Auf der Basis eines mathematischen Ansteckungsmodells haben Wissenschaftler der Berliner Humboldt-Universität ermittelt, an wie vielen Corona-Infektionen mindestens eine ungeimpfte Person beteiligt ist. "Über die tatsächliche Impfeffektivität besteht wissenschaftliche Unsicherheit", schreiben die Wissenschaftler um den Humboldt-Professor Dirk Brockmann, der am Robert Koch-Institut die Projektgruppe "Epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten" leitet. Aus diesem Grund legten die Wissenschaftler ihren Berechnungen zwei Szenarien zu Grunde, eines mit einer höheren Effektivität der Impfstoffe, eines mit niedrigerer Wirksamkeit (siehe auch untenstehende Infografik). Bei der Modellierung orientierten sie sich für die Schätzungen an Effektivitätsdaten aus Deutschland (höher) und Großbritannien (niedriger).
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Den R-Wert legte das Team in beiden Szenarien bei 1,2 an. Die Impfquote lag in beiden Szenarien über alle Altersgruppen verteilt bei etwa 66 Prozent. R-Wert und Impfquote bewegten sich damit im Modell in etwa auf dem Niveau der tatsächlichen Werte in Deutschland im Oktober und November 2021.
Infografik: Corona-Infektionen durch Geimpfte und Ungeimpfte
Das zusammengefasste Ergebnis: An acht bis neun von zehn Infektionen ist den Berechnungen zufolge mindestens eine ungeimpfte Person beteiligt. Je effektiver der Impfschutz ist, desto weniger Ansteckungen werden durch geimpfte Personen verursacht. Die Details sind in der untenstehenden Infografik visualisiert:
Die Impfraten im deutschsprachigen Raum seien aktuell viel zu niedrig für eine effektive Eindämmung des Virus, konstatieren die Autoren. Da Impfungen aber zu den wirksamsten Mitteln der Pandemiebekämpfung gehören, ist eine ihrer Empfehlungen, die Impfquote effektiv zu erhöhen. Dafür seien zusätzliche Maßnahmen nötig. Daneben bedürfe es einer Steigerung der Impfeffektivität, zum Beispiel durch Booster-Impfungen. Auch eine Reduzierung der Kontakte halten die Wissenschaftler weiterhin für geboten, vor allem unter Ungeimpften. Letzteres allerdings vor allem, um die aktuelle Welle zu brechen, da ein Anstieg der Impfrate erst mittelfristig Wirkung zeige.
Quelle: Maier et al, 2021 (Humboldt-Universität Berlin)
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