Auch wenn es manchmal den Eindruck erweckt: Deutschland ist nicht das erste Land der Welt, das elektronische Rezepte einführt. So ist das E-Rezept beispielsweise in Schweden längst etabliert. Dort werden eigentlich keine herkömmlichen Rezepte mehr ausgestellt. Großer Nutznießer ist offenbar der Versandhandel. Deutschland könnte Ähnliches bevorstehen, prognostiziert das „Handelsblatt“ in seinem „Inside Digital Health Newsletter“ vom heutigen Montag.
„In Schweden kann man sehen, wie sich der deutsche Medikamenten-Versandhandel entwickeln könnte. Denn dort ist das elektronische Rezept (E-Rezept) längst etabliert, während es hierzulande erst getestet wird.“ Das schreibt das „Handelsblatt“ in der aktuellen Ausgabe seines „Inside Digital Health Newsletters“. Denn in Schweden werden dem Bericht zufolge fast nur noch elektronische Rezepte ausgestellt.
Das Verfahren ist vergleichbar mit dem in Deutschland: Das E-Rezept landet nach der Verordnung in einer zentralen Datenbank. An die sind alle stationären Apotheken sowie die drei schwedischen Versandhändler angeschlossen. Der Patient entscheidet, wo sein Rezept landen soll und ob er es in der Apotheke abholen oder sich schicken lassen will. Wobei sich wohl immer mehr Menschen für die Lieferung entscheiden. Zum Vergleich: Hierzulande wird das Rezept auf dem Server der Gematik abgelegt. Der Patient kann dann den Schlüssel dazu, den sogenannten Token, einer Apotheke oder einem Versender seiner Wahl übermitteln, die oder der die Verordnung dann abrufen kann.
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Missglückte Deregulierung?
Dass die Versandhändler, insbesondere jenseits der holländischen Grenze, große Hoffnungen auf die Einführung des E-Rezepts in Deutschland setzen, ist kein Geheimnis. Jegliche Verzögerung bei der Einführung wirkt sich merklich auf die Aktienkurse aus. Analysten schätzen, dass der Rx-Anteil im Onlinehandel durch das digitale Rezept innerhalb von vier Jahren auf über zehn Prozent steigen dürfte.
Umsatzwachstum für die Versender
Glaubt man dem „Handelsblatt“, sind diese Hoffnungen berechtigt, das wird am Beispiel von Schweden festgemacht. Denn der Versandhandel hat offenbar vom E-Rezept klar profitiert. Mittlerweile landen dort 13 Prozent der Rezepte, wobei ebenso wie in Deutschland auch stationäre Apotheken Versand anbieten. Insgesamt, also Rx und OTC, ist der Marktanteil des Versandhandels von 12 Prozent im Jahr 2019 auf 19 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Von den 6,3 Milliarden Euro, die in Schweden mit Arzneimittel umgesetzt werden, entfallen mittlerweile 1,2 Milliarden auf die Versender. Der größte schwedische Arzneimittelversender Apotea kann dem Bericht zufolge ein Umsatzwachstum von 2020 auf 2021 um 11 Prozent verzeichnen. Meds, eine weiterer, konnte seinen Umsatz demnach ebenfalls mehr als verdoppeln. Preisnachlässe auf Rx sind übrigens auch in Schweden nicht erlaubt.
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