Männer in Utah müssen bei Schwangerschaften die Hälfte der Kosten übernehmen

Eine Schwangerschaft und die damit verbundenen medizinischen Untersuchungen kosten viel Geld. Damit Frauen mit der finanziellen Belastung in Zukunft nicht alleine dastehen, führt Utah als erster US-Bundesstaat im Mai ein neues Gesetz ein. Der Plan: Die Väter sollen für die Hälfte aller Kosten aufkommen. Die Motivation hinter dem Vorhaben zeigt aber auch ein problematisches Verhältnis zu Schwangerschaftsabbrüchen in dem Staat. 

Rund 4.500 US-Dollar kosten eine Schwangerschaft und die Geburt für US-amerikanische Schwangere, wenn sie eine Versicherung haben. Für Nicht-Versicherte sind die finanziellen Belastungen laut Organisationen mit durchschnittlich 10.000 US-Dollar mehr als doppelt so hoch. 

Mit dem neuen Gesetz sollen die Väter der Kinder nun dazu verpflichtet werden, sich an diesen Ausgaben zu beteiligen. Das betrifft nicht nur die tatsächlichen Kosten für medizinische Untersuchungen und die Geburt selbst, sondern auch die monatlichen Beiträge für die Krankenversicherung – sofern eine besteht. 

Die Väter sollen dabei allerdings nicht automatisch zur Verantwortung gezogen werden. Ähnlich wie beim Kindergeld müssen die Schwangeren erst einen entsprechenden Antrag stellen. Ist die Vaterschaft noch nicht eindeutig geklärt, können Männer die Zahlungen so lange aufschieben, bis sie bewiesen ist. Allerdings gibt es auch für die Schwangeren eine Bedingung: Sie müssen das Kind austragen.

Bei Schwangerschaftsabbrüchen entfällt die Unterstützung

Wer sich dazu entscheidet, ohne Einverständnis des Vaters die Schwangerschaft abzubrechen, hat laut dem Gesetz nämlich kein Anrecht auf Zahlungen – obwohl auch in jenem Fall medizinische Kosten von rund 1.000 US-Dollar anfallen würden. Davon ausgenommen sind Schwangerschaften, die das Resultat einer Vergewaltigung sind oder das Leben der Mutter gefährden würden. 

Damit werden aber auch die Ziele hinter dem Gesetz deutlich. Der republikanische Kongressabgeordnete Brady Brammer beschrieb das Vorhaben gegenüber der BBC als "pro life". Der Slogan wird von Abtreibungsgegnern genutzt und steht im Gegensatz zu "pro choice" – also die freie Wahl zum Schwangerschaftsabbruch. 

Hazel Brugger


"Ich glaube nicht daran, dass es so etwas wie 'Frauenthemen' gibt"

"Man kann schwangere Mütter und neue Babys unterstützen, ohne dass es um Abtreibungen gehen muss", so Brammer, selbst Abtreibungsgegner. Seiner Ansicht nach, sei ein Abbruch im Kern dadurch motiviert, dass eine schwangere Person in einer "sehr schweren" Situation sei. Die Kostenteilung würde diese Situation erleichtern. 

Kein Schutz gegen Probleme bei der Versorgung

Aktivistinnen kritisieren diese Haltung, weil einer Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch nicht automatisch finanzielle Schwierigkeiten oder Verzweiflung zugrunde liegen. Zudem befürchten sie eine restriktivere Abtreibungsregelung in dem Staat. Gleichzeitig zeigen Studien, wie jene des Guttmacher Institute, dass finanzielle Sorgen besonders oft als Grund für die Entscheidung zum Eingriff angegeben werden. 

Das Gesetzesvorhaben aus Utah wird von aktivistischen Gruppen und Frauenrechtsorganisationen dennoch auch positiv empfangen. Man begrüße die Bemühungen, um die Kosten für Schwangerschaft und Geburt zu teilen, so eine Sprecherin von "Planned Parenthood". 

An den grundsätzlichen Problemen ändere es aber wenig: Die Politik müsse sich aber auch um eine erweiterte Krankenversicherung, verbesserte Zugänge zu reproduktiver Gesundheitsversorgung und bezahlten Elternurlaub kümmern. Auch gegen die generell zu hohen Kosten für werdende Eltern trage das Gesetz zu wenig bei. 

Quelle: BBC

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