen schon „Glühwein-Strich“. Die Ordnungsbehörden wollen nun vermehrt gegen zu viel Rummel vorgehen.
Einige Städte, darunter Lüneburg und Leipzig, haben den Getränkeverkauf oder Alkoholausschank an Ständen schon verboten.
Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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