Frankreich verbietet den umstrittenen Zusatzstoff E171 in Lebensmitteln. Nach Angaben des Pariser Umwelt- und Wirtschaftsministeriums soll das Verbot zum 1. Januar 2020 in Kraft treten. Die Regierung sieht in dem Farbstoff ein Risiko für die Gesundheit.
E171 wird in Süßigkeiten und Desserts eingesetzt, aber auch in Mozzarella-Käse, Kosmetika, Zahnpasta oder Arzneimitteln. Der Farbstoff wird nach Angaben der Hersteller verwendet, um Lebensmittel glänzender und frischer aussehen zu lassen. Er besteht aus sogenannten Nanopartikeln, also winzig kleinen Teilchen. Als Weißmacher kommt Titandioxid zudem auch in Lacken und Farben im großen Stil zum Einsatz.
Forscher haben in Tierversuchen beobachtet, dass die Nanopartikel Entzündungen fördern. Sie vermuten, dass dies auch Krebserkrankungen begünstigen könnte. Französische Wissenschaftler berichteten etwa 2017 nach Versuchen mit Ratten, dass eine regelmäßige orale Aufnahme von Titandioxid dem Immunsystem schadet und Darmentzündungen verstärkt.
Das Problem: Die Ergebnisse von Tierversuchen lassen sich nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen. Aus diesem Grund sind weitere Untersuchungen notwendig.
Chemielobby gegen Warnhinweis
So kam die European Food Safety Authority (EFSA) im Hinblick auf die orale Einnahme von Titandioxid (E 171) in Lebensmitteln 2016 zum Schluss, dass nach den bis dahin verfügbaren Daten keine Hinweise auf Gesundheitsbedenken für Verbraucher vorliegen.
Anders bewerteten Behörden eine inhalative Aufnahme des Stoffes, also das Einatmen etwa durch Aufsprühsonnencreme oder Sprühlack. Hier erfüllen die wissenschaftlichen Erkenntnisse die Kriterien zur Einstufung als krebsverdächtige Substanz, berichtete der Ausschuss für Risikobeurteilung der Europäischen Chemikalienagentur Echa 2017.
Die EU-Kommission hat auf dieser Basis erwogen, Titandioxid als Gefahrenstoff einzustufen und mit dem Warnhinweis „möglicherweise krebserregend“ zu kennzeichnen. Die europäische Chemieindustrie will dies abwenden. Sie streut Zweifel an den wissenschaftlichen Studien und zeichnet Katastrophenszenarien.
Sollte der Stoff als möglicherweise krebserregend eingestuft werden, so die Befürchtung, wären alle Produkte mit einem Titandioxidgehalt von mindestens einem Prozent nicht mehr recyclingfähig und müssten als gefährlicher Abfall behandelt werden. Der Stoff zählt zu den weltweit am weitesten verbreiteten Weißmachern.
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