Masernfälle: Fast die Hälfte der Erkrankten sind Erwachsene

Fast jede zweite Masern-Erkrankung tritt inzwischen bei Erwachsenen auf. „Das durchschnittliche Alter der Masernfälle ist seit Beginn der Meldepflicht im Jahr 2001 konstant gestiegen“, heißt es in einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Die Anfrage hatte die FDP-Bundestagsfraktion gestellt.

Demnach entfielen im Jahr 2001 noch rund 55 Prozent der gemeldeten Masernfälle auf Kinder im Alter von einem bis neun Jahren, 2018 waren es nur noch 31 Prozent. „Der Anteil der Masernfälle bei Erwachsenen im Alter von 20 Jahren und älter lag im Jahr 2001 bei 12 Prozent und im Jahr 2018 bei 47 Prozent“, so das Gesundheitsministerium unter Verweis auf Meldedaten des Robert-Koch-Instituts (RKI).

Den Angaben zufolge gab es in Deutschland im laufenden Jahr bis zum Stichtag 8. April 310 gemeldete Masernfälle. 2018 waren es insgesamt 543. In der Zehn-Jahres-Bilanz war 2015 das Jahr mit den weitaus meisten Masern-Erkrankungen. Damals wurden bundesweit 2465 Fälle gezahlt.

Masern: Rheinland-Pfalz prozentual am stärksten betroffen

Die Zahlen des Gesundheitsministeriums geben auch Aufschluss über die regionale Verteilung der Erkrankungen. Im laufenden Jahr entfällt das Gros der Erkrankungen auf die Länder Nordrhein-Westfalen mit 101 Fällen, Baden-Württemberg (47), Niedersachsen (46) und Bayern (36). Gemessen an der Einwohnerzahl ist Rheinland-Pfalz mit 6,1 Erkrankungen pro 1000 Einwohner aktuell am stärksten von Masern betroffen. In Schleswig-Holstein sind bis zum 8. April vier Fälle gemeldet worden, in Sachsen 15, in Berlin 12, in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt dagegen noch kein einziger.

2017 waren den Angaben zufolge bundesweit 97,1 Prozent der Schulanfänger, die bei der Eingangsuntersuchung ihren Impfpass vorlegten, mindestens einmal geimpft. „Die für die Masern-Elimination angestrebte Impfquote von mindestens 95 Prozent für die zweite Impfung wurde nur von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erreicht“, so das Gesundheitsministerium. Baden-Württemberg habe 2017 mit einer Quote von 89,1 Prozent für zwei Masernimpfungen den im Ländervergleich niedrigsten Wert bei den Schuleingangsuntersuchungen erreicht.

Masern-Impfung: Fünf Prozent der Eltern lehnen sie ab

In der Regierungsantwort wird auch zum Thema Impfgegner Stellung genommen. Nach einer Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung lag der Anteil der Eltern, die Impfungen „ablehnend“ oder „eher ablehnend“ gegenüberstehen, im Jahr 2016 bei insgesamt fünf Prozent – drei Prozentpunkte weniger als vier Jahre zuvor.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte in dieser Woche einen Gesetzentwurf für eine Masernimpfpflicht bei Kindern vorgelegt. Aus Sicht der Liberalen sind die Pläne „reiner Aktionismus“. „Wir haben Impflücken – jedoch nicht nur bei Kindern, sondern gewaltige Impflücken bei Erwachsenen“, heißt es in einem Positionspapier der FDP-Bundestagsfraktion, das dem RND vorliegt. „Es sind diese Impflücken, die der so wichtigen Herdenimmunität entgegenstehen. Der überwiegende Teil der Erwachsenen kennt nicht mal seinen eigenen Impfstatus. Das ist skandalös in einem Land, das alle Möglichkeiten hat, zahlreiche Infektionskrankheiten auszulöschen.“

Gerade bei jungen Erwachsenen sei in den vergangenen Jahren ein dramatischer Anstieg an Masernerkrankungen zu beobachten: „Aber bis heute gibt es kaum niederschwellige Impfangebote.“ FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann sagte dem RND: „Wir brauchen einen elektronischen Impfausweis. Aber dieser darf keine Beta-Lösung sein und auch kein Flop wie die Gesundheitskarte.“

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