Will Smith hat live im amerikanischen Fernsehen den Moderator der Oscar-Show geohrfeigt – weil der sich kurz zuvor über die Glatze von Smiths Frau, Jada Pinkett, lustig gemacht hatte. Dahinter steckt eine Krankheit, über deren Ursache Ärzte rätseln.
Eklat bei der Oscar-Verleihung: Wutentbrannt ist Schauspieler Will Smith auf die Bühne gelaufen und hat seinem Kollegen Chris Rock eine schallende Ohrfeige verpasst. Der Grund: Der Komiker und Moderator der Preisverleihung – bekannt für seine oft scharfzüngigen Gags – hatte sich in seiner Anmoderation an Smiths Frau Jada Pinkett Smith gewandt und mit Blick auf ihren kahlgeschorenen Kopf gewitzelt: „G.I. Jane 2 – ich kann es nicht abwarten, das zu sehen.“
Damit spielte Rock auf den Film „G.I. Jane“ an. In diesem rasierte sich Demi Moore als Soldatin den Kopf. Bei Jada Pinkett Smith hat die Glatze allerdings wenig mit einer eigenen Entscheidung zu tun – sie leidet unter krankhaftem Haarausfall. Darüber hatte sie in der Vergangenheit mehrmals öffentlich gesprochen. Sie leidet unter einer sogenannten Alopecia.
Jada Pinkett Smith leidet unter krankhaftem Haarausfall
Die Alopecia areata – so der medizinische Fachbegriff – ist eine entzündliche Haarausfallerkrankung. Dabei entstehen typischerweise auf dem Kopf zunächst eine oder mehrere münzgroße, haarlose Stellen, wie Christoph Liebich, Hautarzt aus München und Mitglied des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen, erläutert. Chris Pizzello/Invision/AP/dpa Jada Pinkett und Will Smith bei der Oscar-Verleihung in Los Angeles
Es können allerdings auch andere Körperstellen wie etwa der Bart betroffen sein. Die Krankheit kann dabei grundsätzlich unabhängig von Alter und Geschlecht jeden treffen.
Mitunter kann sich der Haarausfall auf dem Kopf mit der Zeit weiter ausbreiten – dann sprechen Mediziner von einer Alopecia totalis, von der auch Augenbrauen und Wimpern betroffen sind. Fallen die Haare am ganzen Körper aus, spricht man von einer Alopecia universalis.
Alopecia gilt als Autoimmunerkrankung
Die Ursache des Haarausfalls ist bislang weitgehend unklar. Nach derzeitigem Stand der Forschung handelt es sich um eine seltene Autoimmunerkrankung, bei der der Körper eigene Zellen angreift und bekämpft. Dass etwa Stress oder Vererbung bei der Erkrankung eine Rolle spielen, ist nicht wissenschaftlich belegt.
Lebensbedrohlich ist die Erkrankung nicht. Auch Schmerzen oder Juckreiz haben die Betroffenen in der Regel nicht. Aber: "Die Menschen haben einen hohen Leidensdruck, und die Behandlung ist sehr limitiert", sagt Hans Wolff, Leiter der Haarsprechstunde an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wer kahle Stellen bei sich bemerkt, sollte in jedem Fall zum Arzt gehen und die Ursache abklären lassen – auch um andere Erkrankungen auszuschließen, empfehlen Mediziner.
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Betroffene bekommen dann zumeist zunächst für drei bis sechs Monate Zinktabletten verordnet. Dass das hilft, sei jedoch ebenfalls nicht wissenschaftlich belegt, betont Wolff. Auch eine Behandlung mit Kortison komme infrage, wenn das Haar plötzlich und büschelweise ausfällt. Die Behandlung sei jedoch in der Regel mit Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme verbunden und führe fast nie zu einem nachhaltigen Haarwachstum, schränkt Wolff ein.
Therapie von Alopecia nur sehr begrenzt möglich
Eine weitere Möglichkeit gegen den krankhaften Haarausfall vorzugehen, ist die sogenannte topische Immuntherapie mit einem Kontaktallergen wie Diphencyprone (DCP), wie Wolff sagt. Er betont aber: Das Kontaktallergen DCP ist nicht als Medikament zugelassen – es handelt sich dabei um eine Chemikalie. Diese wird auf die Kopfhaut aufgetragen. Durch die Reizung soll das Haarwachstum wieder angeregt werden. „Im Extremfall kann man davon Ausschlag am ganzen Körper bekommen.“
Einige Ärzte empfehlen auch die immunsuppressive Behandlung, wie sie bei Schuppenflechte und Rheuma durchgeführt wird, sagt Wolff. Dabei wird das Immunsystem mit Medikamenten unterdrückt – dies wiederum soll den Haarausfall verhindern. Patienten werden dadurch aber unter anderem auch anfälliger für Infekte. Er selbst wende diese Methode nicht an, sagt Wolff. Zuvor müsse die Behandlung in klinischen Studien genauer geprüft werden.
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Smith entschuldigt sich für Ohrfeige: „Du musst Deine Familie beschützen“
Direkt nach dem Vorfall bei den Oscars hatten sich viele Fans in den sozialen Medien und auch Beobachter in US-Medien gefragt, ob es sich bei der Ohrfeige um einen tatsächlichen Wutausbruch von Will Smith gehandelt hatte oder um eine abgesprochene Szene. Die Dankesrede von Smith ließ aber vermuten, dass er tatsächlich kurzzeitig die Beherrschung verloren hatte. „Du musst Deine Familie beschützen“, sagte er – so wie seine Filmfigur Richard Williams das mit den Töchtern Venus und Serena gemacht habe.
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Die Kunst imitiere manchmal das Leben, ergänzte er mit einem Lächeln, während ihm Tränen über die Wangen liefen. „Ich wirke wie der verrückte Vater“ – etwas, was Richard Williams auch vorgeworfen worden sei. Dabei wolle er ein Botschafter der Liebe und Fürsorge sein. „Ich entschuldige mich bei der Akademie und meinen Mitnominierten.“ Er hoffe, er werde wieder eingeladen.
Und auch bei Komiker Chris Rock selbst hat sich Smith inzwischen entschuldigt. „Mein Verhalten bei den gestrigen Academy Awards war inakzeptabel und unentschuldbar“, schrieb Smith am Montag bei Instagram. „Witze auf meine Kosten sind Teil des Jobs, aber ein Witz über Jadas Gesundheitszustand war zu viel für mich zu ertragen und ich habe emotional reagiert.“
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