Wie lässt sich das Risiko für Herzinsuffizienz reduzieren?
Die Entstehung einer Herzinsuffizienz scheint durch die Behandlung einer Vorerkrankung mit einem Medikament gegen Akne in vielen Fällen verhindert werden zu können. So könnte durch die Verwendung eines sicheren Medikaments gegen Hauterkrankungen vielen Menschen das Leben gerettet werden.
Bei der aktuellen Studie unter der Beteiligung der Stanford University und der EMBL Heidelberg stellten die Forschenden fest, dass eine führende Ursache der Herzinsuffizienz effektiv mit einem Medikament gegen Akne behandelt werden kann. Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Cell Reports“ veröffentlicht.
Was ist die Hauptursache für Herzinsuffizienz?
Als Hauptursache der Herzinsuffizienz ist die sogenannte dilatative Kardiomyopathie (DCM) der häufigste Grund für die Durchführung einer Herztransplantation. Trotz jahrelanger Bemühungen, das Überleben der erkrankten Personen nach der Transplantation zu verbessern, liegt die 10-Jahres-Überlebensrate immer noch bei lediglich 50 Prozent, berichten die Forschenden in einer Pressemitteilung.
Was ist dilatative Kardiomyopathie?
Bei der dilatativen Kardiomyopathie handelt es sich um eine krankhafte Erweiterung (Dilatation) des Herzmuskels, besonders des linken Ventrikels. Der ausgedehnte Herzmuskel ist dann nicht mehr in der Lage, das Blut effektiv zu pumpen, was zu einem unregelmäßigem Herzschlag, Herzklappenproblemen und schließlich zur Herzinsuffizienz führen kann. Gegenwärtig wird die dilatative Kardiomyopathie mit Medikamenten behandelt, deren Funktion darin besteht die Belastung des Herzens zu reduzieren, erläutert die Forschungsgruppe.
Studie nutzte seltene Gelegenheit
Auf der Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten für Herzinsuffizienz nutzten die Forschenden die einmalige Gelegenheit, eine einzige Familie mit vererbter DCM zu untersuchen, wodurch ein besseres Verständnis der Erkrankung ermöglicht wurde. Da es sich um eine Erbkrankheit handelt, kann die Untersuchung des Genoms oder eines kompletten Satzes von DNA und Genen wichtige Informationen über die Mutation liefern, welche die Krankheit verursacht, erklärt das Team.
Spezielle Mutation konnte identifiziert werden
Die Forschenden suchten nach Unterschieden in den Regionen des Genoms, die Anweisungen zur Herstellung von Proteinen beinhalten. Ein Vergleich von Familienmitgliedern, welche mit einer Diagnose von DCM verstorben waren, bei denen DCM diagnostiziert wurde oder die nicht von DCM betroffen waren, ermöglichte die Identifizierung einer genetischen Mutation (P633L), welche das die Krankheit verursachende Protein RBM20 kodiert.
Rolle von RBM20 bei dilatativer Kardiomyopathie
Obwohl die Mutation bisher unbekannt war, ist bekannt, dass Veränderungen in RBM20 eine schwere Form der vererbten DCM verursachen, die häufig mit dem frühen Ausbruch einer Herzinsuffizienz im Endstadium in Verbindung gebracht werden kann, erläutert das Team.
Mutation verursachte Zelldefekte
Als die Forschenden die neue Mutation gefunden hatten, mussten sie nachweisen, dass es sich tatsächlich um die pathogene Mutation handelt, da zuvor bereits 30 Gene in Verbindung mit der Krankheit gebracht wurden. Mit der Hilfe von in-vitro-Zellmodellen zeigte das Team, dass die neu identifizierte Mutation verschiedene Zelldefekte verursacht.
Ergebnisse deuten auf potenzielle Behandlungsoption hin
Die Studie ermöglichte den Forschenden ein Verständnis darüber, wie die neu identifizierte Mutation DCM verursacht. Außerdem waren sie in der Lage, eine mögliche Behandlungsoption zu bestimmen. In der Datenbanken des Europäischen Bioinformatik-Instituts des EMBL fand die Forschungsgruppe eine passende Verbindung, welche zu einer potenziellen Lösung beitragen kann. Sogenannte All-trans-Retinsäure (ATRA) wurde als eine mögliche Behandlung von DCM identifiziert.
Akne-Mittel zur Behandlung von DCM?
TRA reguliert RBM20 und kann die Defekte in den veränderten Zellen teilweise beheben, berichtet das Team. ATRA ist ein Medikament zur Behandlung von Akne und akuter promyelozytärer Leukämie. Die Forschenden erklären, dass hiermit eine erhöhte Expression von RBM20 erreicht werden kann, die die unzureichende Expression des dilatativen Kardiomyopathie verursachenden Proteins überwinden könne. (as)
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