Wie Apotheken gerade ihre Existenzberechtigung verlieren

Wird es in Zukunft noch inhabergeführte Apotheken geben?Bleiben sie in ihrer jetzigen Form als niedrigschwellige Anlaufstelle fürPatienten bestehen – oder werden sie zu beliebigen Gemischtwarenläden, die sichim konsumorientierten Umfeld unseres Wirtschaftssystems behaupten müssen? Dr.Franz Stadler meint, dass sich diese Fragen an unserer grundlegenden Haltungzur Arzneimittelsicherheit entscheiden werden – und zwar jetzt.

Warum gibt es Apotheken? Welchen Zweck erfüllen sie inunserer Gesellschaft? Ist doch klar, werden die Meisten sagen, die sind für dieVersorgung mit Arzneimitteln zuständig. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.Die Arzneimittelversorgung an und für sich – oder genauer: den reinen Vertriebvon Arzneimitteln – könnten auch andere Strukturen übernehmen, vomVersandhandel bis zu Drogerien oder im Extremfall auch Gemischtwarenhändler.Macht man sich aber bewusst, dass Arzneimittel ein besonderes Gut sind, dass esum deren Qualität, deren Wirksamkeit und Unbedenklichkeit geht und dass sie nurin den Fällen eingenommen werden dürfen und sollen, in denen es angezeigt undsinnvoll ist, dann versteht man, warum sie eigentlich nur von Apotheken, dievon qualifizierten Apothekerinnen und Apothekern geleitet werden müssen,abgegeben werden dürfen. Es geht also tatsächlich um Arzneimittelsicherheit unddamit um nicht weniger als die Gesundheit der Menschen, die uns vertrauen.

Vor diesem Hintergrund sind viele gesundheitspolitische Entscheidungender letzten Jahre unverständlich. Wirtschaftliche Liberalisierung bedeutet inaller Regel nicht besseren Handel, sondern nur mehr Handel. Man könnteargumentieren, dass Politik immer das Suchen und Finden von Kompromissen ist,doch gerade im hochsensiblen Bereich der Arzneimittelversorgung trifft das nursehr bedingt zu. 

Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit gefällig?

Importquote:Obwohl selbst Krankenkassen wie die AOK Baden-Württemberg sich klar gegen eineImportquote ausgesprochen haben und obwohl sich der Parallelim- und exportimmer mehr zu einem Problem der Arzneimittelversorgung entwickelt, findet sicheine identische Fortschreibung der Importquote sowohl im neuen Rahmenvertragzwischen GKV-Spitzenverband und DAV als auch im letzten Entwurf des GSAV vonJens Spahn. Dabei wird weder auf Arzneimittel fragwürdiger Herkunft, die überFirmen wie Lunapharm importiert wurden, noch auf die immer häufigerenLieferengpässe, verursacht auch durch den zunehmenden Export, und schon garnicht auf die fehlende Arzneimittelsicherheit, z.B. durch unnötige mechanischeBelastungen oder Temperaturschwankungen von empfindlichen Wirkstoffen beim(überflüssigen) Transport durch halb Europa, Rücksicht genommen. Dassgrundsätzliche moralische Bedenken in diese wirtschaftlich begründetenEntscheidungen keinen Eingang finden, wundert einen schon lange nicht mehr.Dass jetzt aber im neuen Rahmenvertag zwar die Möglichkeit eingeräumt wurde,pharmazeutische Bedenken zu äußern und so die Abgabe von Importen zu verweigern,aber der gleiche Vertrag eine Importzielgröße von zwei Prozent des prinzipiellimportfähigen Umsatzes festschreibt und damit jeden, der pharmazeutischeBedenken äußert, finanziell bestraft, ist ein schlechter Witz und sollte nieunterschrieben werden.

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