Weltweite Suizidrate sinkt deutlich

Die weltweite Suizid-Mortalität ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Zwar sei die Gesamtzahl der Suizide zwischen den Jahren 1990 und 2016 um knapp sieben Prozent auf 817.000 pro Jahr gestiegen, schreiben Forscher um Mohsen Naghavi von der University of Washington in Seattle im „British Medical Journal“. Berücksichtigt man jedoch das Bevölkerungswachstum der Menschen, sank die Mortalität in dem Zeitraum um etwa ein Drittel. „Das ist ein sehr erfreulicher Trend“, sagt der Psychiater Paul Plener von der Universitätsmedizin Wien, der nicht an der Studie beteiligt war.

Das Team bezieht seine Daten aus dem Großprojekt „Global Burden of Disease“. Das schätzt für 195 Staaten die Mortalität durch 264 Ursachen ab, aufgeschlüsselt nach Geschlecht, Altersgruppe und Region. In einigen Ländern könnte die Suizidrate jedoch deutlich höher sein, betonen die Forscher. Suizidversuche würden nicht überall erfasst, weil diese stigmatisiert oder verboten seien.

Männer stärker gefährdet als Frauen

Der Studie zufolge sind Männer in fast allen Weltregionen und in fast jeder Altersgruppe wesentlich suizidgefährdeter als Frauen. Nur in der Altersspanne zwischen 15 bis 19 Jahren ist die Suizidrate bei Mädchen und Jungen in etwa gleich. Im globalen Mittel nahmen sich altersstandardisiert im Jahr 2016 knapp 16 von 100.000 Männern das Leben, im Vergleich zu 7 von 100.000 Frauen. Demnach sank die Suizidrate bei Frauen in dem Untersuchungszeitraum um fast die Hälfte (49 Prozent), bei Männern um knapp ein Viertel (24 Prozent).

In fast allen Weltregionen nahm die altersstandardisierte Suizid-Mortalität während der untersuchten 27 Jahre ab. Anstiege verzeichnen die Forscher nur für das mittlere Lateinamerika (15 Prozent), für den wohlhabenden westlichen Pazifikraum (10 Prozent), für das westliche Afrika südlich der Sahara (4 Prozent) und für Osteuropa (1,4 Prozent).

In Osteuropa führen die Forscher den negativen Trend insbesondere auf den Zusammenbruch der Sowjetunion und die wirtschaftliche Krise etwa in Russland zurück. Global betrachtet gehe die Entwicklung aber in eine positive Richtung, betonen sie, vor allem wegen der bevölkerungsreichsten Länder: „Ein großer Teil der weltweiten geschätzten Abnahme geht auf den deutlichen Rückgang der Suizid-Mortalität während des Studienzeitraums in China zurück, und auf den geringeren, aber wichtigen Rückgang in Indien“, schreiben sie.

Rückgang in Indien und China

Die Entwicklung der beiden Länder erklärt demnach fast die Hälfte (44 Prozent) der weltweiten Abnahme. In China sank die altersstandardisierte Suizid-Mortalität demnach besonders deutlich um gut 64 Prozent, in Indien um gut 15 Prozent. Den Trend in China erklären die Autoren vor allem mit der deutlich verbesserten Lebensqualität und der besseren medizinischen Versorgung psychischer Erkrankungen.

In Europa sank die Suizid-Mortalität demnach besonders stark in Dänemark (60 Prozent) und in der Schweiz (50 Prozent). Laut Experten hätten eine bessere Prävention und therapeutische Versorgung zu dem Rückgang geführt. Außerdem seien Orte, an denen es besonders häufig zu Suiziden kam, abgesichert worden.

Deutschland taucht in dem Bericht nicht gesondert auf. Doch auch hierzulande ist die Suizid-Mortalität seit den Achtzigerjahren rückläufig. In Deutschland wurden im Jahr 1990 laut dem Statistischen Bundesamt etwa 12.700 Suizide erfasst, 2016 waren es rund 9800. Die Rate sank demnach von 17,5 pro 100.000 Menschen im Jahr 1990 auf knapp 11,9 im Jahr 2016. Bei Männern liegt der Wert in Deutschland bei 18,2 von 100.000, bei Frauen sind es 5,9.

Laut den Studienautoren könnten gerade nationale Präventionsprogramme die Rate der Suizide weiter senken. Solche Pläne würden bisher jedoch erst in wenigen Regionen und Ländern umgesetzt, etwa England, Guyana und Fiji. Auch Deutschland hat ein Nationales Suizidpräventionsprogramm (NaSPro). Generell gelte es, effektive Interventionen zu entwickeln, die auf den jeweiligen regionalen oder nationalen Kontext zugeschnitten seien, betonen die Forscher.

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