Wunderwerk Verdauung: 10 Zahlen, die Sie überraschen werden

Bis zu neun Meter Wegstrecke legt jeder Bissen zurück, den wir herunterschlucken. Dass auf diesen neun Metern viel passiert, lässt schon der optische und olfaktorische Wandel erahnen, den die aufgenommene Nahrung nach ihrer Reise durch den Körper vollzogen hat: Egal wie appetitlich die Speise ursprünglich aussah und duftete – am Ende sieht das Gegessene meist wenig ansprechend aus und hat auch in puncto Aroma deutlich an Attraktivität eingebüßt.

Was bei der Verdauung passiert, wissen indessen wenige so genau. Klar, irgendwie gelangen Zucker, Eiweiße, Fettsäuren, Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente aus dem Essen in den Körper. Aber wie? Und wo?

Station 1: Augen und Nase, oder: die Kopfphase

Die Verdauung beginnt noch vor dem ersten Bissen. Allein die Vorstellung, der Anblick und der Geruch einer leckeren Speise versetzen das Gehirn derart in Vorfreude, dass es gleich den Verdauungsapparat in Schwung bringt: Der Mund bildet vermehrt Speichel, die Magensäure-Produktion wird angekurbelt und auch die Leber bereitet sich auf die Verwertung der bevorstehenden Mahlzeit vor. Kopfphase nennen Mediziner diesen ersten Schritt der Verdauung.

Schon vor dem Essen produziert der Magen 30 bis 40 Prozent des Safts, den er für die Verarbeitung der Mahlzeit benötigt.

Station 2: Der Mund

Der Kiefer ist mit 28 Zähnen ausgestattet, hinzu kommen die vier Weisheitszähne. Die scharfkantigen Schneidezähne dienen vor allem zum Abbeißen, die Backenzähne sind dafür zuständig, die groben Stückchen zu feinem Brei zu zermahlen. Schluckbar wird der Speisebrei erst durch den Speichel. Dieser enthält Schleimstoffe, sogenannte Mucine, die den Speisebrei schön weich und flutschig machen.

Neben den Mucinen stecken im Speichel auch Verdauungsenzyme, die schon mal mit der Verwertung der Nahrung beginnen, indem sie Kohlenhydrate in Zucker zerlegen. Der Zucker wird dann von der Mundschleimhaut aufgenommen und ins Blut transportiert. Das heißt: Wenn man kohlenhydratreiche Lebensmittel isst, steigt der Blutzuckerspiegel bereits beim Kauen an.

Bis zu 1,5 Liter Speichel bilden die Speicheldrüsen jeden Tag.

Station 3: Speiseröhre und Magen

Schlucken dauert nur etwa fünf Sekunden. Kaum zu glauben, dass an diesem kurzweiligen Vorgang 20 Muskeln beteiligt sind. Sie sorgen dafür, dass der Nahrungsbrei aus dem Mund durch die etwa 25 Zentimeter lange Speiseröhre in den Magen gelangt und – ganz wichtig – auch dort bleibt.

Denn im Magen bekommt es die Nahrung mit einer ausgesprochen aggressiven Mischung aus Salzsäure, Schleim und Verdauungsenzymen zu tun, die in der empfindlichen Speiseröhre nichts zu suchen hat.

Dem Magen hingegen kann der saure Saft nichts anhaben, weil er mit einer neutralisierenden Schutzschicht ausgekleidet ist. Die Säure erfüllt im Magen einen wichtigen Zweck: Sie tötet Keime ab. Unterdessen zerlegen die Verdauungsenzyme Nahrungseiweiße und machen sie für den Körper verwertbar. Die Muskelschichten in der Magenwand kneten den Brei kräftig durch, damit er sich gut mit dem Saft vermischen kann.

Zwischen ein und vier Stunden Zeit nimmt sich der Magen für eine Mahlzeit. Die kürzeste Verweildauer haben Wasser und Kohlenhydrate, etwas länger bleiben Eiweiße, und am längsten braucht der Magen für fettreiche Nahrungsanteile.

Wenn der Magen mit seiner Arbeit fertig ist, sorgt die Magenmuskulatur dafür, dass die Nahrung portionsweise in den Dünndarm rutschen kann – ein Organ, dessen Oberfläche so groß ist wie ein Tennisplatz.

Station 4: Der Dünndarm

Die Innenwand des Dünndarms ist sehr faltig. Wäre sie glatt, würde sie nie und nimmer in den Bauch eines Menschen passen: Insgesamt verfügt der Dünndarm an seiner Innenseite über eine rund 200 Quadratmeter große Oberfläche.

Das hat seinen Sinn. Denn in der Wand des Dünndarms sitzen Zellen, die dafür zuständig sind, dem Speisebrei so viele Nährstoffe wie möglich zu entziehen. Je mehr Zellen in der Darmwand Platz haben, umso effizienter kann die Aufnahme der Nährstoffe ablaufen.

Die Länge des Dünndarms ist von Mensch zu Mensch verschieden. In der Regel misst er zwischen drei und sieben Meter.

Station 5: Der Dickdarm

Der Dickdarm ist nur etwa 1,5 Meter lang, dafür herrscht hier, im letzten Abschnitt des Darms, deutlich mehr Leben als im Dünndarm: Forscher schätzen, dass jeder Mensch durchschnittlich etwa 39 Billionen Bakterien rund 400 verschiedener Arten im Dickdarm trägt.

Da es sich überwiegend um nützliche Bakterien handelt, ist das kein Grund zur Sorge, sondern erfreulich. Die winzigen Organismen sind nämlich so nett, uns bei der Verdauung sogenannter Ballaststoffe zu helfen.

Ballaststoffe sind sehr gesund, unter anderem, weil sie im Verhältnis zu ihrem geringen Kaloriengehalt sehr gut sättigen. Dass wir aus diesen Pflanzenfasern überhaupt Energie gewinnen können, verdanken wir unseren Darmbakterien. Im Gegensatz zu unseren Verdauungsenzymen können Darmbakterien pflanzliche Zellwände knacken und die sperrigen Kohlenhydrate in kurzkettige Fettsäuren zerlegen, welche der Körper nutzen kann.

Leider tun die Bakterien dabei noch etwas: Sie produzieren Gas. Wer viele ballaststoffreiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Rohkost zu sich nimmt, hat daher zuweilen mit Blähungen zu kämpfen. Bis zu zwei Liter Gas entweichen dem Darm pro Tag.

Weniger gerne trennt sich der Darm von Flüssigkeit. Den 0,5-1,5 Litern Nahrungsbrei, die jeden Tag aus dem Dünndarm in den Dickdarm geschleust werden, entzieht der Dickdarm etwa einen Liter Wasser. Nach dem Eindicken bleiben noch höchstens 200 Gramm Kot übrig – es sei denn, man hat Durchfall.

Weitere Informationen

Onmeda-Lesetipps:

  • 10 Regeln für eine gesunde Ernährung
  • Ernährung bei Zöliakie: Was gilt es zu beachten?

Quellen:

Online-Informationen des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 28.2.2019)

Das natürliche Gebiss. Online-Informationen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung: www.kzbv.de (Abrufdatum: 28.2.2019)

Online-Informationen des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE): www.bzfe.de (Abrufdatum: 28.2.2019)

Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 28.2.2019)

Biesalski, C.: Ernährungsmedizin. Thieme, Stuttgart 2017

Behrends, J., et al.: Duale Reihe Physiologie. Thieme, Stuttgart 2017

Der Magen – Anatomie und Funktion. Online-Informationen der Krebsgesellschaft: www.krebsgesellschaft.de (Stand: 6.11.2017)

Sender, R., et al.: Revised Estimates for the Number of Human and Bacteria Cells in the Body. PLoS Biology, Vol. 14, Iss. 8: e1002533 (August 2016)

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