Die zunehmende Umweltverschmutzung verursacht laut einer Uno-Studie ein Viertel der Erkrankungen weltweit und verkürzt das Leben von Millionen Menschen. Der Glaube an stetes Wirtschaftswachstums werde angesichts von künftigen Todesraten, Arbeitsausfällen und Gesundheitskosten sinnlos, mahnen die Forscher.
„Entweder wir verbessern den Umweltschutz drastisch, oder Millionen von Menschen werden in Städten und Regionen in Asien, dem Nahen Osten und in Afrika bis Mitte des Jahrhunderts vorzeitig sterben“, heißt es in der Studie.
Für den Global Environment Outlook (GEO) hatten rund 250 Wissenschaftler aus 70 Ländern über sechs Jahre hinweg zusammengearbeitet und Daten zu den Auswirkungen von Umwelteinflüssen sowie der Entwicklung von mehr als hundert Krankheiten ausgewertet. Der Bericht ist nach eigenen Angaben die ausführlichste Umwelt-Studie der Vereinten Nationen der vergangenen fünf Jahren. Er wurde im Rahmen der Uno-Umweltkonferenz veröffentlicht, die noch bis Freitag in Nairobi stattfindet.
Abholzung, Chemikalien, verseuchtes Wasser
Luft- und Wasserverschmutzung sowie die fortschreitende Zerstörung von Ökosystemen bedrohten und beeinträchtigten die Lebensräume von Milliarden Menschen und schädigten die Weltwirtschaft massiv, heißt es in dem Bericht.
So verursachten verseuchtes Trinkwasser und dürftige Sanitäranlagen jährlich den Tod von rund 1,4 Millionen Menschen. In Gewässer geleitete Chemieabfälle hätten generationenübergreifende Gesundheitsfolgen. Die Zerstörung von Böden durch industrielle Landwirtschaft und Abholzung betreffe bereits heute Regionen, in denen 3,2 Milliarden Menschen leben.
Darüber hinaus weisen die Wissenschaftler auch auf die fatalen Folgen von massivem Antibiotika-Einsatz in der Lebensmittelproduktion hin. Bis Mitte des Jahrhunderts könnten daraus resultierende Resistenzen dazu führen, dass sich Super-Bakterien ausbreiteten, gegen die viele Antibiotika nichts mehr ausrichten können.
„Es ist dringendes Handeln in einem beispiellosen Ausmaß notwendig, um die Situation zu stoppen und umzukehren“, schreiben die Forscher. Sie fordern ein internationales Vertragswerk zum Umweltschutz. Die Folgen von Umweltzerstörung wie Abholzung der Wälder, Luftverschmutzung und industrieller Lebensmittelproduktion seien dagegen bis heute kaum absehbar, heißt es im GEO-Bericht.
„Gesunder Planet bemisst sich nicht nach BIP“
Ohne eine grundlegende Neuausrichtung der Weltwirtschaft auf nachhaltigere Produktionsweisen habe der Glaube an ein stetes Wachstum des globalen Bruttosozialprodukts (BIP) keinen Sinn, warnen die Experten. Ein „gesunder Planet“ bemesse sich nicht nur am „Welt-BIP“, sondern unterstütze auch die Ärmsten, die wie alle auf saubere Luft und sauberes Wasser angewiesen seien, sagte GEO-Ko-Chefin Joyeeta Gupta.
Die Lage sei aber nicht aussichtslos, schreiben die Wissenschaftler. So seien etwa bei der Verschwendung von Lebensmitteln wirkungsvolle Gegenmaßnahmen möglich. Lebensmittelverschwendung habe einen Anteil von neun Prozent an der weltweiten Treibhausgas-Emission. Derzeit landeten weltweit ein Drittel aller Lebensmittel im Müll, in den reicheren Ländern liege die Quote bei 56 Prozent. Diese Probleme könnten durch Müllvermeidung und Fleischverzicht relativ schnell begrenzt werden.
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